Landesausstellung in der Predigerkirche:
Erste Ausstellungstücke werden aufgestellt

In der Predigerkirche, dem zweiten Ort der 3. Thüringer Landesausstellung „Elisabeth von Thüringen – eine europäische Heilige“, sind die ersten Ausstellungsstücke eingetroffen. Nach und nach treffen jetzt die Exponate von den Leihgebern in Eisenach ein und werden an ihrem Platz in der Predigerkirche angeordnet.
Im Rahmen der Landesausstellung werden in der Predigerkirche im Eisenacher Stadtzentrum 155 von insgesamt 435 Exponate präsentiert. Bei den Leihgebern handelt es sich um Institutionen wie Museen, Bibliotheken, Archive und auch um private Leihgeber. Die Standortliste der Leihgeber reicht beispielsweise von Aachen und Augsburg über Basel, Berlin und Dresden, Gent, Karlsruhe und Köln bis Marburg, Rom, Salzburg und Wien. Auch Exponate aus mehreren thüringischen Städten werden präsentiert.

Als erste Stücke trafen die beiden Biografien über Elisabeth ein, die im ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhundert geschrieben wurden. Ihre Nachhaltigkeit reichte bis in das späte 20. Jahrhundert und wurde Grundlage für das Elisabethbild, wie es in der Bildende Kunst dargestellt wurde. Die ausgestellte Ausgabe von Charles Forbes de Montalembert’s Histoire de Sainte Elisabeth de Hongrie stammt von 1836. Karl Wilhelm Justi schrieb 1797: Elisabeth die Heilige, Landgräfin von Hessen. Die vorliegende Ausgabe stammt von 1835.

Im Erdgeschoss widmet sich die Landesausstellung den Themen „Die katholische Heilige nach der Reformation“, „Katholische Heilige – Kontinuität und Neuansätze“ und „Fromme Frauen und Hospitalwesen“ sowie der Verehrung im Hochadel. Dabei werden die protestantischen Nachfahren näher beleuchtet, aber auch die Wirkkraft als Katholische Heilige in das Blickfeld gerückt.
In den protestantischen Rahmen gehören neben der „Evangelische Gedechtnuß Predigt“, die Anfang des 17. Jahrhunderts in Kassel und Marburg gehalten wurde, auch Textdokumente, die über den Umgang mit den Reliquien Elisabeths Auskunft geben. Die Leihgaben stammen aus dem Staatsarchiv Marburg.

Weitere Ausstellungsstücke geben Auskunft über die Orden, mit denen Elisabeth seit ihrer Gründung in enge Verbindung zu bringen ist (Franziskanerorden, Deutscher Orden) sowie das Hospitalwesen und die Schwesternbewegung, deren Motivation sich aus dem Vorbild Elisabeth speiste. Zu den Exponaten gehört unter anderen die Abschrift eines lateinischen Elisabeth-Dramas aus dem Jesuitenkolleg Fulda aus dem 16. Jahrhundert sowie beliebte Heiligen- und Andachtsbilder. In der Neuzeit wurde die Heilige Elisabeth von geistlichen Gemeinschaften als Patronin verehrt, die sich der Krankenpflege und der Armenfürsorge widmeten. Neben den geistlichen Hospitälern besaß der im 17. Jahrhundert neu gegründete Orden der Elisabethinnen die größte Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden sogenannte Elisabethmünzen gezeigt, die im 17. und 18. Jahrhundert auf dem Genter Beginenhof von den Beginen zu besonderen Anlässen an Arme verteilt wurden, die sie gegen Nahrung eintauschen konnten.

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Erwartet wird aus der Kathedrale aus Breslau der Stab der Heiligen Elisabeth: Kardinal Friedrich von Hessen ließ sich in seinem Bistum Breslau ein prachtvolles Grabmonument errichten, die Elisabethkapelle des Breslauer Doms. Sie sollte auch den sogenannten Stab der Hl. Elisabeth aufbewahren.
Aus dem Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg kommt das Gemälde: Kurfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz als Hl. Elisabeth von Felix Anton Besold, 1745 gemalt. Die Fürstinnen im 18. Jahrhundert nahmen des Öfteren ihre heilige Namenspatronin zum Vorbild, um sich als mildtätige, höfisch auftretende Herrscherin darstellen zu lassen. Die Kurfürstin stiftete 1766 auch die Statuten, die das Bayerische Hauptstaatsarchiv München als Leihgaben sendet. Ebenso zeugt die Porzellan-Statuette der Kurfürstin Elisabeth Auguste von der Pfalz, 1766 geschaffen von Franz Conrad Linck in der Manufaktur Frankenthal, von dieser persönlichen Heiligen-Verehrung. Die Leihgabe stammt ebenfalls aus dem Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg.

Im Obergeschoss der Predigerkirche wird das Thema „Elisabeth in der Moderne – Romantik und Historismus“ den Schwerpunkt bilden. Denn eine erneute intensive Beschäftigung mit der Heiligen Elisabeth um 1800 führte dazu, dass sie zu einer regelrechten „Modeheiligen“ des 19. Jahrhunderts wurde. Bildentwürfe fanden als Druckgrafik weite Verbreitung und dienten vielfach auch zur Illustration historischer oder erbaulicher Bücher. Als besonders einflussreich erwies sich ein Stahlstich nach einer Zeichnung Friedrich Overbecks, der maßgeblich zur Popularität des Rosenwunders beitrug, das zuvor nur in Italien überliefert worden war.
Zahlreiche Verlage spezialisierten sich seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Produktion derartiger Bilddrucke, die Elisabeth zumeist als erhabene Fürstin bei der Verteilung von Almosen zeigten und die Rosen zunehmend zu ihrem wichtigsten Attribut machten.

Auch die Wartburg und Marburg als die beiden wichtigsten Lebensorte der Hl. Elisabeth werden in der Landesausstellung reflektiert. Ebenso die Einflüsse von Elisabeths Wirken auf Musiker wie Franz Liszt und Richard Wagner, die wiederum mit ihrer musikalischen Bearbeitung des Elisabeth-Stoffes das Bild Elisabeths im 19. und 20. Jahrhundert nachhaltig beeinflussten.

Gegenwärtig werden von den Ausstellungsmachern die Leihgaben und Tafeln in den Räumen präsentiert.
Dabei muss auf klimatische Bedingungen geachtet werden. Jedes der Exponate ist mit einem «Klimapass» versehen und in den Räumlichkeiten wurden dazu die technischen Voraussetzungen geschaffen. So wurden jetzt auch die letzten Klimaanlagen aufgestellt.
Und so sei es durchaus nötig, bei großem Andrang an Publikum, die Ausstellung zeitweise zu schließen, um die Klimaverhältnisse wieder zu sichern.

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