Stellungnahme der Bürgerinitiative «Pro Eisenacher Musiktheater»

Stellungnahme der Bürgerinitiative «Pro Eisenacher Musiktheater» zu den aktuellen Veränderungen des Theaterkonzeptes durch des Thüringer Kultusministerium:
Die Fraktionen aller Parteien des Meininger Stadtrates sowie der Betriebsrat des Meininger Theaters bekundeten gegenüber dem «Meininger Tageblatt» (vom 31. Mai d. J.) die Absicht, einer Zustiftung des Eisenacher Theaters in die Meininger Kulturstiftung wegen zu erwartender Nachteile für Meiningen nicht zuzustimmen. Nur wenige Stunden später reagierte darauf der Staatssekretär im Kultusministerium, gleichzeitig Stiftungsratsvorsitzender der Meininger Kulturstiftung, Walter Bauer-Wabnegg, mit einem lukrativen Angebot an die verantwortlichen Amts- und Mandatsträger in Meiningen. Damit ist nun klar: Dem Thüringer Kultusministerium ging es von Anfang an nicht um die Einsparung knapper Mittel für den Kulturbereich, sondern um die Zerschlagung des Eisenacher Theaters zugunsten Meiningens. Um auf Biegen und Brechen auch Meiningen zu einer Zustimmung zu bewegen, geht man nun auf alle Forderungen der dortigen Verantwortlichen ein, koste es was es wolle. Statt zweier Opern, die pro Spielzeit von Meiningen in Eisenach gezeigt werden sollten, braucht bereits jetzt nur noch eine passend für die Eisenacher Bühne produziert zu werden und zusätzlich werden 100000 € aus dem Hut gezaubert, damit diese Lücke durch andere Gastspiele geschlossen werden kann – ein erster Schritt zum Bespieltheater. Außerdem wird mit Verweis auf die künstlerische Freiheit ausdrücklich die alleinige Entscheidungshoheit des Meininger Intendanten Haag bezüglich der Reduzierung der Gastspiele in Eisenach hervorgehoben.

Während im Kultusministerium nun ganz offen davon gesprochen wird, dass im Falle einer ungesicherten Finanzierung des Eisenacher Hauses eine weitere Reduzierung des Eisenacher Theaterbetriebes oder eine (befristete) Außerbetriebnahme vorgesehen sind und sogar per Satzungsänderung eine endgültige Aufgabe des Eisenacher Theaters möglich ist, sichert das Ministerium die Finanzierung des Meininger Hauses weiterhin mit 80% zu und gewährleistet die Tarifanpassung der Meininger Theatermitarbeiter auch über das Jahr 2010 hinaus ebenso wie die Finanzierung der Ost-Westanpassung der Tarife für Meiningen bis 2009 bei Steigerung von 7,5%. Die dafür erforderlichen erheblichen Mittel sind bereits eingeplant.

Einer weiteren Sorge der Meininger, an den lukrativen Wochenenden in Eisenach spielen zu müssen, wird nun durch das Kultusministerium mit ausdrücklichem Verweis auf die touristische Bedeutung vor allem des Musiktheaters für die Stadt Meiningen Rechnung getragen: Selbstverständlich kann es Meiningen nicht zugemutet werden, auf diese wichtigen Spieltage zu verzichten, im Gegenteil, Bauer-Wabnegg verweist auf das Eisenacher Musical, das den Spielplan in Meiningen an den Wochenenden noch zusätzlich bereichern kann, sowie auf die finanzielle zusätzliche Unterstützung der Meininger Kammerspiele durch das Land in Höhe von 1000000 €.

Selbst der dem Eisenacher Stadtrat als Entscheidungsgrundlage vorgelegte Satzungsentwurf der Meininger Kulturstiftung steht nun in wichtigen Passagen zur Disposition und zwar gerade dort, wo es um Mitspracherechte und Sperrminoritäten geht. Im Gegensatz zu Dohts ständig wiederholter Behauptung sei dies – so Bauer-Wabnegg – keine Forderung Eisenachs gewesen.

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Angesichts eines Interviews des Meininger Intendanten Haag im MDR – Figaro, in welchem er seine freundschaftlichen Beziehungen zu Bauer-Wabnegg erwähnte, drängt sich die Frage auf, welchen Einfluss diese Beziehungen auf die Erarbeitung des für die Eisenacher Kulturlandschaft katastrophalen Theaterkonzeptes hatten und haben und wie es in diesem Zusammenhang um Bauer-Wabneggs Neutralität bei der Verhandlungsführung bestellt war. Dazu kommt, dass er nach eigener Aussage die bisherigen Planungen maßgeblich durch den Meininger Intendanten und die Meininger Verwaltungsdirektion erarbeiten ließ – eine Tatsache, die von Doht und Lieske bisher beharrlich geleugnet wurde.

Durch Bauer-Wabneggs neuerliche Zugeständnisse an die Meininger Seite ist das von Lieske und Doht mit Schützenhilfe Köckerts sowie der «Bürger für Eisenach» brachial durchgesetzte Theaterkonzept bereits vor Beginn seiner Umsetzung gescheitert. Alle Befürchtungen der BI und der Fachleute haben sich voll und ganz bestätigt. Dabei zeugt die Art und Weise, wie eine Mehrheit der politisch Verantwortlichen mit den Einwänden und Warnungen der BI umgegangen ist, von Ignoranz, Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit: ein politischer Skandal!

Angesichts der Tatsache, dass den Meininger Entscheidungsträgern am 5. Juni d. J. ein ausschließlich zum Nachteil Eisenachs deutlich modifiziertes Theaterkonzept zum Beschluss vorliegen wird, fordert die Bürgerinitiative:

• Rücknahme des Stadtratsbeschlusses vom 8. Mai d. J. und des Beschlusses des Kreistages des Wartburgkreises vom 30. Mai d. J. zum Theaterkonzept
• Aufnahme von Neuverhandlungen mit dem Land unter sachkompetenter Leitung mit Beteiligung von Fachleuten und Persönlichkeiten, die in der Lage und willens sind, sich für die Belange der Stadt Eisenach einzusetzen
• Entbindung von Staatssekretär Bauer-Wabnegg von der Mitwirkung an den weiteren Verhandlungen wegen des Verdachts der Parteilichkeit
• Rücktritt von Bürgermeisterin Lieske

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