Ein Dorf – viele Interessen – ein Ziel

… und ins Ziel kamen am vergangenen Wochenende nicht nur die TSV-Staffelläufer auf ihrer 100-km-Strecke, sondern die komplette Vereinsgemeinschaft konnte mit dem «Herleshäuser Fest der Vereine» einen echten Start-Ziel-Sieg verbuchen. Denn meint man mit dem in der Überschrift verfolgten Ziel einen Schritt zur Verbesserung der Dorfgemeinschaft, kann man nach den zwei Festtagen klar schlussfolgern: Ziel erreicht!

Tennis-Club-Vorsitzender Peter Bauer brachte es bereits am Freitagabend genau auf den Punkt: «Allein dass wir jetzt hier zusammen die Vorbereitung durchziehen und hinterher gemeinsam an der Theke stehen, ist schon der erste Erfolg.» In der Tat erfüllte das Vereinsfest damit gleich einen wichtigen Zweck: Man kam miteinander ins Gespräch. Der äußerst positive Verlauf der Veranstaltungen am Samstag und Sonntag trug dann ein Weiteres dazu bei, dass sich die Mitglieder aus unterschiedlichen Vereinen näher kamen. Insgesamt 28 lokale Gruppierungen – von A wie Angelverein bis Z wie Zweigverein Südringgau des Werratalvereins – zeichneten für die Orga-nisation eines Spektakels verantwortlich, wie es das Werradörfchen selten erlebt hat. Bei allerbestem Spät-sommerwetter wurde der Festplatz vor der Turnhalle und die Schulstraße bis zum Kindergarten für die zahlreichen Besucher zu einer kunterbunten Flaniermeile. An 20 phantasievoll errichteten Ständen präsentierten die Mitglieder sich und ihre vereint ausgeübten Interessen. Ob Schul-Info, Hasenzucht, Pokalsammlung, Kirmesbilder, ein alter Heimatfilm, Torwand, Imkerwissen, Angelhaken oder Crêpes und Cidre als Gruß aus der Bretagne … – die Bildergalerie am Ende des Artikels versucht einen Eindruck von der Vielseitigkeit des Gebotenen zu vermitteln.

Zur Unterhaltung trugen am Samstag von 11.00 bis gegen 17.00 Uhr zusätzlich die Vorführungen auf dem Turn-hallenvorplatz bei. Die Kinderturngruppen des TSV 1869 gaben einen Einblick in ihren Übungsbetrieb, bevor sich die Damengymnastikgruppe mit der «Zauberschnur» sportlich betätigte und die «Fit-For-Fun-Frauen» eine schweißtreibende Stepp-Aerobic demonstrierten. Die Freiwillige Feuerwehr führte altes und neues Gerät in seinen Funktionen vor und gab Besuchern die Gelegenheit, unter Anleitung einen Feuerlöscher auszuprobieren. Der Ortsverein Deutscher Schäferhunde ließ Letztere von der Leine, um sie auf Kommando dies und jenes vollbringen zu lassen – die vierbeinigen Hauptdarsteller gehorchten aufs Wort. Der United East-West-Line-Dance-Club, ein junges hessisch-thüringisches Ensemble, verwandelte die Aktionsfläche in einen großen Freiluft-Saloon, synchron wirbelnde Fußreihen zu flotten Countryklängen inklusive. Später schmetterten die meisterhaft prämierten Südringgauer Jagdhornbläser ihre Signale in das Blätterwerk der Turnhallen-Linden, und die alteingesessene Bläsergruppe der Süd-ringgauschule gab in aktueller Formation vor dem Altersheim ein Platzkonzert. Dorthin zog es manchen Gast, denn das Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth öffnete seine Pforten für alle Interessierten. Im benachbarten Kindergarten reichte der Kuchen zum Kaffeeklastsch gerade bis zum Ende … – und es war nicht wenig Kuchen!

Quasi als eine Art «running gag» erstreckte sich der von der TSV-Leichtathletik-Abteilung ausgetragene Lauf «100 km durch Herleshausen» über den ganzen Samstag. Dabei wollten 20 Hobbyläufer und -läuferinnen in einer Art Staffellauf mit 5 km langen Dorfrunden die angestrebte Distanz erreichen. Am Ende waren von 9.45 Uhr bis 20.46 Uhr insgesamt 23 Aktive unterwegs und dauerliefen eine Gesamtstrecke von 200 km! Die ständige Laufbewegung im Ort machte die Einwohnerschaft zusätzlich auf das Festgeschehen aufmerksam.
Beim Tanzabend in der Turnhalle versuchte sich die Berkaer Band «Lichtblick» recht passabel – weniger erleuchtend allerdings die Erkenntnis, dass sich die Besucherzahl gerade mal im «Geht-so-Bereich» befand. Wenn eine von allen Vereinen organisierte Tanzveranstaltung nur noch wenige vom heimischen Sofa scheucht, weiß man jetzt endgültig, dass sich ein einzelner Verein an einer solcher Art Vergnügen nicht mehr zu versuchen braucht. Schade eigentlich.

Dafür erinnerte der Andrang tagsdrauf in der Burgkirche an das jährliche, in drei Monaten stattfindende Fest mit den Kerzen. Den ökumenischen Gottesdienst umrahmten der Posau-nenchor, der Kinderchor, die Flötengruppe, der Kirchenchor und der Männergesangverein «Liederfreund». Pfarrer Dr. Bernd Jaspert hielt sich in seiner guten Predigt erfreulich nah am Thema des Wochenendes und lobte das Engagement der Vereine. Leider konnte Pfarrer Jaspert – wie er uns wissen ließ, einer der Ideengeber des Festes – aufgrund einer Erkältung nur sporadisch am Geschehen teilnehmen. So entging ihm auch der köstliche Erbseneintopf der DRK-Bereitschaft im Anschluss. O-Ton Helga Gogler: «Noch nie haben wir in so kurzer Zeit so viel Suppe ausgegeben.» 200 Portionen fanden im Nu ihre Abnehmer. Bei wiederum herrlichem Wetter tummelte sich ein fröhliches Völkchen hinter der Kirche. Die Jugendfeuerwehr dachte sich ein paar Spiele für den Nachwuchs aus, der Kinderchor fabrizierte Faxen am Fließband, der Country-Club «Border Town» animierte zum Mittanzen – kreuz und square übern Rasen – und auch der Junge Chor beließ es nicht beim reinen, wie immer höchst versierten Vortrag, sondern verbuchte durch die Aufforderung zum Mitsingen ein weiteres Stimmungsplus. Beim Ausschank wechselten sich an diesem wie an beiden Tagen die Mitglieder verschiedener Vereine ab, und die Landfrauen reichten ihren selbstgebackenen Kuchen, natürlich vom Feinsten. Klar, dass es dann auch am Sonntagnachmittag noch ein gutes Weilchen gesellig herging.

Fazit: Vielen Leuten hat´s gefallen und wie schon gesagt, Ziel erreicht, die Vereine haben eine Zusammenarbeit begonnen, von der das Dorfleben profitieren kann. Darauf lässt sich aufbauen. Leider hat man es aber auch mit diesem Fest – bis auf wenige Ausnahmen – kaum geschafft, nach Herleshausen zugewanderte Neu-Mitbürger anzusprechen. Dieses Problem dürfte aber auch anderen Ortschaften mit großer Zuwachsrate nicht unbekannt sein. Also arbeiten wir weiter daran!

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