Köckert las neues Märchen
Es ist schon Tradition, dass Christian Köckert (MdL) als Schirmherr des Vorlese-Wettbewerbes fungiert. Und dazu gibt es immer ein Märchen. Autorin ist auch in diesem Jahr Gisela Büchner. Sie erweckte Ritter Georg und den Drachen zum Leben. Lese-Schorsch und Leopold Lindwurm erlebten diesmal wieder viel Nachdenkliches.
Hier das Märchen freundlicher Weise von Gisela Büchner zur Verfügung gestellt, vorgetragen von Christian Köckert am Samstag in der Städtischen Bibliothek:
Ohnelesengehtesnicht!
Wenn ein junger Ritter langsam erwachsen wurde, so war es Brauch auf der Hanjörg-Burg, ihn in die weite Welt zu schicken. Das war schon seit vielen Generationen so. Auf seinen Reisen durch ferne Länder und in fremde Städte konnte der junge Ritter Erfahrungen sammeln, sein Wissen und seine Kenntnisse erproben und vertiefen und sich auch die so genannten Hörner abstoßen.
Wenn der junge Ritter – wie in unserem Falle – darüber hinaus noch mit einem jungen Drachen befreundet war, lag es nahe, beide hinaus in die Welt zu schicken.
Und wenn beide das Lesen für das Wichtigste und Schönste im Leben hielten, so wundert es uns nicht, dass in der Reiseplanung der beiden alle wichtigen Bibliotheken der Welt vorkamen.
Das war vor ungefähr acht Jahren…..
Nun waren Ritter Georg, genannt Lese-Schorsch, und Leopold Lindwurm, lesekundiger Drache und bester Freund, auf dem Heimweg. Viel hatten sie erlebt, gehört und gesehen. Spannende Abenteuer hatten sie überstanden, bedeutsame Menschen hatten sie kennen gelernt. Und sie hatten nicht nur die schönsten Bücher in den berühmtesten Bibliotheken bestaunt, sondern sie waren auch reich beschenkt worden. Kaum einer der Bibliotheksdirektoren hatte es sich nehmen lassen, ihnen einige Exemplare der bedeutendsten Literatur des Landes als Präsent zu überreichen. Da war es gut, dass auf dem großen Drachenrücken genug Platz war für eine solch gewichtige Last.
Jetzt aber ging es nach Hause. Die Freude, bald wieder mit der Familie zusammenzutreffen, machte die Schritte schneller. Sie kamen gut voran.
Als sie ungefähr drei Wochen unterwegs waren, blies ihnen langsam der Nordwind ins Gesicht. Das war ein gutes Zeichen: sie näherten sich ihrem Ritterland. Und obwohl sie schon sehr müde waren und es dunkel geworden war, liefen sie weiter –
Jetzt wurde der Weg mühsamer, steiler, steiniger, und es wurde frostiger. Irgendetwas stimmte an dieser Richtung nicht. Offensichtlich hatten sie sich verlaufen.
Kalt. Kalt, kalt, kalt. So kalt war das. Frierend schauten sich die beiden um, ob es nicht irgendwo einen Unterschlupf gebe, in dem man die Nacht verbringen und sich vor der Kälte schützen konnte. Da sahen sie plötzlich ganz in der Nähe ein kleines Feuer brennen. Als sie darauf zugingen, erkannten sie daneben eine menschenähnliche Gestalt.
«Ich habe schon auf Euch gewartet!» rief diese Gestalt den beiden zu. «Kommt ans Feuer und wärmt Euch! Es gibt Lindenblütentee und auch heißen Rotwein. Setzt Euch zu mir.»
«Wer bist Du? Woher kennst Du unsere Lieblingsgetränke? Und wieso wartest Du auf uns?» wunderten sich Leopold und Georg fast aus einem Munde.
«Seit fünfzehn Jahren warte ich auf Euch. Denn nur ihr beide könnt den bösen Zauber von unserem Land nehmen. Ich bin die Fee Bibliophilia Tschitatjelna und war viele Jahre die Hüterin der Bücher unseres Landes. Seit fünfzehn Jahren lebe ich in dieser Höhle – verbannt vom König meines Landes», seufzte die Gestalt, die sich beim näheren Hinsehen als freundliche alte Frau entpuppte.
Schorsch und Leopold nahmen die Einladung Bibliophilias an und drängten sie neugierig, ihre Geschichte zu erzählen.
«Ich liebe mein Land. Auch wenn unsere Winter lang dauern und schneereich und kalt sind. Die Menschen kamen damit immer zurecht und liebten es, im Schnee zu jagen, Ski zu laufen oder auf dem Eis zu tanzen. Wenn aber die Sonne kräftiger wird und der Schnee zu schmelzen beginnt, offenbart sich die ganze Schönheit meiner Heimat: Es gibt Berge und Täler, grüne Wiesen und fischreiche Flüssschen, Bäche und Seen. Am schönsten ist es hier im Frühling! Und wir konnten es früher gar nicht erwarten, bis es endlich soweit war.
Aber es gibt hier seit fünfzehn Jahren keinen Frühling mehr! Nur Winter, Schnee und Kälte!
Ich will Euch erzählen, wie es dazu gekommen ist:
Vor sechzehn Jahren wurde der Sohn unseres alten Herrschers gekrönt: Dumdaldaus I. wurde König von Ohnesinnundverstand – das ist der Name meines Landes. Gemeinsam mit seiner Gemahlin Dumina II. bestieg er den Thron. Damit begann die schwere Zeit. Zu den ersten Amtshandlungen von Dumdaldaus gehörte, dass er die wichtigsten und weisesten Berater seines Vaters in die Verbannung schickte. Statt dessen holte er Nihilus Nonsens, einen bösen Zauberer, an seinen Hof. Nihilus Nonsens war weder ein Freund der Wissenschaften noch des Nachdenkens. Bücher waren ihm ein Gräuel. Mit seinem oberflächlichen Gerede konnte er schnell Einfluss auf Dumdaldaus gewinnen. Der mochte schon als Kind das Lesen schon nicht. Auch später fasste er kaum ein Buch an.
Vor fünfzehn Jahren aber gab es noch eine große Freude im Lande Ohnesinnundverstand: das Königspaar wurde Eltern einer kleinen Tochter. Prinzessin Dumheide war der ganze Stolz von Dumina und Dumdaldaus.
Darum sollte ein großes Fest gefeiert werden. Tagelang wurde die Nationalhymne von Ohnesinnundverstand gespielt: «Dumdideldumm, dumm, dumm, didel, didel, dumdideldumm» tönte es tagelang durch die Straßen. Alle sieben Feen des Landes wollte man einladen. Sie sollten dem Kind mit ihrem Zauber und ihren Wünschen ein gutes Leben schenken. Und so geschah es auch.
Der Tag des Festes kam. Dumheide lag in ihrem goldenen Bettchen in der Mitte des Festsaals und die Feen kamen heran, um dem Kind ihren Zauber zu bringen. Schneeweißchen schenkte ihr Schönheit, Schneeflöckchen Anmut und Schneewittchen Ausgeglichenheit. Schneeglöckchen schenkte ihr einen hellen Sopran, Schneebesen das Talent zum Tanzen und Gunda Niemann-Stirnemann übergab ihr ein paar Schlittschuhe.
Und dann kam ich, Bibliophilia Tschitatjelna, mit einem wunderschönen Buch. Mein Geschenk war das Talent zum Lesen.
Aber ich hatte nicht an die Verschlagenheit des Zauberers Nihilus gedacht. Der wusste genau, wie gefährlich es um seine Macht bestellt wäre, wenn Dumheide Umgang mit Büchern bekäme und lesen könnte. Bevor ich also reden konnte, stürmte Nihilus Nonsens herbei und schrie: ‚Lesen gefährdet Dumheide! Lesen wird ihr verbieten, sich zu langweilen! Bücher sind Waffen des Verstandes!»
Wahrscheinlich hat Dumdaldaus nur Wörter wie ‚gefährdet», ‚verbieten’ und ‚Waffen’ verstanden. Ihm kam dieser Auftritt seines Zauberers sicher gerade recht.
Und ich? Vor Schreck hatte ich das dicke Buch auf das Bettchen des kleinen Mädchens fallen lassen. Das wurde mir ausgelegt als Angriff auf Dumheide. Sofort wurde ich von den Wachen ergriffen. Mit letzter Kraft drehte ich mich um, um meinen Wunsch für Dumheide auszusprechen.
Aber ich war so verärgert und so verwirrt, dass es eine Verwünschung wurde:
«Ohnesinnundverstand soll so lange in Schnee und Kälte versinken, bis ein feuerspeiender Drache und ein junger Ritter dieses Land mit einem Buch in der Hand und mit Sinn und Verstand erlösen! Erst dann wird hier wieder Frühling sein!»
Ich wurde aus dem Schloss gejagt. Die Verbannung war mir sicher. Seit fünfzehn Jahren lebe ich hier an den Toren des Landes und beobachte aus der Ferne, was dort geschieht und was dort seitdem geschehen ist.
König Dumdaldaus hatte alle Einwohner aufgefordert, ihre Bücher im Schloss abzugeben. Dort wurden sie auf einen großen Scheiterhaufen geworfen. Zwei Wochen hat das Feuer gebrannt, bis kein einziges Buch mehr zu finden war. Die Bibliotheken wurden geschlossen und ausgeräumt. Jeder, der das Wort ‚Lesen’ benutzte, wurde öffentlich ausgepeitscht. Nihilus Nonsens zeichnete Bewohner des Landes mit Orden aus, die verraten hatten, wer noch Bücher besitzt oder wo noch welche versteckt sind. In der Hauptstadt kam es zu Demonstrationen königstreuer Gruppen, die abwechselnd auf den beiden öffentlichen Plätzen zum einen gegen das Lesen, zum anderen gegen das Schreiben zu Felde zogen. Und dann, dann gab es wirklich kein einziges Buch mehr im Land.
Schulen waren unnötig geworden. Woraus sollte man lehren und warum? Wissen ging einfach verloren. Niemand schrieb mehr irgend etwas auf. Wozu auch? Es hätte ja doch keiner gelesen.
Ungefährdet wuchs die Dummheit in Ohnesinnundverstand.
Und mit dem Wachsen der Dummheit wurde es immer kälter und schneereicher im Land. Was man dagegen tun konnte, wusste niemand. Man schützte sich so gut es ging. Die Männer ließen ihre Bärte wachsen, die Frauen ihre Haare. Alle wickelten sich Felle um den Leib. Die Häuser verfielen, weil niemand mehr wusste, wie man sie erhalten kann. Das Essen wurde immer fader und eintöniger, weil man in keinem Kochbuch mehr nach interessanten Rezepten schauen konnte. Vor allem aber hatte die tödliche Langeweile Einzug gehalten in Städten und Dörfern. Die Menschen vertrieben sich die Zeit mit sinnlosen Schneespielen oder schliefen einfach nur noch. Die jungen Leute kauten die Blätter von Kifferbäumen und versetzten sich damit in einen Rausch der Fantasie. Niemand hatte mehr Lust zu irgendwas. Und selbst die Sprache der Leute veränderte sich. Was sollte man sich auch erzählen? Selbst über das Wetter zu reden, war unnötig. Das war jeden Tag gleich: Schnee, Kälte, Frost. Und so konnte man sich auf wenige Laute beschränken: Boah, eeh, hej, mann ehj, kuuhl und so in der Art.
Und das ist so bis auf den heutigen Tag», endete traurig Bibliophilia.
«Keine Bücher mehr? Nie mehr lesen? So etwas furchtbares, so etwas furchtbar Dummes gibt es?» Schorsch und Leo schauten sich fassungslos an. «Wir müssen diesen Menschen doch helfen!»
«Ich habe gehofft, dass ihr dazu bereit seid», ist die Fee erleichtert. «Aber wir müssen eine Art Wunderzauber arrangieren, damit meine Verwünschung sich auflöst. Und damit die Menschen auch wieder zurückfinden aus ihrer Gleichgültigkeit und Langeweile.»
«Der Frühling muss endlich wieder kommen. Fünfzehn Jahre allein Eis und Schnee und Kälte. Wie soll man so was nur aushalten?» Leopold legte seine grüne Drachenstirn in dreieckige Falten. «Wir brauchen Sonne und Feuer! Nicht Bücher muss man verbrennen, sondern den Winter!», setzte er kämpferisch hinzu.
«Wir müssen den Sommer, die Sonne, den Frühling wiedergewinnen», ergänzt Schorsch. «Aber wie?»
«Lasst uns jetzt erst einmal schlafen», schlägt Bibliophilia vor. «Ich habe ja noch mein Feenzauberbuch. Wenn es morgen früh hell ist, schauen wir darin nach, wie wir die Verwünschung auflösen können.»
Alle drei waren am anderen Morgen fast gleichzeitig wach. Der Gedanke an das Zauberbuch hatte sie kaum schlafen lassen.
Die Fee suchte zunächst im Register unter -Sonne, -Sommer, -Sommergewinnung. Und richtig! Dort stand, wie die Sache zu bewerkstelligen ist.
Zunächst hieß es aber, sich zu verkleiden, damit man unerkannt nach Ohnesinnundverstand kam und nicht als Fremder auffiel. Dabei waren die Zauberkünste von Bibliophilia sehr hilfreich. Mit ein bisschen rosa Sternenstaub und Holterdipolterhokuspokus verwandelte sie Ritter Georg in einen bärtigen, fellumwickelten Ohnesinnundverstandler. Aus Leopold Lindwurm wurde dessen langhaarige, ebenfalls in Fell gehüllte Ehefrau. Und Bibliophilia verwandelte sich in ein kleines Paket mit rosa Schleife. Dieses Päckchen sollte Dumheide als Geschenk zum Geburtstag erhalten. Dann marschierten die zwei mit dem Päckchen los.
Es war nicht schwer, bis zum Schloss zu kommen. Niemand achtete auf die beiden vermummten Gestalten. Hier sahen alle Leute so aus und die allgemeine Gleichgültigkeit hinderte selbst die Wachen, nachzufragen, wer denn da zu Dumheide wollte.
Dann standen Leo und Schorsch – noch immer in ihrer Verkleidung – mitten im Festsaal. Sogar das Bettchen der Prinzessin stand noch immer dort. Dahinein legte «Frau» Leopold das Päckchen und rückte das Ganze etwas zur Seite. Dann stellte sie sich mitten in den Raum und nahm ihre Drachengestalt wieder an.
Aufgeplustert und in ganzer Pracht saß Leopold dort. Er hatte die Augen geschlossen, war sehr konzentriert und deklamierte mit angestrengter Stimme: «Wehe wahnwitziger widriger Winter! Weiche wärmender Wonne!»
Bei jedem Laut, der Leos Rachen verließ, verwandelte sich dieser sogleich in die Lettern, also die großen Buchstaben, aus denen der Laut bestand.
Ähnlich wie bei einem Glasbläser formte sich die Atemluft des Drachen bei jedem Wort, das er sprach, zu den Buchstaben, aus denen das gesagte Wort bestand und gefror.
Und weiter Eisbuchstaben produzierend, die inzwischen den Boden bedeckten, rief der Drache Leopold jetzt nach dem bösen Zauberer: «Nihilus Nonsens, nichtswürdiger Nasenpopel, nutze nachweisbare Niederlage! Auf Nimmerwiedersehen!»
Nihilus kam. Majestätisch schreitend und hocherhobenen Hauptes wollte er sich dem Drachen nähern und diesen in die Schranken weisen. Doch dazu kam es nicht mehr. Richtig! Die Eisbuchstaben! Wie auf einer Bananenschale war der Zauberer Nonsens auf diesen ausgerutscht und hingefallen. Sein Hintern war ein einziger blauer Fleck. Die Schmerzen hinderten ihn nicht nur am Aufstehen, sondern auch daran, eine seiner gefürchteten langatmigen Reden zu halten, die meist mit «lassen Sie mich dazu nur einen Satz sagen» begannen und erst nach Stunden endeten. Er jammerte vor sich hin.
Niemand hatte Dumheide bemerkt, die schon vor einiger Zeit in den Saal gekommen war. Versteckt in einer Nische hatte sie das ganze Schauspiel beobachtet. Jetzt konnte sie sich vor Lachen nicht mehr halten. Neugierig betrachtete sie die unbekannten Gäste und fragte nach deren Woher und Wohin. Ritter Georg, der inzwischen auch wieder aussah, wie er selbst und sich von seinem struppigen Bart und der Fellhülle getrennt hatte, war von dem Anblick der Prinzessin sehr beeindruckt. Er wollte sie zu ihrem alten Kinderbettchen mit dem Feengeschenk führen. Aber Dumheide interessierte sich vielmehr für die Eisbuchstaben und hob einen davon auf. «Was sind das für schöne Glitzersachen? Kann man das essen? Oder ist das Schmuck?» Jetzt war Schorsch in seinem Element. Begeistert erklärte er, was es mit diesen «Schmuckstücken» auf sich hat: «Das sind Buchstaben. Lettern. Mein Freund, der Drache Leopold, kann mit seinem Drachenrachen das, was wir Menschen mit unseren Händen und unserem Verstand können. Wenn wir aufschreiben was wir gehört haben oder vorgelesen bekommen, hilft uns unser Gehirn, die gehörten Laute in Buchstaben zu zerlegen. Und dann wiederum können wir die aufgeschriebenen Buchstaben zu Lauten fügen und zu Wörtern zusammenzusetzen und aussprechen. Also Lesen! Es ist eigentlich ein Wunder!»
«Lesen ist das schönste Wunder, das es gibt!» pflichtet ihm sein Freund, der Drache, bei.
Mit großen Augen hatte Dumheide zugehört. «Ich möchte auch so ein Wunder können. Ich will auch lesen!»
«Deswegen sind wir hier!» riefen Schorsch und Leopold mal wieder fast gleichzeitig. «Nimm das Päckchen aus deinem alten Bettchen und öffne es!» Die Prinzessin löste die Schleife und damit auch den Zauber. Bibliophilia Tschitatjelna erschien in ihrer wahren Gestalt, umarmte Dumheide und gab ihr nun endlich das Buch in die Hand, das sie ihr schon zur Geburt schenken wollte. Vor allem aber verlieh sie ihr das Talent zum Lesen. Und das sollte gleich ausprobiert werden.
Erwartungsvoll setzten sich Fee, Ritter und Drache zu Füßen der Prinzessin auf den Boden des Festsaals. Dann schlug die Prinzessin das Buch auf und las laut vor. Und wie sie las und las, kamen ihre Eltern, König Dumdaldaus I und Königin Dumina II. und die Diener, andere Ritter und Edelfräulein und immer mehr und mehr Ohnesinnundverstandler hinzu und lauschten der wunderbaren Geschichte. Diese Geschichte handelte von einem Land, in dem der Winter alle Gewalt hatte und es nicht eher Frühling und Sommer werden konnte, bevor nicht die Sonne den Winter zum Kampf gefordert hatte. Die Sonne gewann den Kampf, und der Winter wurde verbrannt. Die Menschen erlebten den Frühling in all seiner Schönheit und feierten ein großes Fest.
Die Geschichte war zu Ende. Dumheide klappte das Buch zu .
Doch was war das? Es war warm geworden! Die Eisbuchstaben waren geschmolzen und alle Zuhörer hatten nasse Füße bekommen. Aber das machte nichts! Denn die Sonne schien endlich durch die Schlossfenster. Draußen zwitscherten Vögel. In Ohnesinnundverstand war es Frühling geworden!
Wie es weiter gegangen ist? Noch bevor Schorsch und Leopold ihren Weg nach Hause fortsetzen konnten, wurde auch hier ein großes Fest gefeiert. König Dumdaldaus I. hatte mehrere wichtige Dekrete erlassen.
Zuerst wurde der böse Zauberer Nihilus Nonsens in die Verbannung geschickt. Und niemand hat ihn wirklich jemals vermisst.
Die Bibliotheken wurden zum wichtigsten Ort des Landes und sind es bis heute geblieben. Nicht nur, weil damals niemand mehr ein Buch zu Hause hatte oder gar lesen konnte, wurden alle Bibliotheken geöffnet. Ab sofort konnte man sich hier 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche aufhalten und lesen soviel man wollte. Die ersten Bücher kamen von Ritter Georg und Leopold Lindwurm. Sie hatten dem Königreich alle ihre auf der Reise geschenkten Bücher vermacht.
Bibliophilia Tschitatjelna setzte durch, dass jedes neugeborene Kind ab sofort ein Buch vom König geschenkt bekam.
Jährlich fanden große Lesewettbewerbe in Stadt und Land statt. Die besten Leser wurden mit Orden ausgezeichnet.
Bei den Vereinten Ritternationen wurde eine Namensänderung für das Land Ohnesinnundverstand beantragt. Ab sofort hieß es Ohnelesengehtesnicht!
Und ab sofort feierte man in diesem Land – und überall sonst, wo Menschen das Lesen wichtig ist -am 23. April nicht nur den Namenstag des Heiligen Georg, sondern auch den Welttag des Buches!