Thüringer Museum Eisenach erhält Herzogin-Gemälde

Das Thüringer Museum Eisenach hat das Bildnis der Herzogin Anna Sophie Charlotte von Sachsen-Eisenach (Öl auf Leinwand, 143 x 116 cm) aus dem Jahre 1742 als unbefristete Leihgabe in seine Gemäldesammlung im Stadtschloss aufgenommen.

Auf Initiative des Eisenacher Kulturamtes und dank der sehr generösen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung München konnte das Bildnis der Herzogin Anna Sophie Charlotte von Sachsen-Eisenach auf einer Auktion im November 2011 beim renommierten Kunsthaus Lempertz in Köln ersteigert werden.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung übernahm dabei sämtliche Kosten für den Erwerb und ist damit Eigentümer des barocken Gemäldes. Seinen dauerhaften Platz wird das Bildnis jedoch als Dauerleihgabe im Eisenacher Stadtschloss erhalten.

Dank der Hilfe des Autohauses Schorr in Eisenach, das dem Thüringer Museum Eisenach ein Fahrzeug für diesen Transport kostenfrei zur Verfügung gestellt hat, konnte das Gemälde jetzt nach Eisenach ins Stadtschloss gebracht werden.
Insgesamt rund 18000 Euro wurden dafür ausgegeben.

Das repräsentative, großformatige Dreiviertelbildnis zeigt eine Fürstin in Witwentracht. Ihre Hand ruht auf einer Krone, die auf einem Kissen platziert ist. Diese Pose weist auf den hohen Rang der dargestellten Person hin. Es handelt sich um die Herzogin Anna Sophie Charlotte von Sachsen-Eisenach (1706-1751). Sie war die Gattin von Herzog Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach. Ihre Ehe blieb jedoch kinderlos; der Herzog starb 1741. Die Herzogin-Witwe lebte fortan auf ihrem Witwensitz Schloss Sangerhausen, wo sie 1751 starb.

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Gemalt hat das Bild die berühmte Portraitmalerin Anna Rosina Lisiewska, verheiratete Matthieu (1713-1783). Anna Rosina Lisiewska entstammte einer Berliner Künstlerfamilie und heiratete den preußischen Hofmaler David Matthieu. Auf der Rückseite der Gemälde-Leinwand ist eine alte Beschriftung erhalten, in der sie mit dem Familiennamen Matthieu genannt wird. 1757 wurde Anna Rosina Lisiewska Hofmalerin der Fürsten von Anhalt-Zerbst, 1769 Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie und 1777 Hofmalerin der Herzöge von Braunschweig.

Ein weiteres bedeutendes Gemälde Lisiewskas ist das Bildnis der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, mit Erbprinz Karl August und Prinz Friedrich Ferdinand Konstantin, das in Weimar zu bewundern ist. Vier weitere Bildnisse Lisiewskas sind im Berliner Schloss Charlottenburg ausgestellt.

Nachforschungen haben ergeben, dass das Gemälde bis 1907 nachweislich im Berliner Stadtschloss hing. Nach dem Ersten Weltkrieg sind viele Gemälde aus den preußischen Schlössern im Privateigentum des Hauses Hohenzollern verblieben und nach und nach in den Kunsthandel gelangt. Diesen Weg hat wahrscheinlich auch das Herzogin-Bild genommen. Seit 1984 gehörte das Gemälde einem Berliner Privatsammler, der es im November 2011 zur Auktion gab.

Die Herzogin-Witwe und das Eisenacher Stadtschloss
Das heutige Eisenacher Stadtschloss (1742 bis 1750 erbaut) verdankt seine Existenz der Überlieferung nach einer unerhörten Begebenheit:
Als die Witwe Anna Sophie Charlotte, eine geborene Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, nach dem Tod ihres Gatten, des letzten Eisenacher Herzogs Wilhelm Heinrich, gedemütigt und des Landes verwiesen wurde, befahl sie kurzerhand, das von ihr bewohnte Residenzschloss »bis auf den letzten Nagel” auszuräumen. Zumindest blieb nach der Überlieferung bei ihrem Auszug nicht viel Brauchbares im Gebäude zurück. Ob dieser Blamage hochgradig erzürnt, soll der Erbe Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar den unverzüglichen Abriss des damaligen Residenzschlosses angeordnet haben. Diesem Wunsch wurde auch ohne Zögern nachgekommen.
Am 20. Januar 1742 traf der Befehl zum Neubau eines Schlosses in Eisenach ein. Zum Bauplatz wurde ein Areal auf der Nordseite des Marktes bestimmt, auf dem zu diesem Zeitpunkt noch sechs Bürgerhäuser standen. Die Fürstliche Baukommission mit Landesbaumeister Gottfried Heinrich Krohne als leitendem Architekten war für die Konzeption des als «Fürstenhof» bezeichneten Schlossbaues verantwortlich.
Das Eisenacher Stadtschloss ist eine spätbarocke, ursprünglich vierflügelige Anlage, deren Südfassade direkt auf den Eisenacher Marktplatz weist. Auf dem dreigeschossigen Gebäude befindet sich eine kleine hölzerne Kuppel. Im Nordflügel erstreckt sich ein 120 Quadratmeter großer Festsaal über zwei Geschosse. Die dortigen Stuckaturen stammen von Krohne aus der Zeit zwischen 1745 und 1747. Mit dem bis auf die hölzernen Einbauten und Pflasterflächen weitgehend original erhaltenen Marstall, einem ursprünglich als Pferdestall genutzten Raum, besitzt das Schloss ein weiteres bemerkenswertes Architekturdetail.
Das Schloss diente nach dem Tode des Herzogs von Sachsen-Weimar und Eisenach im Jahr 1748 hauptsächlich als Nebenresidenz und Verwaltungssitz. Nach 1919 wurde die Einrichtung des Schlosses nach Weimar gebracht, das Gebäude diente als Verwaltungssitz der Stadt Eisenach profanen Zwecken.
Seit 1931 beherbergt das Schloss das Thüringer Museum Eisenach. 1990 wurde mit einer grundhaften Sanierung begonnen, die – bis auf den Nordflügel – im Herbst 2011 abgeschlossen werden konnte. Im Südflügel (Hauptgebäude) und im Marstall präsentiert das Thüringer Museum Eisenach seine Ausstellungen.