Kannibalismus, Kamasutra und Carrell
Bei Schauspielern ist es wohl ungeschriebenes Gesetz und Grundtalent zugleich, dass sich der spielende Mensch jederzeit in die Rolle anderer Menschen hineinversetzen kann. Dabei gibt es selbstverständlich auch in diese Branche gewisse Vorzüge. Viele Fernsehschauspieler treten häufig immer wieder als „Böser“ in Erscheinung, andere spielen häufig das Naivchen oder den großen Helden.
Bei Eisenachs Schauspielleiter Boris C. Motzki sind es wohl die großen Entertainer und Showmaster des vergangenen Jahrhunderts, die besonders gut von ihm gemimt werden können. Thomas Gottschalk und auch Dieter Thomas Heck brachte er in zwei Ausgaben des Theaterformats „Eisenacht“ schon auf die Bühne. Am gestrigen Samstag dann war es auch noch die Moderationslegende Rudi Carrell, die Motzki in liebevoller und witziger Art parodierte und selbst darstellte. Denn wieder einmal hatten Mitglieder des Eisenacher Schauspiels und der Ballettkompanie des Landestheaters zur Eisenacht in die dritte Etage des Schauspielhauses geladen.
Wie schon bei den vergangenen Malen hatten sich die Künstler eine legendäre deutsche Fernsehshow herausgesucht und diese in einem kurzweiligen und humoristischen Schauspiel nett verunglimpft und auf Eisenach heruntergebrochen.
Dabei war es diesmal die in den 80er und 90er Jahren bekannte Liebessendung „Herzblatt“, die Motzki und Mitspieler aufs Korn nahmen. Wie beim großen Fernsehvorbild war ein Mann, Roman Herzog aus Wien (alias Schauspieler Roman Kimmich) von seinen drei potentiellen Herzblättern getrennt. Unter Anleitung von Boris Motzki durfte er die drei, welche allesamt ganz „wunderbare“ Charaktere waren, nacheinander ausfragen.
Dabei hatte Herzog, die freie Wahl zwischen der ökologisch orientierten und vor allem emanzipierte Jannike Federstein (alias Jannike Schubert), der sexuell willigen aber dafür weniger intellektuellen Julia Dabbes (alias Julia Grunwald) und der kannibalistisch angehauchten und extrovertierten Zanna Satre (alias Zanna Cornelis). Und auch wenn hin und wieder nicht ganz klar war, ob die potentiellen Liebschaften den jungen Mann unterdrücken oder ganz und gar mit Haut und Haaren vernaschen wollten, fiel am Ende der Sendung die Entscheidung.
Jannike Federstein hatte durch leicht männliche Andeutungen und eine Einladung zum kollektiven veganen Kochen an Herzogs Mutter das Rennen gemacht. Gemeinsam durften die Frischverliebten dann mit dem Herzblatt-Hubschrauber an den Eisenacher Prinzenteich zum gemeinsamen Entenfüttern, wo sich aber schnell die ehrliche Misere eine solchen Fernsehschow offenbarte. Denn während Federstein die kleinen Enten liebkoste, nutzte der Liebhaber sie als fliegende Sportobjekte.