Vom Kaff der guten Hoffnung

Seit November 2008 besteht das Eisenacher Theater am Markt. Die von Theaterpädagoge Timo Bamberger und Schauspieler Marcus Coenen ins Leben gerufene Spiel- und Produktionsstätte kann auf eine überaus erfolgreiche zweite Spielzeit zurück blicken und wartet 2011 mit sechs Premieren auf.

Mit «Heimat – Kaff der guten Hoffnung» haben die Theatermacher ein Jahresthema installiert, das mit Unterstützung der regionalen Medien eine breite Öffentlichkeit erreichen und bewegen soll. Dazu sind Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Schulprojekte und Leserbriefaktionen geplant, die die einzelnen Premieren flankieren und in den nächsten Monaten eine breite Diskussion über «Heimat» in der Region auslösen sollen.

Das TAM ist in seinem zweiten Jahr zu einem festen Bestandteil der Eisenacher Kulturlandschaft geworden. Unterhaltsames, zeitgemäßes Schauspiel mit einer großen Nähe zur Lebenswelt der Zuschauer zu bieten, ist erklärtes Ziel der Theaterleitung.
Rund 3000 Zuschauer besuchten die 82 angebotenen Vorstellungen des zurückliegenden Jahres und sorgten für eine Auslastung von ca.70 Prozent. Neben den Förderungen durch das Land Thüringen, die GfG und dem Bundesprogramm «Vielfalt tut gut» konnte das TAM durch die intensive ehrenamtliche Tätigkeit und die erzielten Einspielergebnisse mehr als 20 Prozent der benötigten Finanzmittel selbst erwirtschaften.
Neben professionellen (Gast-)Schauspielern und Regisseuren sind am TAM mehr als 100 Mitwirkende in Kinder-, Jugend,- Erwachsenen-, und Seniorenensembles sowie im Rahmen von Kooperationsprojekten mit Bildungsträgern und Schulen engagiert.

Dieser breite Bevölkerungsdurchschnitt war unter anderem ausschlaggebend für die Wahl des aktuellen Spielzeitmottos «Heimat – Kaff der guten Hoffnung».
«Wir glauben, dass wir bereits aus den verschiedenen Generationen unseres Ensembles viele Sichtweisen auf das Verständnis von Heimat gewinnen können», erklärt Timo Bamberger. «Heimat ist ein Thema, das alle bewegt. Wir möchten in den nächsten Monaten gemeinsam mit der ganzen Region unserer inneren Heimat ebenso wie dem Ort und der Kultur in der wir leben, nachspüren. Wir wollen nach generationsübergreifenden Gemeinsamkeiten suchen, über die Geborgenheit familiärer Verbundenheit reden, aber auch beengende Traditionen offen legen, die uns Heimat gelegentlich als verstaubt-provinzielles Hinterland erscheinen lassen.»

Die erste Premiere ist mit «Die fetten Jahre sind vorbei» am 5. März zu erleben. Das nach dem Drehbuch zum gleichnamigen Film entstandene Theaterstück erzählt von Jugendlichen, die in die Villen reicher Leute einbrechen und dort Botschaften wie «Sie haben zu viel Geld» oder «Die fetten Jahre sind vorbei» hinterlassen. Passend zur Inszenierung lädt das TAM am 14. April zu einer Podiumsdiskussion über jugendliche Subkulturen und demokratische Protestbewegungen ein. Zur Premiere «Bauernsterben» (6. Mai) – einem Stück über zwei Jugendliche, die dem Landleben den Rücken kehren wollen – ist eine Fotoausstellung in der Stadtverwaltung Eisenach geplant, die unter dem Titel «Die Idylle geht verloren?» die Veränderung des ländlichen Raums in der Wartburgregion dokumentiert. Mit «Bin nebenan – Monologe für Zuhause» zeigt das Erwachsenen-Amateurensemble am 20. Mai zwölf Episoden über wackelige Lebensfundamente und sanierungsbedürftige Innenräume.
Das Kinderensemble feiert mit «Die richtige Nase» – einem Stück über Ausgrenzung – am 2. Juli Premiere. Das Jugendensemble zeigt, begleitet von einem Schulprojekt, ab 9. September «Auf der Suche nach Odysseus» und widmet sich der Familie als besonders naheliegender Heimaterfahrung. Den Abschluss der Themen-Spielzeit bildet die Uraufführung «Meine Heimat ist das Leben». Eine Inszenierung, die auf der Basis von Briefen und Aufsätzen zum Thema «Heimat» – geschrieben von Menschen aus der Region – neu entsteht.

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