Mit viel Witz aber wenig Feinsinn

Es ist wohl eine der ältesten Sünden, die ein Mensch begehen kann – das Fremdgehen.
Schon in der Antike war es eine gängige Praxis, dass sich vor allem die Männer das Recht herausnahmen, ihre Frau auch einmal mit einer anderen zu betrügen.
Seine absolute Kulmination erreichte diese Art des Betrugs aber im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts – zumindest in den Augen des Dramatikers Georges Feydeau.
Für ihn damals ein Grund, um ein gesellschaftskritisches Stück zu schreiben, welches am Freitagabend unter dem Titel «Die erotischen Erfolge des Monsieur R.» im Landestheater Eisenach seine Premiere feierte.

Dabei hatte Feydeau ein Stück erschaffen, welches an Verwirrung wohl nicht zu übertreffen ist.
Unsterblich ist der Charmeur Pontagnac in die schöne Lucienne Vatelin verliebt. Acht Tage lang stellt er ihr nach, bis sie ihn in ihr Haus führt. Dort angekommen merkt er, dass Lucienne die Frau eines Freundes von ihm ist. Nichtsdestotrotz ermuntert Pontagnac die schöne Dame zum Fremdgehen.
Aber auch Luciennes Favorit, Redillon, taucht in ihrem Haus auf und liefert sich mit seinem Widersacher ein kurzes Wortgefecht.
Nachdem sie den Hahnenkampf leid ist, sucht Lucienne nach einer Ausrede und verspricht den beiden Kontrahenten, dass sie erst dann fremdgeht, wenn auch ihr Mann, Vatelin, es tut.
Noch von seinem Desinteresse an anderen Frauen überzeugt, muss Lucienne bald feststellen, dass auch ihr Göttergatte nicht so unschuldig ist, wie er sich gibt. Auf einer Londonreise hatte er ein Techtelmechtel mit der Frau seines Geschäftspartners, Soldignac. Als dieser nach Paris kommt, ist auch seine Frau Maggy wieder dabei und sucht ihre große Liebe im heimischen Frankreich auf.
Als die beiden Liebenden sich auf ein Hotelzimmer zurückziehen wollen, gibt es arge Probleme mit der Reservierung, sodass dieses mehrfach belegt wird. Also werden nun auch ein französischer Offizier und dessen taube Frau, samt dem Hotelpersonal in das Lustspiel mit hineingezogen, sodass eine allgemeine Verwirrung entsteht, die schlussendlich aber wieder in der Ausgangslage des Werkes endet.

Durchaus verwirrend ist auch die Inszenierung Werner Schneyders, die bereits im letzten Jahr am Staatstheater Meiningen aufgeführt wurde.
Zwar muss man anerkennen, dass ein großer Humor in der Meininger Inszenierung steckt und die Lachmuskeln der Gäste nicht geschont werden, dennoch ist es oft ein sehr flacher Witz, der sich hinter Zweideutigkeiten und Plattitüden versteckt.
Ganz klar will sich das Stück von Dramaturgen Dirk Olaf Hanke auf der Bühne der Volkstümlichkeit bewegen. Dies ist jedoch Fluch und Segen zugleich, denn obwohl es damit eine breite Publikumsmasse anspricht, wirkt die Handlung im Großen und Ganzen sehr überladen.
Auch des Lachens kann der Zuschauer in den rund zweieinhalb Stunden durchaus müde werden, denn die anfängliche Subtilität des Stücks verfliegt recht schnell. Was an Humor übrig bleibt, das ist vor allem der Witz der Stereotypen. Denn es sind vor allem die nymphomanische (natürlich rothaarige) Amandine und die Taube Offiziersfrau, auf deren Kosten die Scherze gehen.

Nichtsdestotrotz ist es ein kurzweiliges Stück, mit interessanten und romantischen Kulissen, das das Staatstheater in Eisenach inszeniert hat. Zwar mit viel Witz aber wenig feinsinnigem Humor – Volkstheater eben.

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