Wartburg-Motorwagen von 1899 erstmals öffentlich präsentiert

Während des internationalen Wartburg-Treffens „Heimweh 2021“, wurde nicht nur der vor 30 Jahren gefertigte letzte Wartburg 1.3 präsentiert, sondern auch der erste Wartburg-Motorwagen aus Eisenach. Die Besucher feierten bei der abendlichen Show begeistert die Vorfahrt des ältesten Wartburgs, Baujahr 1899, der mit tuckerten Motorengeräusch zügig über den Platz rollte. Das der historische Wagen, der seit 1967 im Eisenacher Automobilmuseum steht, überhaupt wieder zum Leben erweckt werden konnte, ist das Ergebnis eines Projektes des Museums Automobile Welt Eisenach.

Seit zwei Jahren arbeitet in der Museumswerkstatt eine kleine Gruppe professioneller Spezialisten an der fachgerechten Restauration des mobilen Kulturgutes, denn der Wartburg-Motorwagen gilt als eines der ältesten deutschen Automobile überhaupt. Geleitet wird das Team vom ehemaligen AWE-Motorenkonstrukteur Dipl.-Ing. Eberhard Spee, der dabei vom ehemaligen AWE-Kundendienstmonteur Peter Lifferth und dem Museums-Kfz-Meister Matthias Huch professionell unterstützt wird. Dabei leisteten die drei Männer Pionierarbeit, denn der Motorwagen wurde 1970 das letzte Mal bewegt und von der letzten Instandsetzung im Jahr 1967 gab es nur noch rudimentäre Unterlagen und natürlich keine Zeichnungen mehr. Ziel des Projektes ist die Technik aus der Anfangszeit der Motorisierung für die Nachwelt zu erhalten und zu bewahren.

Diese wichtige Aufgabe konnte nur mit gezielter Unterstützung gelingen. So wurde der Dualen Hochschule Gera-Eisenach eine Zusammenarbeit aufgebaut, um die Arbeiten auch wissenschaftlich zu unterstützen und die nicht mehr vorhandenen Dokumentationen neu zu erstellen. In einer sechsmonatigen praktischen Tätigkeit unterstützen so die beiden Studenten Markus Heidel und Tobias Frank vom TÜV-Thüringen das Eisenacher Team bei der Restauration des Zweizylinder-Decauville-Motors und schrieben darüber ihre Bachelorarbeit. Daran schloss sich die Bachelorarbeit von Pascal Eckert an, der die gesamten Konstruktionsunterlagen für das Rohrfahrwerk digital neu erstellte. Voraussetzung dafür war, dass der Motorwagen vor der Demontage 2019 bei der BMW-Fahrzeugtechnik GmbH in Krauthausen mit der neusten 3-D-Technoligie eingescannt und vermessen wurde. So konnten auch einige fehlende Teile nach den nun vorliegenden Unterlagen neu nachgefertigt werden. Dabei halfen regionalen Fachbetriebe in Eisenach und Seebach. Die fehlende Wasserpumpe, als besonders schwieriges Bauteil, konnte durch die Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Nationalen Technik Museum in Prag in der Slowakei neu gefertigt werden.

Das gemeinsame Ziel ist es den Wartburg-Motorwagen als einmaliges Zeitzeugnis der Motorisierung bei ausgewählten Veranstaltungen gezielt fahrfertig zu präsentieren und damit auch für den Standort Eisenach und das Museum Automobile Welt Eisenach zu werben.