Offener Brief – Dank an das Eisenacher Landestheater

So sagt man. Und so ist es, wenn sich am 14. Juni im Landestheater Eisenach mit der jetzigen Besetzung der Vorhang zum letzten Male hebt und das Publikum anschließend eingeladen ist, gemeinsam Abschied zu nehmen von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses, denen aus falsch verstandenem Einsparen zum Ende dieser Spielzeit gekündigt wurde.

Es heißt aber auch Abschied nehmen von einer Zeit besonderer künstlerischer Intensität, die das Publikum in ihren Bann zog, es ebenso nachdenklich machte wie begeisterte. Für die Stadt Eisenach war das Theater ein Herzstück des kulturellen Lebens, «Theater ist Leben».

Das dies gelingen sollte, war nicht sogleich selbstverständlich, als Intendant Dr. Michael W. Schlicht sein Amt nach der Zerschlagung der Kooperation mit dem Theater Rudolstadt in Eisenach antrat. Und wie so oft im Leben, sind es die kleinen Dinge, die auf die Denkweise eines Menschen aufmerksam machen und sei es nur der scheinbar einfache Stempel mit dem Logo des Landestheaters, dass Dr. Schlicht unter den Entwürfen auswählte. Da steht ein ganzes Programm dahinter, und das Publikum hat es angenommen. Umso schwerer ist nun das Ende dieser Zeit und das «Nichtverstehenkönnen», weil es auch andere Optionen gab.
Ein eigenständiges Haus zu erhalten – gescheitert aus Ignoranz, der Demonstration von Macht und der Unfähigkeit, den Verlust zu erkennen. Kurz gefasst eine desaströse Kulturpolitik, liegt dem zu Grunde.

Engagiert und einfallsreich haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters um den Erhalt eines eigenständigen Hauses gerungen, unterstützt von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, denen ihr Theater am Herzen liegt. Auch wenn es letztlich nicht erfolgreich war, so hatten doch alle den Spruch von Bertolt Brecht im Kopf: «Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren!» Dafür kann die Anerkennung nicht groß genug sein.
Die Gekündigten müssen nun neue Wege gehen, und wir wünschen, dass dies möglichst vielen gelingt.

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Aber bevor es soweit ist, möchten wir Dank sagen für die hervorragenden künstlerischen Leistungen in den vergangenen Jahren und besonders in der letzten Spielzeit, als trotz des vor Augen stehenden bitteren Endes Großes und Unvergessliches zur Aufführung gekommen ist. Dank gilt den vielen Kolleginnen und Kollegen hinter den Kulissen, ohne deren professionelle und einfallsreiche Arbeit im Theater nichts funktionieren würde.
Allen, die am Hause bleiben werden, wünschen wir, dass es gelingt, etwas Neues, Anderes aufzubauen. Unserer Unterstützung können Sie sich sicher sein, wie in all den Jahren.
Das Publikum bitten wir, dem Theater treu zu bleiben. Nur eine große Besucherzahl kann unser Theater erhalten. Auf die Sterne, die für uns auf der Bühne verschwendet werden, dürfen wir nicht verzichten. Sie sind so wichtig im Leben, wie die Liebe und das tägliche Brot.

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für die Zukunft

Karin May
Vorsitzende im Eisenacher Stadtrat die Linke.

Katja Wolf
Mitglied im Thüringer Landtag

Marcel Brader
Stadtvorsitzender Die Linke. Eisenach