Eine Liebeserklärung an die Sommergewinnszunft

«Gut Ei, Gut Ei und Kikeriki» – so schallte es nun drei Wochenenden lang durch die ganze Wartburgstadt.
Es war Sommergewinnssaison und viele der «Isenächer» ließen es sich nicht nehmen, mit bunten Papierblüten umherzulaufen, sich mit den Worten «Gut Ei» zuzuprosten oder sich in der Stadt an Frau Sunna und Herrn Winter zu erfreuen.
Doch nicht für jeden ist diese «fünfte Eisenacher Jahreszeit» nur Spaß ohne Hintergedanken. Vor allem für die Mitglieder der Sommergewinnszunft, vom Zunftmeister über die «Stiegker Originale» bis hin zu den Blütenfrauen und Wagenbauern, bedeutet Sommergewinn auch viel Arbeit.
Es muss organisiert und diskutiert werden, der Kommersch, der Rummel auf der Spicke und der Festzug müssen gestemmt werden und ganz nebenbei gehen viele von ihnen auch noch ganz regulär arbeiten – trotz Sommergewinn.

Dass aber diese Tätigkeiten nicht alle einfach so und alleine erfolgen, sondern das man ein starkes Team hinter sich hat, davon konnte ich mich in den vergangenen drei Wochen absolut überzeugen. Fast jeden Tag stand etwas im Zusammenhang mit dem Sommergewinn im Redaktionskalender. Von den Kommerschabenden, über die Pressekonferenz nach dem Festzug bis hin zum traditionellen «Abschmücken» im Festzelt oder der «Rummelrunde» mit den Zunftmitgliedern und deren «Wenst».
Ein tiefer Einblick also, der sich in die ehrenamtliche Arbeit aber vor allem in die Freude und das gemeinsame Feiern dahinter geboten hat.
Nicht selten geht bei solchen Einblicken auch ein Journalist erst in den frühen Morgenstunden vom Termin im Festzelt oder auf dem Wolfgang nachhause. Gerade dann, wenn er mit einer unglaublichen Herzlichkeit in diese «Familie Sommergewinn» aufgenommen wurde – so wie ich. Nur ungern will ich mir nun eingestehen, dass diese ich diese „Ersatzfamilie“ in naher Zunkunft nur noch selten so komplett und in so ausgelassener Form erleben werde.

Und so stellte sich am gestrigen Abend, nach dem großen Feuerwerk auch für mich die Frage, welche den Zunftmitgliedern in jedem Jahr um diese Zeit auf dem Herzen liegt: «Was mache ich eigentlich, wenn kein Sommergewinn mehr ist?».
Es ist wohl eine rhetorische Frage, die sich beim Blick auf kommende Veranstaltungen, Arbeiten und mit Perspektive auf die Familie irgendwie von selber beantworten lässt.

Dennoch ist es nun erst einmal eine kleine Zäsur, die da stattfindet. Kein «Gut Ei» mehr, keine Kreppblüten und auch Frau Sunna und Herr Winter verschwinden wieder für fast ein Jahr in ihrem Alltagsleben. Doch eine positive Aussicht, die nahezu so sicher ist wie das «Amen in der Kirche», bleibt an dieser Stelle: 2015 geht es wieder los, wenn der Fanfarenzug durch die Assmann Halle marschiert und mit einem lauten «Gut Ei, Gut Ei und Kikeriki» begrüßt wird.