Lutherhaus Eisenach erhält umstrittenes Kunstobjekt

Fahne mit der Aufschrift „Gott ist Jude“ geht in die Sammlung des Museums über

Sie gehört zu den wahrscheinlich provozierendsten Aktionen des thüringenweiten Themenjahrs „Welt übersetzen“ anlässlich von Luthers Bibelübersetzung vor 500 Jahren: Vom 5. Mai bis zum 17. Juni 2022 hing im Rahmen des Kunstprojektes „ÜBERSETZEN“ eine Fahne mit der Aufschrift „Gott ist Jude“ vor dem Eisenacher Rathaus, was in der Stadtbevölkerung für kontroverse Debatten sorgte. Der Münsteraner Künstler Peter Lepp bezog sich mit diesem Werk explizit auf das berüchtigte „Entjudungsinstitut“, das 1939 von elf evangelischen Landeskirchen in Eisenach gegründet worden war und dort auch bis 1945 seinen Sitz hatte. Die selbstgewählte Aufgabe dieser kirchlichen ‚Forschungseinrichtung‘ war es, alle jüdischen Einflüsse in Bibel, Liturgie und Frömmigkeit zu beseitigen.

Das Lutherhaus Eisenach zeigt zu diesem Thema seit 2019 die Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“, die noch bis Ende des Jahres zu sehen ist. Das Museum hatte auch die Errichtung des Mahnmals zum Institut initiiert. Das umstrittene Kunstwerk geht nun auf Vermittlung der Stadt Eisenach in die museumseigene Sammlung über, wo sie sie als künstlerische Auseinandersetzung mit dem antisemitischen Institut und als Zeitzeugnis des Jubiläumsjahrs dokumentiert und für die Nachwelt bewahrt wird.

Das Lutherhaus Eisenach ist ein kulturhistorisches Museum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und eine der bedeutendsten Reformationsstätten in Europa. Neben der aktualisierten Dauerausstellung „Luther und die Bibel“ zeigt das Lutherhaus die vielbeachtete Sonderausstellung „Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche ‚Entjudungsinstitut‘ 1939–1945“ sowie die Skulptur man in a cube, die der renommierte chinesische Künstler Ai Weiwei anlässlich des Reformationsjubiläums schuf.

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