Luthers Apfelbäumchen erhält neue Tafel

Lutherhaus Eisenach präsentiert Erläuterung zu beliebtestem, aber falschem ‚Luther-Zitat‘

 

Es ist der wahrscheinlich berühmteste, beliebteste und am häufigsten zitierte Ausspruch, der Martin Luther zugeschrieben wird: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Das Problem ist nur, dass der Reformator diese Worte selbst nie gesagt oder geschrieben hat.

Obwohl seit längerem bekannt ist, dass es sich um ein falsches ‚Luther-Zitat‘ handelt, wurden in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Apfelbäumchen oder gar ganze „Luthergärten“ zu Ehren des Reformators gepflanzt. Zu diesen gärtnerischen Denkmälern gehört auch das Apfelbäumchen am Lutherhaus Eisenach, das inzwischen zu einem stattlichen Apfelbaum herangewachsen ist.

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Die steinerne Tafel, die am Baum angebracht war und den vermeintlichen Luther-Spruch trug, war inzwischen so verwittert, dass die Stiftung Lutherhaus Eisenach beschloss, sie auf eigene Kosten zu erneuern – und die Chance zur Aufklärung zu nutzen: Die neue Tafel bietet deshalb nicht nur den Wortlaut des beliebten Zitats, sondern auch eine knappe Erläuterung zu dessen tatsächlicher Entstehung. Über einen QR-Code erhalten Interessierte weitere, vertiefende Informationen zu ‚Luthers Apfelbäumchen‘.

 

Die Hintergründe des falschen Zitats

„Es geht nicht darum, liebgewonnene Traditionen zu zerstören“, erläutert Direktor Dr. Jochen Birkenmeier, „sondern vielmehr darum, auf die faszinierende Geschichte dieses Zitats und des bis heute anhaltenden volkstümlichen Luthergedenkens hinzuweisen.“ Das Zitat stamme nämlich aus einem Rundschreiben der „Bekennenden Kirche“ aus dem Jahr 1944, in dem der hessische Pfarrer Karl Lotz (1890–1946) seinen Mitstreitern Mut und Zuversicht in schwierigen Zeiten zusprechen wollte. Die „Bekennende Kirche“ war eine 1934 gegründeten Oppositionsbewegung innerhalb der evangelischen Kirche, die sich in erster Linie gegen die nationalsozialistisch gesinnten „Deutschen Christen richtete.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Zitat während der Zeit des Wiederaufbaus und der wachsenden Spannungen des Kalten Krieges als Ausdruck der Hoffnung weite Verbreitung.

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