Mehr Strahlkraft für den Elisabeth-Ort
Neue Predigerkirche
Die Stadt Eisenach wird die Predigerkirche als ein Teil des Thüringer Museums Eisenach nach einer mehrere Monate umfassenden Renovierung und Neugestaltung zu den regulären Öffnungszeiten ab 4. Oktober wieder für Besucherinnen und Besucher öffnen. Oberbürgermeisterin Katja Wolf, der Hauptamtliche Beigeordnete Ingo Wachtmeister und der kommissarische Museumsleiter Dr. Reinhold Brunner informierten dazu am heutigen Freitag (29. September).
Vor allem die Sammlung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Schnitzplastik wird mehr Strahlkraft bekommen, um deren Einzigartigkeit noch deutlicher hervorzuheben. Von den mehr als 200 in der Sammlung enthaltenen Objekten werden künftig 67 Objekte zu sehen sein. Die neue Ausstellungskonzeption soll das Einfühlen in die Glaubenswelt des Mittelalters ermöglichen, dessen religiöses Alltagsgewand eben die Bildsprache und deren wesentliche Ausdrucksform die plastische Bildkunst gewesen sind.
Museumskonzept als Grundlage für Neuorientierung
Ausgangspunkt war der Umstand, dass eine Verlagerung der Ausstellung in das Stadtschloss oder die Abgabe von Teilen der Sammlung als Depositum nach Mühlhausen keine Optionen darstellten. Zudem wurde im Museumskonzept festgelegt, alle vier Häuser des Thüringer Museums zu erhalten. Damit bestand eine wesentliche Aufgabe darin, die einzigartige Sammlung von Schnitzplastiken besser als bisher in den Fokus zu rücken. Zugleich wurden in den letzten neun Monaten die klimatischen Bedingungen verbessert, eine neue Ausstellungsbeleuchtung und vieles mehr realisiert. Begleitet wurde die Neukonzipierung von Restauratorin Christine Machate aus Erfurt. Konservatorische und restauratorische Maßnahmen an den Exponaten wurden mit finanziellen Mitteln des Museums und einer großzügigen Spende des Fördervereins Freunde des Thüringer Museums Eisenach e.V. von 7200 Euro realisiert. Das Gestaltungsbüro Albert aus Dresden hat zudem ein hausübergreifendes Corporate Design für alle Standorte des Thüringer Museums entworfen und die Neukonzipierung der Ausstellungen in der Predigerkirche in Gestaltung und Layout fachlich begleitet.
Die heilige Elisabeth und die Predigerkirche
Neben den Schnitzplastiken wurden weitere gedankliche Neuansätze umgesetzt. In den Diskussionen um eine Neukonzeption war immer wieder der Wunsch laut geworden, dem Leben und Wirken der heiligen Elisabeth in Eisenach mehr Raum zu geben. Bereits im Mai 2020 unterzeichneten Oberbürgermeisterin Katja Wolf, der katholische Bischof Dr. Ulrich Neymeyr und der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer einen ‘Letter of Intent‘. Dieser einte die Beteiligten in dem Wunsch, die geschichtliche Erinnerung an Leben und Wirken der heiligen Elisabeth in Eisenach stärker als bisher in der Erinnerungskultur zu verankern.
Als eine der ältesten Elisabethkirchen Deutschlands erwies sich dafür kein Ort besser geeignet als die Predigerkirche, so die Oberbürgermeisterin.
Verknüpfung von Schnitzplastikkunst mit zeitgenössischen Kunstformen
Zudem wird die Lichtkunst-Installation des Künstlers Philipp Geist den Bezug zur heiligen Elisabeth weiter vertiefen. In Erinnerung an ihr Leben und Wirken erschuf er einen begehbaren Lichtraum. Gäste können direkt in den Lichtraum eintreten und selbst „Bestandteil des Kunstwerkes“ werden. Großzügig haben dieses Projekt mit rund 21.000 Euro der Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen, das Bistum Erfurt und die Wartburg-Sparkasse unterstützt.
Auf der Empore im Obergeschoss ist künftig die Elisabeth-Skulptur „Fragments No. 6“ zu sehen. Der Wunsch, die Skulptur zu erwerben, kam aus der Eisenacher Bürgerschaft und wurde vom Förderverein des Museums mitgetragen. Mit Förderung der Thüringer Staatskanzlei (14.550 Euro) und der Wartburg-Sparkasse (1.500 Euro) konnte deren Ankauf ermöglicht werden. Die Skulptur wird zur Eröffnung durch den Förderverein Freunde des Thüringer Museums Eisenach e.V. an die Stadt übergeben.
Die Skulptur von Hardy Raub im Außenbereich der Predigerkirche (2021 eingeweiht) wurde finanziert durch die private Spende der früheren Eisenacher Bürgermeisterin Ute Lieske in Höhe von 6.000 Euro. Sie symbolisiert den Lebensweg der späteren Landgräfin von Thüringen.
Bei den plastischen Kunstwerken geht es vor allem um den Zugang zu Elisabeths karitativ geprägter Glaubenswelt.
Kabinett mit wechselnden Ausstellungen
Das Kabinett soll perspektivisch wechselnden Sonderausstellungen vorbehalten sein. Zum Auftakt sind Elisabethbilder der Spätromantik auf 24 großformatigen Tafeln zu sehen. Auf ihnen wird das Elisabethbild auf unterschiedlichste Weise nachgezeichnet. Sie sind ein Geschenk des Hauses der Romantik Marburg an die Partnerstadt Eisenach anlässlich der Wiedereröffnung. Abgerundet wird die Gesamtausstellung mit der Weiterführung der Reihe „Kunst im Foyer- Sichtweisen. Elisabeth“. Museumspädagogik und weitere Veranstaltungen werden das Angebot in der Predigerkirche ergänzen.
Großzügige Spenden finanzieren Neubeginn mit
Die Kosten der Stadt für die Neugestaltung der Predigerkirche betragen 125.490 Euro. Hinzu kommt eine beträchtliche Summe von 45.500 Euro aus Förder- und Spendengeldern.
Dieses besondere Engagement der Förderer wird im Rahmen einer Feierstunde am Sonntag, 1. Oktober, gewürdigt, zu der ebenso Handwerksbetriebe und Firmen, mitwirkende Künstler, Vereine und weitere Gäste aus Politik und Gesellschaft geladen sind, die sich besonders für die Umsetzung des Projektes engagiert haben.
Ein großes Dankeschön geht an alle Unterstützer, ohne die dieses Großprojekt nicht hätte umgesetzt werden können, betont Dr. Reinhold Brunner.
Ebenso gilt der Dank der Stadt ebenso den Eisenacher Partnerstädten Sárospatak und Marburg, der Wartburg-Stiftung, dem Martin-Luther-Gymnasium Eisenach, den evangelischen und katholischen Kirchgemeinden.
Für die Eisenacher*innen und Gäste der Stadt wird es am Montag, 2. Oktober, eine Sondereröffnung von 10 bis 17 Uhr geben
Die Gästeführerinnen Ina Conrad und Helga Stange informieren in der Zeit von 11 bis 14 Uhr im historischen Kostüm zur Predigerkirche und zu Elisabeth von Thüringen. Prof. Dr. Marita Metz-Becker wird um 15 Uhr eine Einführung in die Kabinettausstellung geben und Dr. Juliane Stückrad ab 18 Uhr einen Vortrag zum Thema „Vom Kultgegenstand zum Ausstellungsobjekt“ zur Sammlung mittelalterlicher Holzskulpturen halten. Der Eintritt zu diesem besonderen Anlass beträgt für Museumsbesuch und Veranstaltungen 1,00 Euro pro Person.
Hintergrund Zu Ehren der 1235 heiliggesprochenen Elisabeth ließ der Thüringer Landgraf Heinrich Raspe, Nachfolger Ludwigs IV. und Schwager der Elisabeth, eine Kirche erbauen, die den Dominikanern übergeben wurde. Die spätere sogenannte Predigerkirche wurde um 1240 der Heiligen Elisabeth und Johannes dem Täufer geweiht. Im Zuge der Reformation verließen die Dominikaner Eisenach und die Kirche wurde einer profanen Nutzung zugeführt, während im angrenzenden Kloster, heute Martin-Luther-Gymnasium, die Lateinschule ihr Domizil fand. Seit Gründung des Thüringer Museums Eisenach im Jahr 1899 wird die Predigerkirche museal genutzt. Die „Mittelalterliche Kunst in Thüringen“ entwickelte sich mehr und mehr zu einem Sammlungsschwerpunkt. Die Predigerkirche beherbergt heute eine der wertvollsten Sammlungen mittelalterlicher Skulpturen in Thüringen. Sakraler Ort, Sammlung und zeitgenössische Kunst mit Bezug zu Elisabeth verbinden sich auf eindrucksvolle Weise.