Stadt Eisenach übernimmt umfangreiche Richard-Wagner-Sammlung

Für die erhebliche Erweiterung der Eisenacher Richard-Wagner-Sammlung wurde am Donnerstag der Grundstein gelegt: Rüdiger Pohl aus Berlin übergab die ersten Stücke aus seiner umfangreichen Privat-Sammlung als Dauerleihgabe an die Stadt.

Bei der Sammlung handelt es sich um einige tausend Objekte, vor allem um zahlreiche Autographen Wagners und aus seinem Umfeld, rund 1200 Bücher, mehrere Alben mit teilweise sehr seltenen Fotografien, Postkarten, Kunstdrucke, Medaillen, Programmhefte, Büsten, Kuriosa, Schellackplatten und mehr.
Damit kann die Stadt Eisenach ihre eigenen Bestände – nach Bayreuth die zweitgrößte Richard-Wagner-Sammlung der Welt – erheblich vergrößern.

Musikwissenschaftler Rüdiger Pohl (47), der großzügige Leihgeber, ist Vorsitzender der „Deutschen Richard-Wagner-Gesellschaft e.V.“ Er plante bereits seit einigen Jahren, seine Sammlung zum Leben und Werk des Komponisten dem Thüringer Museum Eisenach als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen.
Im Februar 2007 beschloss der Eisenacher Stadtrat dann, die Sammlung zu übernehmen.
Danach fuhren die Stadtratsmitglieder Dr. Claus Oefner (CDU) und Dr. Wolfgang Schenk (SPD) sowie Kulturamtsleiter Reinhard Lorenz nach Berlin um die Sammlung zu sichten und zu prüfen. Sie stellten fest, dass die Sammlung sowohl einen hohen wissenschaftlichen als auch einen großen Schau-Wert aufweise.

Als Gründe die Sammlung abgeben, betonte Pohl, dass das Thema nicht mehr allein zu bewältigen gewesen sei, es solle einer breiten Öffentlichkeit für eine wissenschaftliche Arbeit zugänglich sein. «Es war ein schwerer Entschluss. Viel Herzblut hängt an jedem Stück» so Pohl. Viele Geschichten könnte er zu der Sammlung erzählen. Mit 15 Jahren entdeckte er seine Liebe zur Musik von Richard Wagner, geprägt auch durch sein Elternhaus.
Aber er wolle das Sammeln nicht aufgeben, sondern weitermachen.
Eisenach Stadtoberhaupt freute sich über die Dauerleihgabe: «Man soll in Bayreuth merken, dass es Eisenach gibt».

Sehenswert sind vor allem die vielen farbigen Bühnenbildentwürfe, die sehr wertvolle Fotosammlung von Zeitgenossen Wagners und der frühen Interpreten seiner Werke (vor 1883!) und die bibliophilen Kostbarkeiten (u.a. Libretto der „Meistersinger“, Prachtausgaben früher Klavierauszüge).

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Der Leihvertrag, den die Stadt mit Rüdiger Pohl abschloss, sieht vor, dass der Richard-Wagner-Fundus etappenweise in städtischen Räumen archiviert, aufgearbeitet und für wissenschaftliche Zwecke der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wird. Außerdem sollen die Stücke auch in Ausstellungen gezeigt werden.

Die Sammlung Rüdiger Pohls stellt eine einmalige Ergänzung zur Richard-Wagner-Sammlung des Nicolaus Oesterlein dar, die in der Eisenacher Reuter-Villa gezeigt wird. Oesterlein (1841-1898) hat einst über 20000 Stücke zusammengetragen. Die Stadt kaufte diese Sammlung und brachte sie 1897 in der Reuter-Villa am Fuße der Wartburg unter.

Die Eisenacher Wagner-Sammlung, die nun durch die Pohl’sche Leihgabe erheblich erweitert wird, soll auf Dauer in geeigneten Räumen im Stadtschloss am Markt präsentiert werden. Denn das Schloss, das seit langem umfassend saniert wird, ist das einzige Gebäude der Stadt Eisenach (außer der Wartburg), durch dessen Tür Richard Wagner persönlich gegangen ist.

Die erweiterte Sammlung bietet die Chance, das Thema Richard Wagner in Eisenach kultur- und tourismusrelevant intensiv aufzubereiten und es in neuer Dimension museal zu präsentieren, so Oberbürgermeister Matthias Doht bei der Übernahme der ersten Dokumente.

Darüber hinaus wird die Stadtverwaltung mit der Deutschen Richard-Wagner-Gesellschaft Verhandlungen aufnehmen mit dem Ziel, auch den dort befindlichen Fundus als Leihgabe zu übernehmen.

Zu Abschluss hatte Rüdiger Pohl noch eine Überraschung für den OB. Er schenkte der Stadt Dokumente für das Automobilmuseum. Dabei handelte es sich u.a. um einen Kfz-Schein, einen Kfz-Brief und eine Garantieurkunde aus Eisenach für zwei Fahrzeuge von Typ BMW 1.2.

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