Romantik: Schule in einem Wagen
Katrin Müller ist Lehrerin für Mathematik und Physik, ihr Arbeitsbereich ist ganz Thüringen, die 28-jährige ist Lehrerin für Schausteller-Kinder. Zum Sommergewinn in Eisenach stand für 14 Tage auch der Schulwagen der Schausteller und des Kultusministeriums auf dem Festplatz Spicke. «Frau Müller», wie sie von «ihren» Kindern gerufen wird ist seit 1999 mobile Lehrkraft.
Mit dem Sommergewinn beginnt für die Kinder wieder das Reisen. In der Pause mussten die Schüler die Schule am Winterstandort besuchen. Dort gibt es die Zeugnisse und auch Schulbücher. Jedes Kind hat sein Schultagebuch. An den Rummelorten besuchen die Kinder die dortigen Schulen. Doch durch die unterschiedliche Gestaltung der Lehrpläne gibt es schnell Wissenslücken oder auch Leerläufe. Dann greift der mobile Klassenwagen. Auf rund 14×2 Metern wird unterrichtet. In kleinen Gruppen arbeiten Katrin Müller und die Schausteller-Kinder den Lehrstoff auf.
Eine große Belastung für die Kinder. Jeden Nachmittag geht es nochmals in die mobile Schule. Draußen drehen sich die Karussells, ist immer was los und es muss aber gelernt werden. Für Sarah Probst und Seppel Müller, beide 5. Klasse, kein Problem. Sie gehen gerne in die Schule. Gar eine kleine Tafel, eine gemütliche Sitzecke, eine Couch (zum Vokabelabhören sehr beliebt), Küche und Sanitärbereich hat der Wagen. Doch die Lehrerin ist nicht nur am Nachmittag gefragt. Frühs ist sie an den Schulen unterwegs, kümmert sich um ihre Schützlinge. In den Jahrmarktspausen hält sie Kontakt zu den Stammschulen und bereitet die Saison vor. Unterwegs ist die Erfurterin nur in Thüringen. In Sachsen-Anhalt gibt es ein gleiches Projekt. Am Freitag wird gepackt, das rollende Klassenzimmer geht nach Erfurt. «Das Verstauen und Sichern der Sachen zum Transport haben mir die Kinder beigebracht», so Katrin Müller. Und so verstaut sie fachmännisch die Computer und Bücher.
In Thüringen gibt es rund 20 schulpflichtige Schausteller-Kinder. Elf von ihnen wurden in Eisenach betreut.
Lehrer auf einem Festplatz zu sein ist schon was besonderes. Man könnte viel Karussell fahren. «Das ist nichts für mich», so die junge Frau. «Aber an den Imbissständen gibt es immer was.» Und trotzdem schaut sie schon mal auf den «Ikarus», wie er in die Lüfte geht. Und wie das Leben so richtig auf dem Rummel passiert, das erfährt sie aktuell von ihren Schulkindern.