Technisches Denkmal: Doppelkurbel-Kniehebel-Tiefziehpresse

Eine Doppelkurbel-Kniehebel-Tiefziehpresse der Marke Schuler (Göppingen) ist jetzt auf dem Gelände vor dem Museum „automobile welt eisenach“ (awe) zu bestaunen. Mit rund 10,50 Meter Höhe (vier Meter davon standen einst in der Erde), 6,50 Meter Breite und 3,70 Meter Länge ist die stählerne Maschine selbst von Weitem noch gut zu sehen. Sie dokumentiert an einem authentischen Ort mehrere Kapitel Eisenacher Automobilbaugeschichte.
Oberbürgermeister Matthias Doht enthüllte am Donnerstag offiziell das denkmalgeschützte Zeugnis des Maschinenbaus vor dem Museum.
Vom alten Standort war nun noch eine Kurbel übrig geblieben, diese wurde dem OB übergeben und an die Presse angebaut. Ein Dank für den Erhalt des Technischen Denkmals, seit fünf Jahren wurde in Thüringen kein solches Denkmal eingeweiht worden, überbrachte das Ortskuratorium der Stiftung Deutscher Denkmalschutz.

Mit der Presse wurden von 1928 bis 1991 im Eisenacher Automobilwerk Karosserieteile gefertigt. Sie lieferte Teile für den Dixi, für die in Eisenach gefertigten BMW-Modelle, nach dem Krieg für EMW und bis zur Wende dann für die verschiedenen Wartburg-Typen.

Nach der Schließung des Werks 1991 benutzte die Firma „Umform- und Fügetechnik Eisenach“ (UFE) die Presse. UFE war aus dem Automobilwerk hervorgegangen und produziert auf dem ehemaligen Automobilwerks-Gelände. Bis 1998 diente die Tiefziehpresse mit der genauen Bezeichnung BBE 800 dort noch dem Werkzeugbau – sie stellte also insgesamt 70 Jahre lang Karosserieteile her.

Seit 2000 steht die Presse als technisches Denkmal unter Schutz. Da UFE nach ihrer Ausmusterung keine Verwendung mehr für sie hatte, entschied sich die Stadt Eisenach, die Maschine am awe-Museum auszustellen. Denn im Museum, das sich ebenfalls auf dem ehemaligen Gelände des Automobilwerks befindet, stehen viele Fahrzeuge der Typen, für die auf dieser Presse einst Teile gefertigt wurden.

Aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts von rund 75 Tonnen konnte die Presse allerdings nicht im Museum selbst ausgestellt werden, sondern fand nun auf dem Gelände schräg vor dem Eingang des Museums ihren Platz. Dieser wurde eigens für die Presse hergerichtet. Unter anderem wurde ein Fundamentsockel aus Beton gegossen, so dass die Presse etwas erhöht steht.

Für den Transport der Presse von UFE zu ihrem neuen Standplatz wurde eine Spezialfirma benötigt, denn aus denkmalschützerischen und technologischen Gründen konnte die Maschine nicht in ihre Einzelteile zerlegt werden.
Mit Hilfe von Kränen wurde die Presse zunächst auf die Seite gelegt – sie hätte sonst nicht durch das Hallentor bei UFE gepasst. Mehrere Stunden dauerte der Transport von UFE zum Platz vor dem Museum. Seitdem steht die Presse auf dem Betonsockel.
Zum Schutz vor dem Wetter wird die Tiefziehpresse aufwändig konserviert – unter anderem mit mehreren Schichten Konservierungsmittel. Die endgültige Grundkonservierung soll im Jahr 2008 abgeschlossen werden. Damit die Presse auch für die Zukunft erhalten bleibt, muss jedes Jahr eine Reinigung und Auffrischung der Konservierung erfolgen.

Anzeige

Nach dem Aufstellen und Konservieren der Tiefziehpresse am neuen Standort wurde anschließend die Fläche um den Betonsockel hergerichtet und notwendige Sicherheitsumzäunung angebracht.

Aufgrund der Aufstellung im Freien ist die Presse nicht mehr funktionsbereit. Trotzdem ist es künftig möglich, sich ein lebendiges Bild von einer solchen Doppelkurbel-Kniehebel-Tiefziehpresse zu verschaffen: Im awe-Museum kann sich bald jeder Besucher einen Film ansehen, der zeigt, wie eine solche Presse arbeitet.

Die Kosten für die Umsetzung und Sicherung der Presse belaufen sich insgesamt auf rund 55000 Euro. Den größten Teil davon tragen Förderer und Sponsoren, sodass die Stadt selbst nur eine Summe von wenigen Tausend Euro aufbringen musste.
Zugesagt haben bereits das Thüringer Kultusministerium (10000 Euro Fördermittel), die Sparkassen-Kulturstiftung (4000 Euro) und die Wartburg-Sparkasse (4000 Euro). Außerdem wurden bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Fördermittel in Höhe von 15000 Euro beantragt.

Zudem unterstützten viele ortsansässige und regionale Baufirmen und Einrichtungen mit erhebliche Sach- und Geldspenden den Umzug der Tiefziehpresse.
Die Stadtverwaltung bedankt sich bei den Sponsoren und Förderern auch, indem sie deren Namen auf einer Tafel nennt, die am Sockel der Maschine angebracht ist.

Auch weiterhin besteht für interessierte Bürger und für Firmen die Möglichkeit, sich mit einer Geldspende am Erhalt dieses einzigartigen Industriedenkmals zu beteiligen.

Zuwendungen können eingezahlt werden an: Stadtverwaltung Eisenach bei der Wartburg-Sparkasse, BLZ: 84055050, Konto-Nr.: 2003, cod. Zahlungsgrund: Spende Tiefziehpresse, HH-St. 1015.0

Anzeige