Mafia, Wein, Weiber und Gesang

Sizilien im Jahr 1962. In einer kleinen, schmutzigen, italienischen Autowerkstatt spielt die kleine Gilda an der elektrischen Hebebühne herum, als das Unglück geschieht – ihre Mutter gerät unter das aufgebockte Auto und kommt dabei um. Bei dem Versuch sie zu retten verliert Gildas Vater, Rigoletto, seinen linken Arm.

So beginnt die Inszenierung zu Guiseppe Verdis weltbekanntem Werk «Rigoletto», die am gestrigen Samstagabend im Eisenacher Landestheater ihre Premiere feierte. Leider nicht einmal zu Hälfte war der Theatersaal gefüllt, obgleich das Werk selber schon eine unglaubliche Vielfalt an Themen und Gesellschaftskritik vorweisen kann.

Denn zwölf Jahre nach dem tragischen Unglück ist von der Trauer Rigolettos nicht mehr viel zu spüren. Der Automechaniker hat inzwischen einen festen Platz im horizontalen Gewerbe gefunden und führt als Puffbesitzer ein gut laufendes Geschäft – immer mit dabei ist auch die Mafia. Doch auch nicht jedes seiner Mädchen arbeitet freiwillig im Bordell. So ist es auch die Tochter des Monterone, welche vom Duca entführt wurde.
Einestages kommt ihr Vater ins Bordell und verflucht dessen Inhaber, Rigoletto.
Verängstigt von dem Fluch verbietet Rigoletto seiner Tochter, die er nach dem Aufenthalt in einem Kinderheim wieder zu sich holte, das Haus zu verlassen. Nur zum sonntäglichen Kirchgang darf die schöne Gilda aufbrechen.

Ausgerechnet dort aber verliebt sie sich in Duca, welchen sie nicht als den Feind ihres Vaters einzuordnen weiß. Nachdem dieser sie aber aus des Vaters Hause, gemeinsam mit der Mafia, raubt und sie in seinem Schlafzimmer entehrt, schwört Rigoletto fürchterliche Rache. In dem Denken, dass der Fluch mit der Entführung schon vorbei sei, beordert er einen Auftragskiller zu sich, der den Duca umbringen soll.
Nachdem der Mordversuch allerdings vereitelt wird, will Mörder, Sparafucile, Rigoletto aber dennoch eine Leiche liefern und bringt stattdessen Gilda mit einem Stich ins Herz um. Der Fluch ist besiegelt.

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Kein einfacher Stoff, den sich das Ensemble des Meininger Landestheaters da vorgenommen hat. Denn es sind verworrene Geschichten, die in dem rund zweieinhalbstündigen Stück eine Rolle spielen und aber in reinem Italienisch vorgesungen werden. Für die deutschsprachigen Zuschauer aber gibt es im Landestheater eine Projektion des Textes in ihrer Muttersprache.
Mit großem Engagement, tollen schauspielerischen Leistungen und viel Ausdruck in der Stimme erwecken die Sänger um Dae-Hee Shin (als Rigoletto) das kleine Dorf Trapani auf Sizilien und das schreckliche Schicksal zum Leben.

Auffällig sind dabei vor allem die jungen Frauen, welche oft nur leichtbekleidet über die Bühne stolzieren und somit die Verruchtheit der Gesellschaft vor den Spiegel führen sollen. Auch die detailreichen Kulissen sind es, die einen interessanten Einblick in eine Gesellschaft im Schatten werfen – in der kriminelle Aktivitäten genau so zum guten Tun des Pfarrers gehören, wie ein Polizist im Bordell.
Es ist ganz das Motto «Wein, Weiber und Gesang», dem Regisseur Ansgar Haag folgte und das in diesem Stück durchaus gut ankommt.

Empfehlenswert ist die Inszenierung von Verdis Rigoletto allemal, obgleich man bereit sein muss, sich auf etwas Neues einzulassen.

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