Wartburg-Radio sahnt Hauptgewinn ab

Dass Geschichte viel Spaß macht und dazu noch absolut radiotauglich ist, haben am Freitag junge Radiomacher aus Eisenach bewiesen. Sie gewannen den Rundfunkpreis Mitteldeutschland 2013 für Bürgermedien in der Kategorie «Bester Beitrag Nachwuchs Hörfunk“ in Jena und freuen sich über ein Preisgeld in Höhe von 1500 Euro.

Der Preis wird von den mitteldeutschen Landesmedienanstalten ausgeschrieben und zeichnet hervorragende Programmbeiträge aus dem nichtkommerziellen Hörfunk aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen aus.

Mit ihrem Projekt «Zeitensprünge: Jugend, K.L.U.B. und Thekendienst» erforschten sie mit dem Mikrophon die Jugendarbeit und Jugendkulturen in und um Eisenach von den 1950er Jahren bis zur Wende. Sieben Jugendliche haben 2012 über einen halbes Jahr lang Zeitzeugen aus der Klubszene interviewt. Josefine Steingräber (15), Katharina Büchner (16), Laura Reyer (16), Richard Lessing (14), Alexander Scholz (17), Daniel Hörschelmann (16) und Pascal Bochröder (17) wollten wissen, was es mit der staatlichen und auch der kirchlichen Jugendarbeit zu DDR-Zeiten auf sich hat.

Außerdem erforschten sie die Jugendkulturen der damaligen Zeit. «Es war sehr spannend, zu sehen, was damals in der Punk- und Blues-Szene ablief», berichtet Josefine (15). Die Schüler fanden so einige Unterschiede zwischen Jetzt und Damals heraus: «Wer heute zu Disko geht, erscheint erst um Mitternacht auf der Veranstaltung und feiert bis früh um sechs. Das wäre damals in den Jugendklubs nicht vorgekommen. Die meisten Feiern begannen um 19 Uhr und Mitternacht war Schluss», verrät Laura (16). Außerdem unterstanden viele Klubs der Freien Deutschen Jugend: «Man konnte sich nie sicher sein, ob nicht die Staatsicherheit ihre Finger mit im Spiel hatte und die Klubs ausspionierte», hat Daniel (16) seinen Interviews herausgefunden.

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Sehr bewegend war für den jungen Auszubildenden ein Interview mit einem ehemaligen inoffiziellen Mitarbeiter der Staatsicherheit: «Er hat Freunde und Familie ausgehorcht und ist dann noch mit einem guten Gewissen abends ins Bett gegangen».

Spaß gemacht hat das Projekt den Teilnehmern allemal, die Jugendlichen besuchten sogar den ehemaligen Jugendklub in Treffurt auf der Burg Normannstein, der berühmt-berüchtigt für viele Konzerte und legendäre Tanzabende war.

Das ehrenamtliche Engagement der jungen Leute hat sich gelohnt – sie nahmen am Freitag die Auszeichnung im Planetarium in Jena entgegen. Die Jury war nicht nur von den Interviews, sondern auch von der musikalischen Gestaltung beeindruckt und empfiehlt: „Liebe Radiomacher, bitte mehr davon“.

Auch Projektleiterin Franziska Klemm vom Wartburg-Radio ist stolz auf ihre «Zeitenspringer»: «Die Jugendlichen haben in ihrer Freizeit richtig rangeklotzt und über persönliche Gespräche viele kleine Einblicke in die große «Geschichte» von damals bekommen. Sie haben aber auch erfahren, wie ihre Eltern damals ihre Freizeit verbrachten. Ich freue mich sehr über den Preis und bin wahnsinnig stolz». Ihr Wissen haben die Schüler übrigens schon weitergegeben – auf der Website www.zeitzeugen.wartburgradio.com sind alle Interviews, Fotos und Quellen abrufbar.

Außerdem ist das Feature «Jugend, K.L.U.B. und Thekendienst» noch einmal am Donnerstag, 3. Oktober 2013 um 16 Uhr im Wartburg-Radio 96,5 auf der Frequenz UKW 96,5 bzw. via Stream im Internet auf www.wartburgradio.com zu hören.

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