Zeichen setzen – Menschenkette zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus

Zwischen dem 27. Januar 2015 und dem 27. Januar 1945 liegen mittlerweile 70 Jahre. Als die sowjetischen Truppen vor 70 Jahren die Tore von Auschwitz-Birkenau durchschritten, war die Welt über die Gräuel, die damals ans Licht kamen, schockiert. Das Verständnis der Menschheit über die Geschichte und über das Ausmaß des Bösen, dessen Menschen fähig sind, ist seit damals ein anderes.

„Alle sagten einander, dass die Russen bald eintreffen würden, aber keiner war fähig, es klaren Sinnes zu fassen… Nun konnten die meisten von uns vor Erschöpfung nicht einmal mehr warten.“ Mit diesen Worten schilderte Primo Levi, seit 1943 Häftling in Auschwitz, in seinen Erinnerungen die fast schon verlorene Hoffnung auf Befreiung im Januar 1945. Er gehörte zu den etwa 7000 schwachen und kranken Häftlingen, die die SS beim „Evakuieren“ des Konzentrationslagers zurückgelassen hatte. Mindestens anderthalb Millionen Menschen, also fast viermal so viele Menschen wie die Stadt Eisenach heute Einwohner hat wurden in Auschwitz ermordet. Der Name „Auschwitz“ ist somit zum Symbol geworden für die bis heute unfassbare fabrikartige Ermordung von Menschen. Er steht zugleich für die Zerstörung aller menschlichen Werte. In Zeiten, da Werte als Besitztum des Abendlandes lauthals deklariert werden, ist es darum um so wichtiger an diesem Tag ein Zeichen zu setzen, der seit 2005 zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ erklärt wurde.

Auch in Eisenach wollen Engagierte und Vereine, Verbände, Initiativen und Parteien, die sich im Bündnis gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus Eisenach zusammengeschlossen haben, an diesen Tag aktiv erinnern. So rufen sie, wie auch schon in den vergangenen Jahren, die Eisenacher Bevölkerung wieder auf, am 27.Januar eine Menschenkette zu bilden. Jeder sich Beteiligende erhält dabei ein Schild mit einem Namen eines ehemaligen jüdischen Bürgers dieser Stadt und soll sich stellvertretend für diesen in die Menschenkette einreihen, die in diesem Jahr vom Rautenkranz bis zum Karlsplatz reichen soll. Die Aktion, für die eine gute halbe Stunde geplant ist, beginnt in diesem Jahr wegen der anschließenden Stadtratssitzung bereit um 16:30 Uhr. Treffpunkt ist am Rathaus. Das Bündnis gegen Rechts bittet zudem alle Interessierten eine gut tragbare Kerze mitzubringen und hofft auf rege Beteiligung um ein deutlich sichtbares Zeichen zu setzen.

INFO:
27. Januar 2015 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus Erinnerungsaktion in der Karlsstraße
Treffpunkt: 16:30 Uhr Rathaus

Thekla Bernecker

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