Getrennt gemeinsam?

In seiner nächsten Sitzung wird der Schulausschuss dem Kreistag eine Empfehlung zur Gemeinschaftsschule Bad Liebenstein geben. Die Kreistagsfraktion der LINKEN steht dem Kerngedanken der Gemeinschaftsschule, dem längeren gemeinsamen Lernen, äußerst positiv gegenüber.

Deshalb suchte man bereits im Herbst des vergangenen Jahres den Kontakt zur Regelschule Bad Liebenstein, um sich das Konzept der geplanten Gemeinschaftsschule erläutern zu lassen. Die Bad Liebensteiner Pädagogen und Eltern haben nach Ansicht der LINKEN ein Thema angestoßen, welches nun endlich auf die Tagesordnung in ganz Thüringen gehört. Dies ist das Verdienst der Liebensteiner.

Schulausschussmitglied Falk Hausdörfer, der selbst als Lehrer arbeitet, sieht jedoch mit seiner Fraktion unter den gegebenen Umständen für die nachhaltige Entwicklung einer Gemeinschaftsschule keine Chance. Dies liege aber nicht an den handelnden Personen vor Ort.

Seine Kritik richtet sich an das Thüringer Bildungsministerium, welches nicht bereit sei, das längere gemeinsame Lernen flächendeckend einzuführen und im Gegensatz dazu weiterhin auf die frühe Trennung nach der 4. Klasse setze. »Eine Gemeinschaftsschule bei gleichzeitiger Beibehaltung des Gymnasiums ab Klasse 5 kann nicht funktionieren, es wäre eine Regelschule mit lediglich anderem Namen und käme einem Etikettenschwindel gleich. Im Grunde genommen ändere sich nichts.

Gemeinsames Lernen kann doch nur, wie der Name es sagt, gemeinsam gehen. In Thüringen gibt es gemeinsames Lernen in sehr erfolgreicher Form nur in der Grundschule, danach ist leider Schluss” so Hausdörfer, der harsche Kritik am Bildungsstandort Deutschland übt. Von einem »Bildungssystem” könne nicht mehr die Rede sein, man habe einen chaotischen Flickenteppich mit hunderten z.T. kleinkarierten und unterschiedlichen Gesetzgebungen in den verschiedenen Bundesländern.

Eine konsequente Bildungsreform sei in Deutschland, wie auch in Thüringen, längst überfällig. Dazu gehöre das endgültige Beenden des Trennens und Separierens der Kinder nach Klasse 4, so Hausdörfer weiter. Unter den jetzigen Bedingungen bestehe sogar die Gefahr, dass sich das gut gemeinte Projekt Gemeinschaftsschule in drei bis vier Jahren totgelaufen habe. »Wir als LINKE möchten aber die Gemeinschaftsschule verbindlich und flächendeckend für ganz Thüringen” so Falk Hausdörfer abschließend.

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