Schlaraffia Ysenaha

In Eisenach und dem Wartburgkreis bestand einst ein „Schlaraffenland des Geistes“: die Schlaraffia Ysenaha.

Schlaraffia wurde 1859 in Prag gegründet und ist ein international agierender, deutschsprachiger Verein zur Pflege von Kunst, Freundschaft und Humor. Das Treiben des Vereins kann man nur sehr schlecht in wenigen Worten zusammenfassen. Im Wesentlichen ist das (Rollen-)Spiel, dass hier gespielt wird, aus der Standesdünkelei der deutsch- österreichischen Monarchiegesellschaft des 18. und 19. Jahrhunderts entstanden. In diesen Zeiten bestimmte der Adel die Gesellschaft und legte fest, wer zu den elitären Kreisen gehören durfte. Mitglieder des Prager Staatstheaters, zumeist Künstler, wurden abgelehnt. Aus Protest wurde die Schlaraffia als Gegenverein gegründet und nimmt das Gehabe am Hof seitdem kräftig auf die Schüppe.Von Prag aus verbreitete sich die Idee sehr schnell weltweit und heute gibt es Schlaraffenvereine von Australien über Thailand, von Südafrika bis Nordamerika an sehr vielen Orten in der Welt. Hauptverbreitungsgebiete sind Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Wesentliche Merkmale des Vereinslebens, unabhängig vom physischen Standort sind: weltweit wird deutsch gesprochen, Humor, Kunst und Freundschaft in einer Art Ritterspiel gelebt und insbesondere das gesellschaftliche (Adels-)Leben persifliert. Politik, Religion und das berufliche Umfeld der Männer sind dabei außen vor – ja sogar als Themen innerhalb der Treffen verboten. Das vermeidet kritische Diskussionen von Vorne herein. Im Vordergrund steht das entfliehen vom Alltag und der Spaß.

Schlaraffia selbst hat Elemente von Karneval, Literaturclubs, Kunstvereinigungen, Gesangsvereinen, Stammtischen … ohne jedoch tatsächlich eindeutig in diese Kategorien eingeordnet werden zu können. Fest steht: jede Veranstaltung ist ein Erlebnis.

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In Eisenach bestand über viele Jahre seit dem 12.11.1923 auch ein erfolgreicher Ableger der Schlaraffia – die Ysenaha. Das beweist, dass auch in Westthüringen der Humor lebt. Das Vereinsleben der Ysenaha war sehr rege und der Zuwachs an Mitgliedern sehr schnell groß. Ein jähes Ende fand der Verein – wie im übrigen Deutschland auch – mit dem Jahr 1938, als er vom damaligen NS-Regime verboten wurde. Die Nazis waren der Meinung, dass Schlaraffia nicht arisch genug sei. Der Hauptgrund aber war wohl, dass das Spiel der Schlaraffen nicht so recht beurteilt werden konnte und man politische Einflussnahme vermutete. Da Politik in Schlaraffia keine Rolle spielt, verboten ist, war das natürlich Unfug. Aber es änderte nichts an der Auflösung. Auch in der DDR-Zeit war die Schlaraffia nur bedingt gelitten – zu wenig konnte sie zum sozialistischen Gedanken beitragen. Deshalb haben in der ehemaligen DDR, auch in Thüringen, nur wenige der Schlaraffenvereine diese lange Zeit überlebt.

Humor kann man allerdings nicht dauerhaft verbieten. Die Schlaraffia findet man in Thüringen inzwischen wieder in Arnstadt, Erfurt, Gera, Meiningen und Weimar. Eisenach kann und will da nicht hinten anstehen!

Am 12.11.2023 um 13 Uhr treffen sich in der Gaststätte Augustiner Bräu, Georgenstr. 30 in Eisenach die Mitglieder des bisher „losen Vereins“ zur offiziellen Gründung des „Kulturverein Schlaraffia Eisenach e.V.“. Damit soll die Schlaraffia wieder eine feste Basis im Wartburgkreis erhalten und so die erste Spielsaison nach dem 2. Weltkrieg in Eisenach wieder eröffnen.

Die Freunde des Kulturvereins Schlaraffia Eisenach (e.V. i.G.) laden hiermit alle Interessierten aus Eisenach, dem Wartburgkreis und dem Umfeld herzlich ein, an der Vereinsgründung teilzunehmen.
Rückfragen zum Verein und zu der beschliessenden Satzung beantwortet gerne Ritter Un- Bequem, prof Volker Roeber, unter schreibstube@ysenaha.de. Weitere Informationen finden sich auch auf der Webseite des Vereins unter www.ysenaha.de.

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