„Junimärchen“ auf der Brandenburg

Juni – die Zeit der Reife in der Natur: aus Blüten werden Früchte, aus Träumen wird Realität. In diesem Zeichen steht das neue gemeinsame Theaterstück der Ruhlaer Schultheatergruppe Kreuz AS in Zusammenarbeit mit dem Amateurtheater Werralöwen, an dem man seit dem September 2012 gemeinsam geschrieben hat. Zielgerichtet allerdings erst seit dem Mai diesen Jahres, da man zwischenzeitlich noch zwei andere Projekte verfolgte: die Wiederentdeckung des in Buchenwald ums Leben gekommenen österreichischen Komödienautors Jura Soyfer mit dem Programmabend „Weltuntergang“ aus Anlass seines 100. Geburtstages und die schräge Komödie „Superbullen“.

Im Mittelpunkt der Aufführung, die zugleich modernes Jugendtheater und Historienspiel ist, stehen also weibliche Teenager, die im Kampf um die Gunst der Jungs die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht haben und machen. Ganz besonders Ines, eine doch etwas schüchterne Sechzehnjährige, die unsterblich in einen nur etwas älteren jungen Mann verliebt ist, durch-lebt die seltsamsten Freuden und Ängste. Und da sind die Freundinnen und Feindinnen: die einen wollen ihr mit mehr oder weniger geeigneten Tipps helfen IHN zu erobern, die anderen verleiden ihr das große Glück. Da gibt es äußerst komische Szenen, aber auch Begebenheiten, in denen das Mitgefühl des Publikums sicher auf Ines‘ Seite ist.

Und dann – ja, dann gibt es da ihre Träume. Die wirklich geträumten Träume: vom ersten Kuss, von der gemeinsamen romantischen Bootsfahrt, von dem zufälligen Treffen in Kassel, bei der er sie nicht einmal erkennt. Aber – woher kommen auf einmal all die seltsamen Märchengestalten in ihren Träumen, alle den Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen (deren Kinder- und Hausmärchen ja vor 200 Jahren erstmals erschienen), aber irgendwie in Unordnung geraten? Und wieso haben alle diese Märchenfiguren doch etwas mit ihrer Liebessehn-sucht und -qual zu tun?

Besonders eine Märchenfigur, die man nur in der allerersten Ausgabe der Grimmschen Märchen entdecken kann (weil sie dann aus der Textsammlung verbannt wurde), bemächtigt sich immer wieder ihrer Träume – es ist zwar nicht der Schmied von Ruhla, aber es ist ein sehr gewiefter Schmied (niederdeutsch Schmidt), der ähnlich wie einst Faust einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat …

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Theater für die ganze Familie – das ist das Motto für die Akteure um Stückeschreiber und Regisseur Harry Weghenkel in dieser Saison: die Großeltern werden sich amüsiert an ihre eigenen ersten Liebschaften erinnern, die Elterngeneration wird sich sicherlich sehr lebendig mit dem pubertierenden Verhalten ihrer eigenen Sprösslinge konfrontiert sehen, die Jugend von heute dürfte durchaus staunen über die humoristische Dimension oder die tiefere Bedeutung, die sich in dem ein oder anderen Märchen verbirgt, und die Jüngsten werden einfach ihre Freude daran haben, bekannte Märchengestalten in ungewöhnlichen Situationen wieder zu entdecken.
Für die Liebhaber der deutschen Sprache sei angemerkt, dass das „Junimärchen“ durchgängig in Blankversen geschrieben ist, also diesbezüglich durchaus mithalten kann mit Shakespeares „Romeo und Julia“ oder Schillers „Jungfrau von Orleans“. Aber erstaunt und amüsiert wird man feststellen, dass diese alten rhythmischen, fünfhebigen Jamben durchaus auch geeignet sind Kraftausdrücke des aktuellen Jugendjargons in sich aufzunehmen.

Und wie schon im Jahr 2011 bei der Aufführung des Historienspiels „Eisern“ um den Thüringer Landgrafen Ludwig und den Schmied von Ruhla darf man sich auf eine Kooperation zwischen der Schultheatergruppe Kreuz AS und dem Amateurtheater Werralöwen freuen.

Erleben Sie also beinahe 30 jugendliche und erwachsene Amateurschauspieler zum zweiten Mal gemeinsam in einer kurzweiligen Inszenierung auf der Brandenburg.
Das Theaterspektakel wird (zuzüglich einer Pause nach dem dritten Akt) etwa 105 Minuten dauern.

Eintritt 10,00 € (ermäßigt 6,00 €)
Karten nur an der Abend- bzw. Tageskasse
bei Dauerregen Aufführung in der Lauchröder Martinskirche

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