Loriot wäre stolz gewesen

Wieso gehen Menschen eigentlich ins Theater? Wegen der Muse? Um sich unterhalten zu lassen? Um sich den Spiegel der Zeit zu betrachten? Oder vielleicht einfach aus Langeweile?
Keine einfache Frage, auf die es wohl mehr als die genannten vier Antworten gibt und die immer wieder neu aufgeworfen werden kann.

So auch am Donnerstagabend, als die Zwölftklässler des Eisenacher Elisabeth-Gymnasiums sich eben jene Fragestellung vornahmen um sie in einem szenischen Spiel unter dem Titel Blind Date vor Eltern, Lehrern, Mitschülern und auch der Öffentlichkeit zu beantworten. Doch wie gestaltet sich eigentlich eine Aufführung, dass sie jedem gefällt? Mit Liebe und Beziehungskrach? Mit Selbstmord und Verzweiflung? Mit Vetternwirtschaft und einer guten Portion Unfug?

Nun, die Gymnasiasten wussten es auch nicht und hatten aus diesem Grund von allem etwas dabei. Denn eine Erwartung an das Theater hat nun einmal jeder, der die heiligen Hallen eines Schauspielhauses betritt. Und eben jene wollten die Pennäler des Kurses Darstellendes Spiel  nicht untergraben. Auch die sparsam eingesetzten, dafür aber umso wirkungsvolleren Requisiten schufen diese Erwartungen und wurden ihnen auch gerecht.

Rund eine dreiviertel Stunde lang spielten die jetzigen Abiturienten ihr letztes gemeinsames Stück auf der Bühne und hielten dabei dem Publikum einen sprichwörtlichen Spiegel vor. Mit viel Witz und einer angenehmen und vor allem nicht bedrückenden Tiefgründigkeit erörterten sie teils hochtrabend, teils trivial, die Grundzüge eines gelungenen Theaterstückes. Dabei immer mit eben jenem darstellenden Hintergedanken, auf den der deutsche Altmeister der bürgerlichen Alltagskomödie, Loriot, wohl durchaus stolz gewesen wäre.

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