Luthers Originalhandschrift wird präsentiert

490 Jahre nach seiner Niederschrift ist in Weimar die Gelegenheit, eine wichtige Originalhandschrift Martin Luthers zu besichtigen. Es handelt sich um eine Niederschrift, mit der sich der Reformator auf das Verhör vor dem Wormser Reichstag vorbereitet hatte.

Das Exponat gehört zu den Schätzen, die im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar lagern. Thüringens Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Christoph Matschie, präsentiert die Luther-Handschrift gemeinsam mit Archivleiter Dr. Bernhard Post.

«In der Luther-Dekade schätzen wir uns einmal mehr glücklich, dass wir in Thüringen den handschriftlichen Einblick in jenen schicksalhaften Augenblick der Reformationsgeschichte bewahren. Es ist ein einzigartiges Zeugnis», so Matschie.

Zum Luther-Dokument: Am 16. April 1521 traf Martin Luther, den der Papst Anfang des Jahres aus der Glaubensgemeinschaft der Christen ausgeschlossen hatte, in Worms ein. Einen Tag später stand er vor den Gesandten des Reichstages. Es wurden ihm zwei Fragen gestellt. Zum ersten, ob er sich zu den unter seinem Namen erschienenen Büchern bekenne und zum zweiten, wenn ja, ob er sich auch zu deren Inhalt bekenne oder ob er davon etwas zu widerrufen habe. Als Beweisstücke lagen rund 20 Schriften aus. Die erste Frage beantwortete Luther ohne zu zögern mit «Ja». Für die Beantwortung der zweiten Frage erbat er sich Bedenkzeit. Auf die Situation war der Reformator vermutlich nicht vorbereitet. Er hatte erwartet, dass ihm einzelne Sätze aus seinen Schriften vorgehalten würden und er mit seinen Widersachern diskutieren könnte. Nun aber sah er sich mit der Tatsache konfrontiert, dass sein gesamtes Werk zur Debatte stand. Nachdem ihm eine Bedenkzeit unter der Bedingung gewährt wurde, dass er sich in freier Rede und nicht etwa schriftlich äußere, schrieb Luther in seiner Wormser Herberge die Ereignisse des Tages nieder, um seine Gedanken zu ordnen und sich auf seine Rede am nächsten Tag vorzubereiten.

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