Goldene Kulturkeule für Kultusminister

Am Freitag versammelten sich rund 400 Mitarbeiter und Freunde des Eisenacher Theaters vor dem Rathaus, um für den Erhalt des Landestheater Eisenach und gegen die finanziellen Kürzungen zu demonstrieren.
Auf Plakaten und Transparenten sprachen sich die Künstler gegen die angedrohte Rodung der Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft aus.
Das Kultusministerium hat Kürzungen der Landeszuschüsse (von 4,2 auf 1,5 Millionen Euro ab 2009) angekündigt.
Eisenachs Intendant Dr. Michael W. Schlicht sagte, dass die Ankündigung des Kultusministers Prof. Dr. Jens Goebel «Theatermord» sei, der nicht nur Eisenach, sondern auch die Theater Rudolstadt /Saalfeld, Nordhausen und die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl betreffe, die mit ähnlich drastischen Kürzungen rechnen müssten. Dabei handele es sich letztlich nur um ein Promille des gesamten Landeshaushaltes, die diesen nicht ernstlich aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Er rief dazu auf Protestnoten an den Kultusminister und den Ministerpräsidenten zu schreiben, sowie auch Unterstützerbriefe an die Presse und das Theater zu senden.

Oberbürgermeister Matthias Doht steht zu seinem Eisenacher Theater: «Eisenach ohne Theater ist, so als ob einem eine Hand fehlen würde. Wir werden auf allen Ebenen versuchen, unser Theater zu retten». Aus Wut, Entsetzen und Enttäuschung sei bei «Kraft für den Kampf» gewachsen.

Lange Schlangen bildeten sich nicht nur bei den Unterschriftenlisten, sondern auch am Stand mit der vom Eisenacher Theater kreierten «Thüringer Kulturwurst». In Anspielung auf die bevorstehende Kürzung der Landesmittel um zwei Drittel verkaufte Chefdramaturg Stefan Bausch Thüringer Bratwürste zum Preis von 1,50 Euro, von denen jedoch zuvor zwei Drittel abgeschnitten wurden.

Im Anschluss an die Kundgebung in Eisenach fuhren zwei Busse voll Theatermitarbeitern und -freunden nach Schmalkalden, um dort die Premiere von «DIE PACK´SCHEN HÄNDEL oder wie es zum Schmalkaldischen Frieden kam – fast eine Komödie» zu besuchen. Kultusminister Goebel trat dort als Schauspieler auf.

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Ein belustigtes Raunen ging durch die Reihen der Zuschauer als Goebel als König Ferdinand seinen Auftrittssatz über die Rampe im Hof von Schloss Wilhelmsburg brachte: «Gott sei Dank haben wir diesen offiziellen Schnickschnack endlich hinter uns gebracht. Gehen wir zum gemütlichen Teil über. So lieber Herzog Georg, Ihr wolltet mir einen Vorschlag unterbreiten. Dann lasst mal hören!»

Zwar nicht als Herzog Georg, sondern in seiner Funktion als Intendant trat beim Schlussapplaus Dr. Schlicht auf die Bühne und überreichte dem Minister ein kleines Säckchen mit dem Erlös von 78,50 Euro aus dem Verkauf der «Thüringer Kulturwurst» als Anteil und Finanzierungsvorschlag für den Kulturhaushalt.

Einen deutlich größeren Sack brachten dann der Eisenacher GMD Tetsuro Ban, die Leiterin des Jungen Theaters Eisenach Anja Horst und Chefdramaturg Stefan Bausch unterstützt von zahlreichen Theatermitarbeitern auf die Bühne. Schlicht öffnete ihn und zum Vorschein kam eine große goldene Keule, die er auch an Goebel übergab, in der Hoffnung, dass diese «goldene Kulturkeule» nicht zum Einsatz kommen würde bei der Rodung der Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft, sondern im Sack bleiben könne und die Thüringer Theater in ihrer derzeitigen Form auch über 2009 erhalten bleiben würden.

Der Minister bedankte sich und sagte, dass es auch über diesen Zeitpunkt hinaus noch eine Theaterlandschaft in Thüringen geben würde. In welcher Form jedoch ließ er offen. Man stehe ja erst am Anfang der Gespräche.

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