„Mendelssohn und Bach“ – Vortrag

Im Rahmenprogramm der Sonderausstellung im Bachhaus beleuchtet der Vortrag den Verdienst Mendelssohn Bartholdys (1809-1847) für die Wiederentdeckung besonders des Vokalwerks von Johann Sebastian Bach.

In der von Goethes Freund Carl Friedrich Zelter geleiteten Berliner Singakademie waren bereits in den 1820er Jahren bearbeitete Teile der Matthäuspassion geprobt worden. An eine Aufführung dachte Zelter nicht, zu ungeeignet schienen ihm Chor und Orchester, und zu «borstig» erschien das Werk für den Musikgeschmack der Zeit. Den jungen Zelter-Schüler Mendelssohn beeindruckte die Musik gleichwohl zutiefst. Nachdem ihm seine Großtante 1824 eine Abschrift der Partitur geschenkt hatte, studierte er sie, zitierte sie in eigenen Werken, um sie ab 1827 mit Freunden einzustudieren. Im Winter 1828/29 gelang es ihm, Zelters Widerstand zu brechen und ihn von der Mitwirkung der Singakademie an einer Aufführung der Matthäuspassion zu überzeugen. Am 11. März führte Mendelssohn Bachs Meisterwerk zum ersten Mal seit Bachs Tod wieder auf.
Im Publikum saßen der preußische König und sein Hof, der Theologe Friedrich Schleiermacher, der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der Dichter Heinrich Heine. Der Saal war so überfüllt, dass 1000 Berliner fortgeschickt werden mussten.

Nach der Aufführung der Passion schrieb Zelter an Goethe: «Unsere Bachsche Musik ist gestern vonstatten gegangen und Felix hat einen straffen, ruhigen Direktor gemacht. Der König und der ganze Hof sah ein komplett volles Haus vor sich; ich hatte mich mit einer Partitur neben dem Orchester in ein Winkelchen gesetzt von wo aus ich min Völkchen beobachten konnte und das Publikum zu¬gleich… Hätte doch der alte Bach unsere Ausführung hören können, das war mein Gefühl bei jeder gutgelungenen Stelle.»

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