Ausgerechnet im Reformationsjahr: Absage des historischen Mittelalterspektakels „Luther – Das Fest“
Wegen einer Terminkollision mit dem zeitgleich stattfindenden „Street Food Festival“ und den sich daraus ergebenden finanziellen Risiken sehen sich Lutherverein e.V. und Veranstaltungsagentur „Sündenfrei“ außerstande, die siebte Auflage des „Lutherfests“ auszurichten, die vom 18. bis 20. August in Eisenach stattfinden sollte.
Nach reiflicher Überlegung und der Auslotung aller verbliebenen Möglichkeiten sehen sich der Lutherverein e.V. und die Veranstaltungsagentur „Sündenfrei“ gezwungen, die für das Wochenende vom 18. bis 20. August in der Eisenacher Innenstadt geplante und bereits seit geraumer Zeit deutschlandweit beworbene siebte Auflage des historischen Mittelalterspektakels „Luther – Das Fest“ ersatzlos abzusagen.
Die Entscheidung ist uns extrem schwergefallen, so Udo Winkels, Vorsitzender des Lutherverein e.V. und Initiator des „Lutherfests“. Trotz langfristiger Abstimmung seit Anfang März 2016 und der Bereitschaft des Luthervereins, den ursprünglich für die Festwoche im Mai 2017 geplanten Termin auf das dritte Augustwochenende zu verschieben, ist es zu dieser Überschneidung gekommen, die für uns unkalkulierbare Risiken nach sich zieht. Die Enttäuschung sitzt bei allen Beteiligten tief!
Bereits am 3. März 2016 – also vor nunmehr 16 Monaten – hatte im Rathaus ein Koordinationsgespräch mit der Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf stattgefunden, an dem neben dem Luthervereins-Vorsitzenden Udo Winkels und Vereins-Schatzmeister Bernd Spangenberg auch Dr. Reinhold Brunner als Leiter der städtischen Stabsstelle „Lutherdekade“ sowie ein Vertreter des Verkehrsvereins teilnahmen. Damals war vom Lutherverein e.V. und der Veranstaltungsagentur „Sündenfrei“ der Wunsch vorgetragen worden, das dreitägige Kulturfestival „Luther – Das Fest 2017“ – das mit seiner vielfältigen Mischung aus Information, Unterhaltung und Amüsement für viele Eisenacher einen der Höhepunkte im laufenden Reformationsjahr dargestellt hätte – in der Festwoche am ersten Mai-Wochenende stattfinden zu lassen, also dem historisch belegten Zeitpunkt der Ankunft Martin Luthers auf der Wartburg nach dessen inszenierter Gefangennahme im Jahr 1521.
Zu diesem Zeitpunkt wurde von Seiten der Stadt dargelegt, dass im Zeitraum vom 5. bis 7. Mai kein Volksfest erwünscht und das „Lutherfest“ daher auch nicht genehmigungsfähig sei, so dass sich schließlich auf eine spätere Terminierung auf das Wochenende vom 18. bis 20. August 2017 geeinigt wurde. Umso verwunderter musste der Lutherverein später feststellen, dass das Kneipenfestival „Streetlife“ am 6. Mai hingegen problemlos stattfinden durfte, und das selbstverständlich mit entsprechender Genehmigung.
Noch größer war die Enttäuschung, als die Veranstalter des „Lutherfests“ im März dieses Jahres durch Zufall erfuhren, dass am selben Wochenende wie „Luther – Das Fest“ vom 18. bis 20. August auf der Spicke in Eisenach das kommerzielle „Street Food Festival“ stattfindet.
Wir baten die Stadt daher um einen kurzfristigen Gesprächstermin, da es dringenden Klärungsbedarf gab, wann und warum eine Genehmigung für das ‚Street Food Festival’ erteilt werden konnte, obwohl der Termin für das ‚Lutherfest’ im Frühjahr 2016 im Büro der Oberbürgermeisterin festgezurrt worden war und wir seither in engem Kontakt mit den zuständigen Behörden standen. Zu unserem Bedauern gibt es bis heute keine Reaktion auf die uns unverständliche Entscheidung der Stadt Eisenach.
Die Erteilung einer Genehmigung für das „Street Food Festival“ am dritten Augustwochenende ist für die Mitglieder des Luthervereins nicht zuletzt deshalb überaus schmerzlich, weil diese rein kommerzielle Veranstaltung ursprünglich an einem anderen Zeitpunkt stattfinden sollte und vergleichsweise kurzfristig auf den jetzt anberaumten Termin verlegt wurde, der letztlich zur Absage des historischen Mittelalterspektakels „Luther – Das Fest 2017“ geführt hat.
In diesem überaus wichtigen Jahr zum Thema Luther hätte das ‚Lutherfest’ nicht zuletzt deshalb eine zentrale Rolle einnehmen können, weil es sich ganz bewusst auch an jene Menschen richtet, an denen das Reformationsjahr inhaltlich vorbeigeht, so Udo Winkels. Als Kooperationspartner des Luthervereins und finanzieller Träger der Mittelalterveranstaltung ‚Luther – Das Fest‘ kann unsere Agentur das Risiko nicht übernehmen, wenn es am gleichen Wochenende eine weitere Großveranstaltung in Eisenach gibt, unterstreicht Henri Bibow von der Veranstaltungsagentur „Sündenfrei“. Wir bedauern die Entscheidung sehr, da die Produktion sehr aufwändig ist und die Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen waren. Unverständlich ist uns, warum eine zweite Veranstaltung genehmigt worden war, obwohl der Termin für das Lutherfest 2017 spätestens seit dem vergangenen Frühjahr feststand!
Da die Verträge mit den Künstlern, die beim „Lutherfest“ auftreten sollten – darunter die renommierte Mittelalterband „Tanzwut“ – bereits unter Dach und Fach waren und nicht mehr gekündigt werden konnten, wird die Agentur „Sündenfrei“ stattdessen als Ausgleichsveranstaltung am gleichen Wochenende ein großes mittelalterliches Spektakel auf der ehemaligen Reichsburg auf dem Kyffhäuser abhalten, um die ihr entstehenden Verluste in Grenzen zu halten.