Rückblick zur Lesung August Bebel „Kaiser der Arbeiter“

Zur einer interessanten Lesung mit Dr. Jürgen Schmidt luden kürzlich die Friedrich-Ebert-Stiftung und die August-Bebel-Gesellschaft Eisenach ein. Der Autor stellte seine 2013 erschienene Biographie über den „Kaiser der Arbeiter“ August Bebel vor, dessen 175. Geburtstag Anlass für die Veranstaltung in der Gedenkstätte Goldener Löwe war.
Bebel, der 1869 auf dem Eisenacher Parteitag maßgeblich an der Gründung der SDAP (und späteren SPD) beteiligt war, war einer der wichitigsten Protogonisten der Arbeiterbewegung, ihre bedeutetenste Führungsfigur und wurde von vielen nachträglich als Gegenkaiser der Massen titutliert.

Schmidt erläuterte wie August Bebel vom einfachen Drechslergesellen zum „Polit-Star“ des deutschen Kaiserreichs wurde und wie sein Wirken den Kampf um soziale Gerechtigkeit mit bürgerschaftlichem Engagement verband. Er resümierte, dass in Bebels Lebensweg und Arbeit sich Fragen wiederspiegeln, die bis heute nichts von Ihrer Aktualität verloren haben: Fragen nach der Integration in die Gesellschaft, nach sozialer Gerechtigkeit und politischer Partizipation.

In der sich anschließenden Diskussion wurden vor allem Fragen zu seinem Charisma und zu seiner Rolle innerhalb der SPD erörtert. Für ihn galt das Prinzip der offenen Meinungsfreiheit, an dem er zeitlebens festhielt. Er betrieb weder Fundamentalopposition noch übernahm er unreflektiert die Meinung der anderen. Stets wirkte er auch innerhalb der SPD vermittelnd, er repräsentierte zwischen der linken und revisionistischen Seite das Zentrum der SPD.

Während sein Freund und Weggefährte Wilhelm Liebknecht parlamentarische Arbeit ablehnte, war sie für Bebel Mittel zum Zweck – er setzte sich für die Abschaffung der Kinderarbeit ein, für den Schutz der Arbeiter und das Frauenwahlrecht – Wandel durch Wahlerfolge war für ihn auch ohne Regierungsbetetiligung vorstellbar.
Bebels Popularität zeigte sich auch bei seiner Beerdigung 1913 in der Schweiz – über 60.000 Menschen kondolierten und über 500 Kränze wurden beim Trauermarsch für den „Kaiser Bebel“ gezählt.

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