«Juristen – böse Christen» (Martin Luther)

Auf dem letzten Vortragsabend des Geschichtsvereins vor der Sommerpause ging Prof. Dr. Lingelbach von der Universität Jena der verdichteten Kritik Martin Luthers am Juristenstand seiner Zeit auf den Grund. Gerichtet war diese ernste moralische Anklage an habgierige Juristen, die an der Seite der Mächtigen standen und mit ihren Spitzfindigkeiten listig das Recht der Armen beugten ohne auf die Wahrheit zu achten.

Im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungen hin zur frühen Neuzeit wurde aus dem «guten alten» Recht, das von vielen Gewohnheiten geprägt war, ein verweltlichtes verwissenschaftlichtes aufgeschriebenes Recht, das nur von wenigen Studierten beherrscht wurde. Dieser Wechsel im Rechtsverständnis und in den Rechtsstrukturen hatte sich bereits knapp 200 Jahre zuvor in Oberitalien vollzogen und erreichte nun im 14./15. Jahrhundert Mitteleuropa. Mit der Entwicklung des Gelehrtenstandes sprachen nicht mehr Laien Recht, sondern Gelehrte in einer doppelt fremden Sprache: Latein und im Fachterminus.

Luther kannte sich in der Materie aus, hatte er doch auf Wunsch seines Vaters in Eisenach perfekt Latein gelernt und in Erfurt begonnen Jura zu studieren. Seine Kritik richtete sich insbesondere gegen die spitzfindige Buchgelehrsamkeit der damaligen Kirchenrechtler.

Übrigens gibt auch einen Schutzheiligen der Juristen, nämlich den heiligen Ivo aus Frankreich. Er war ein bretonischer Advokat und Priester. Seit er im Himmel ist, soll Petrus die Leiter eingezogen haben und kein Jurist sei seit dem wieder in den Himmel gekommen.

Nächster Vortrag im Geschichtsverein ist am 8. Oktober 2013.
Für die Exkursion am 8. Juni 2013 nach Weimar gibt es noch freie Plätze.

Anzeige
Anzeige