Res Bosshart lehnt Intendanz in Eisenach ab

Über 18 Monate hat Res Bosshart auf Verlangen der Theaterträger von Meiningen und Eisenach gemeinsam mit der Geschäftsführung in Eisenach an einer Kooperation der beiden Theaterhäuser gearbeitet.

Letztendlich wurde der Entwurf zum Kooperationsvertrag nach zähem Ringen am 14. Oktober vom Aufsichtsrat der Eisenacher Theater GmbH genehmigt. Dieser Vertrag sieht u.a. vor, dass beide Häuser unter einer Intendanz geleitet werden, beide Häuser ein gemeinsames Ballettensemble erhalten, sowie sowohl in Meiningen als auch Eisenach Orchesterstellen abgebaut werden müssen.

Die Politik hat gefordert, dass personelle «Einsparungen» vorgenommen werden. Auf seine Nachfrage wurde dem Intendanten wie in der gesamten Republik üblich freie Hand in künstlerischen Angelegenheiten zugesagt, sowohl in Personalfragen wie im Spielplan.

Eine Stunde nach der Zustimmung zum Vertragsentwurf während der Sitzung am 14. Oktober macht nun der Aufsichtsrat die gerade noch abgesegneten Pläne zunichte und lehnt die Nichtverlängerung der Verträge eines Teils des Eisenacher Ballett- und Solistenensembles ab, mit der Begründung, es hätte kein Konzept vorgelegen.
Mitte Januar 2003 hat aber die gemeinsame Arbeitsgruppe der beiden Theater den Trägern das Kooperationskonzept vorgelegt, darin enthalten u.a. ein ausführliches künstlerisches und strukturelles Papier zur gemeinsamen Ballettkompanie Eisenach/Meiningen.

Dieses Verhalten kann nur als populistische Wahlkampfaktion des Oberbürgermeisters und stellvertretenden Aufsichtratsvorsitzenden Herrn Schneider gedeutet werden, der sich den auch von ihm geforderten unpopulären Maßnahmen auf Druck der Betroffenen widersetzt. Solche Politiker machen für Res Bosshart eine Zusammenarbeit unmöglich.

Er wird unter diesem kulturpolitischen Dreifach-Diktat (1. Entlasse aufgrund der Wirtschaftsmisere einen Teil der Belegschaft; 2. Arbeite mit dem Personal, das ich festlege und 3. Mache weiterhin anspruchsvolle Kunst) die angebotene Intendanz nicht annehmen können, weil er seiner künstlerischen Linie – die immer auch an ein künstlerisches Personal geknüpft ist – treu bleiben will.

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