Schauspiel: Luther vom Sockel geholt?

Und so gab es eine zweistündige unterhaltsame Geschichtsstunde in Form eines Theaterstücks, in der Luther einmal anders gezeigt wurde. «Ich habe schon immer versucht, Luther ein bisschen von seinem Sockel zu holen», so Autor und Regisseur Jethro D. Gründer. «Luthers Teufel» sei allerdings die erste konsequente Auseinandersetzung mit diesem Thema. «Sein lebenslanges Ringen mit dem Teufel, wer auch immer dies sein mag, ist sprichwörtlich und nachgewiesen. Wir wollten diese Auseinandersetzung sinnbildlich darstellen, indem der Teufel selbst auftritt, zeigen, dass Luther – ungeachtet seiner Verdienste – nicht nur Held und Vorkämpfer war, als den wir ihn heute betrachten, sondern auch seine Schattenseiten hatte: sein menschliches Zaudern, seine Fehler im Bauernkrieg und den Judenhass, der großen Schaden angerichtet hat», erklärt Gründer in einem Interview. Auf der anderen Seite wird Luther als frommer, suchender und gläubiger Theologe dargestellt.

Eines darf man nicht vergessen, meint Gründer auch. Es ist Theater, das hier gezeigt wurde und gewisse künstlerische Freiheiten sollte man haben.

Deshalb ist das Stück sicherlich streitbar, macht Martin Luther menschlicher, ja liebenswerter.
Der Spaß kam im Stück auch nicht zu kurz. Da die Musik und die Gesten von Teufel und Luther zu Winnetou, die Musik von Schwabes Rummelkammer (DDR-TV-Reihe) oder der Wartburg statt die Wartburg (Entführung Luthers mit einem Wartburg).
Durch den späteren Beginn konnte die Dämmerung und das Licht dramaturgisch einbezogen werden.

Nun ist es an den Machern «Luthers Teufel» wach zu halten. Eine DVD und einen Kalender soll es bald geben.

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Ein Diskussion zum Stück wäre ebenfalls angebracht, hier könnte und sollte man inhaltlich einmal über die Person Luthers streiten.

Es spielten:
Luther – Marcus Coenen
Teufel – Andre Kaczmarcyk

Brander – Frank Roder
Frosch – Lutz Leyh
Staupitz – Frank Roder
Vater – Thomas Bieberstein
Hure – Anke Arnold
Verkäufer – Matthias H. Herzer
Ablasshändler – Tobias Bernhardt
Papst – Lutz Leyh
Kurtisane – Susi Grimm
Prior – Matthias H. Herzer
Tetzel – Lutz Leyh
Cajetan – Gunthart Hellwig
Müntzer – Frank Roder
Student – Tobias Bernhardt
Kaiser Karl – Lutz Leyh
Reiter – Roland, Andreas und Carsten Winzer, Susi Grimm
Thomas – Tobias Bernhardt
Marie – Sarah Maria Kleditz
Sophie – Nina Haas
Bauer – Matthias H. Herzer
Katharina von Bora – Charis Aust
Reisige – Mus Rusticus, Conrad Müller, Matthias H. Herzer
Johann der Beständige – Thomas Bieberstein
Ritter – Mus Rusticus
Volk/Studenten/Gäste – Volk aus Eisenach und Umgebung

Buch/Regie – Jethro D. Gründer
Bühne/Kostüme – Hendrik Kürsten
Regieassistenz – Tobias Bernhardt
Leitung Statisten – Anke Arnold
Ton – Marco Fischer
Licht – Holger Strey
Souffleuse – Amdaswintha Matthes
Requisite – Sascha Dietze

Produktion – Lutherverein Eisenach e.V.

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