Im Zauberzirkuszelt

«Kommen wir morgen wieder?», oder «Alles hat mir gefallen!» oder «Können wir das Pony nicht mit nach Hause nehmen?», so äußerten sich die ganz Kleinen lauthals unmittelbar nach der ersten Show des Thüringer Zirkus «Atlas» an der Spicke, und deren Eltern oder Großeltern konnten dem nur zustimmend zunicken. Entführte doch der altehrwürdige Zirkus «Atlas» seine Zuschauer zuvor für circa zwei Stunden in sein Reich des Fantasiespiels, der Staunstimmung und der alltagsfernen Abenteuerträume ins Zirkuszauberzelt. Laut läutete das Little-live-Orchester den Abend ein, der Impressario verkündete sein «Manege frei» und all die vielen kleinen Kinderaugen wurden größer und größer, die der Erwachsenen selbstverständlich auch. Vier Kamele kreisten dann ihre Runden, drehten sich ungewohnt geschickt und postierten sich auf den Podesten, Don Ricardo zeigte sich für deren Gewandtheit peitschezischend verantwortlich. Darauf stürzte und sprang das kleine, lauffreudige Lama Hansi in die Manege, gefolgt von Mini und Maxi, Kleinpony und Großpferd, die kongenial ihre Kunststückchen präsentierten, wobei Maxi es profihaft verstand, sich zu verbeugen.

Nach den Tierdressuren folgten die Luftakrobatinnen, die sich mittels eines Tuches in die Höhen schwangen, dort ihre Silhouetten drehten, schwindelerregend schön und großartig graziös. So mancher nicht nur der Kleinen, sperrte da gespannt den Mund sperrangelweit auf, mucksmäuschenstill sitzend. Dasselbe auch bei Denise, die ihren kleinen, zierlichen Körper kautschukakrobatisch bis zum Boden oder durch ihre Beine bog, was das Zeug hielt, dabei ganz locker wirkte, aber auch elegant und ähnlich einem alten Hasen im Zirkusgeschäft. Nach den halsbrecherischen Verbiegungen nahm die Cowboyshow ihren Lauf mit diversen Messerwürfen auf hübsche Assistentinnen oder verwegenen Lassotänzen. Und immer während aller Einlagen bewährte sich die kleine Kapelle als lautstarker Unterstützer der Show, das gesamte musikalische Repertoire abdeckend. Aber auch die anderen, vielen Programmpunkte sollen nicht unerwähnt bleiben, so der altbekannte, das Publikum anheizende «Egon Elgano», der auf Fingern, der Stirn, auf Stäben alles drehte und jonglierte, was nicht niet und nagelfest war, darunter Sekt, Glas, Tablett und selbstverständlich auch den Korken. Oder die seiltanzende Schöne, die zum Spaß blasenden Clowns, mit ihrer Operation «Ausweglos» gegen die rebellische Zirkuschefin, die kleinen Strolche, die Reifendame, der Feuerschlucker, das Rätsel der goldenen Kugel oder ganz besonders atemraubend Eddy, der auf insgesamt fünf Stühlen seine Handstände auf schwankendem Untergrund wagte, spannend und souverän.

Mächtig applaudierte beständig die begeisterte Schar dazwischen, Pfiff und schrie unentwegt, auf die Frage: «Wollt Ihr mehr?», donnerte sie ohrenbetäubend mit mehreren «Jaaas!». Und die Augen der vielen Kinder strahlten unentwegt über alles Dargebotene, bis hinauf zur Zirkuszeltdecke. Auch natürlich noch als in der Pause oder nach der Show, als das Kamelsitzen anstand oder das traditionelle Ponyreiten. Der altehrwürdige Zirkus «Atlas», seit 1857 bestehend, bereits in der 7. und 8. Generation, machte seinem Namen alle Ehre. Und ob das Pony nun wirklich mit nach Hause genommen werden konnte, entzieht sich des Berichterstatters Kenntnis.

Thomas Seifert

Nächste Veranstaltungen: Freitag 18 Uhr, Samstag, 15 und 18 Uhr, Sonntag 11 Uhr. Familientag ist Freitag.

Anzeige