Hochschulpolitik und Abitur

In der vergangenen Woche tagte in der Wartburgstadt Eisenach der Deutsche Burschentag. Über 1500 Aktive und «Alte Herren» kamen nach Eisenach. Neben den Beratungen über die Interna der Deutschen Burschenschaft (DB), wie den Finanzen und den neuen Strukturen, ging es auch um die Hochschulpolitik.
Der Akademische Verband stellte fest, dass das Bildungsniveau in Deutschland nicht mehr den Ansprüchen genüge.
Schon vor Jahren forderten sie von den politisch Verantwortlichen, das Abitur wieder zur Hochschulreife zu machen. Hier gehe es nicht um soziale Breite, sondern um das Wissen. Das Niveau sei zu erhöhen. Auch wandte man sich gegen die Praxis der Unternehmen, verstärkt Abiturienten als Auszubildende einzustellen. In diesem Zusammenhang forderten sie auch, die Real- und Hauptschulabschlüsse aufzuwerten. Damit erziele man einen qualifizierten Einstieg ins Berufsleben.
Weiterhin traten die deutschen Burschenschaften gegen die Erhebung von Studiengebühren auf. Universitäre Bildung sei nicht eine Frage der finanziellen Ausstattung, sondern vielmehr der Leistungsorientierung und des persönlichen Einsatzes. Die Vermutung liege nahe, so Sven Weihmann, hochschulpolitischer Sprecher der DB, das die Studiengebühren ohne ausdrückliche Zweckbindung zum Sanieren der maroden Landeshaushalte dienen sollen.
Auf den Prüfstand solle man auch die neuen Studienabschlüsse (Bachelor) stellen. Hierzu bedürfe es größerer Aufklärung zu Inhalt, Möglichkeiten der weiteren Ausbildung und der Anerkennung. Gerade in der Wirtschaft sei dieser Abschluss relativ unbekannt und würde kaum ausgeschrieben. Weihmann sehe diesen als «preiswerten Abschluss». Eine Weiterführung des Studiums an der gleichen Uni oder Hochschule sei als Bachelor kaum möglich.

Zum Burschentag in Eisenach würdigten die über 1500 Teilnehmer aus 129 Verbindungen den 190. Jahrestag der Gründung der Urburschenschaften in Jena. Deshalb ging es mit einem Dampfsonderzug von Eisenach nach Jena zum Festakt. Dort sprach Vera Lengsfeld (MdB) zur Deutschen Burschenschaft.

Traditionell fand in der Werner-Aßmann-Halle Eisenach der Kommers statt. Dort sprach Bremens Bürgermeister a.D. Hartmut Perschau zu den Gästen. In seinem Vortrag «Die Deutsche Nation im 15. Jahr der Einheit – Anforderungen angesichts Europäisierung und Globalisierung» würdigte er die Rolle der ostdeutschen Menschen zur Wende. Sie haben mit dem politischen Umbruch für ein neues Europa gesorgt. Dadurch habe sich das Gesicht Europas verändert und man müsse diesen Menschen in den neuen Ländern dankbar sein. Dies sollte sich auch im Verhalten ihnen gegenüber zeigen. Er forderte Mobilität der Menschen, aber in die richtige Richtung. Perschau würdigte die wichtige Rolle Eisenachs in Deutschland in der Geschichte, mit den vielen namhaften Persönlichkeiten und der Industrie.

Eisenachs Bürger waren am Freitag zum Bürgerfest unterhalb des Burschenschaftsdenkmals eingeladen, um gemeinsam mit den Studenten zu feiern.
Das traditionelle Fußballspiel der Mannschaft der Deutschen Burschenschaft gegen ein Eisenacher Team ging für die Gäste mit 6:13 verloren. Eisenach vertraten die Kicker von Stedtfeld II.

Als Vorsitzende Burschenschaft wird Alemannia Stuttgart den Burschentag für 2006 vorbereiten. «Leider werde man die Fußball-WM wegen unseres Burschentages nicht verlegen», so die Organisatoren. Trotzdem werde man nach Lösungen in Eisenach suchen. Die Eröffnung des Burschentages fällt mit der Eröffnung der WM zusammen. Die Fäden für die Vorbereitung in Eisenach laufen bei einem Eisenacher zusammen. Stefan Teufel ist Mitglied der Alemannen Stuttgart und studiert Luft- und Raumfahrttechnik im letzten Jahr. Er machte sein Abitur 1999 am Elisabeth-Gymnasium.

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