Die Wartburgstadt ist eben nicht München

Es war ein wahres Fest, wenn man späten Abend des gestrigen Samstags noch einmal durch die Eisenacher Karlstraße lief. «Grüß´ Gott» und «Servus» schallte es aus allen Ecken, junge Frauen und Mädchen begegneten einem im hochgeschnürten Dirndl und die Herren trugen Trachtenjanker, Lederhosen und Tirolerhut. Hätte man nicht hin und wieder die Wartburg durch die Häuser gesehen und wäre auf den Glaskrügen keine Werbung für Eisenacher Bier gewesen, man hätte denken können, dass der Weg einen über den Viktualienmarkt zur Theresienwiese führt.

Doch letztendlich war es, trotz aller bayerischen Stimmung, immer noch die Wartburgstadt, in der sich dieses Oktoberfest abspielte.
Zu merken war es spätestens dann, als die letzten Gäste der hiesigen Wiesn kurz nach ein Uhr das Festzelt auf dem Marktplatz verließen und in der Freude über tolle Atmosphäre und wohlschmeckendes Bier noch einen Absacker in einem anderen Lokal zu sich nehmen wollten. Denn ein Großteil der Etablissements hatte, wie es sich für kleinstädtische Verhältnisse zu gehören scheint, bereits geschlossen. «Hier sind ja überall schon die Bürgersteige hochgeklappt», echauffierte sich auch ein norddeutscher Tourist, der den Abend in Eisenach mit einigen Freunden bei Maßbier und Blasmusik genossen hatte.

Es war also wieder einmal die altbekannte Inflexibilität, welche auch an einem Oktoberfestwochenende in Eisenach eingekehrt war und viele, doch zum Glück nicht alle, Wirte in der Wartburgstadt zum Schließen ihrer Schenken veranlasst hatte.

Dabei bleibt lediglich der Trost, welcher besagt, dass der (vor allem junge) Eisenacher froh sein kann, mit dem Oktoberfest überhaupt einmal wieder ein wirklich großes Event in der Stadt gehabt zu haben.