Woyzeck einmal anders

Es ist der 03. Juni des Jahres 1821, als der 41 Jahre alte Friseurmeister, Johann Christian Woyzeck, die Witwe, Christiane Woost, niedersticht. Der Gräueltat vorausgegangen war ein Psychoterror. Der arbeitslose Friseur hatte «Stimmen» gehört und überall Ungeziefer gesehen. Nach einem Aufenthalt in einer Psychatrie hatte er Stadtsoldat in der Garnison zu Leizig werden wollen. Vergebens.
Woyzeck wurde wieder arbeitslos und findet bei einer bekannten Familie die Gunst. Nachdem der ehemalige Soldat wieder einmal Stimmen hört, sticht er seine Geliebte, Christiane Woost, tot.

Eben jenen Stoff hat auch der junge Autor Georg Büchner in seinem Dramenfragment «Woyzeck» aufgenommen.
Seither gehört die Geschichte des «erbsenfressenden Woyzeck», neben den Werken Schillers und Goethes, zu den Leuchttürmen der deutschen Literatur. Fast jeder Schüler wird schon einmal mit dem Werk, das wegen des frühen Tods Büchners nur als «Fragment» erhalten ist, in Berührung gekommen sein.

Auch das Junge Schauspiel des Eisenacher Landestheaters beschäftigt sich im Moment mit der Dramatik.
Am Samstagabend feierte das Drama auf der Bühne des Eisenacher Landestheaters seine Premiere und überzeugte dabei vollständig. Mit einer großen theatralischen Leistung versetzen Alexander Beisel (als Woyzeck), Irina Ries (als Marie), Gregor Nöllen (als Hauptmann), Sophie Pompe (als Doktor), Jannike Schubert (als Andres), Stephan Rumphorst (als Tambourmajor) und Janik Marder (als Handwerksbursche) das Publikum in Verzücken.

Dabei ist es jedoch auch nur die Kunst der Darstellung an sich, welche das Publikum in ihren Bann ziehen kann.
Denn das Stück selbst verzichtet fast gänzlich auf Requisiten. Lediglich der bekannte Melonen-Hut, rote Clownsnasen und eine Menge Kunstblut sind es, die die abstrakten Vorgänge im Geschehen etwas verbildlichen.

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Umso härter sind daher die Ansprüche an die Schauspieler. Denn es war Büchners zentrale Idee, die «menschlichen Abgründe» vorzuführen, welche Dramaturgin, Anne Schuch-Greiff, und Regisseur, Carsten Kochan, in eine perfekte Inszenierung umsetzten.
Ganz besonders ist dabei vor allem die Sitzordnung des 80-minütigen Stückes. Denn anstatt des regulären Zuschauerraumes dient eine viereckige Arena, hinter dem Vorhang, als Sitzplatz für rund 100 Personen.
Bekräftigen tut diese Verteilung der Sitze zum einem die Mystik, welche eh vom Stoff her ausgeht, zum anderen ist es aber ein Alleinstellungsmerkmal, das die Eisenacher Inszenierung genießt.

Es ist quasi ein „Woyzeck einmal anders“, den das Junge Schauspiel da auf die Bühne gebracht hat und der mehr als empfehlenswert ist.

Die nächsten Aufführungen sind:

29. Januar 2014 11.00Uhr
06. Februar 2014 19.30Uhr
09. März 2014 15.00Uhr

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