Energetischer Ohrenschmaus fürʻs Wochenende

Die Band „Diamond Dust“ erweckt die Jazzrock-Ära der Siebziger zum Leben

Jazz ist nicht tot, er stinkt nur ein wenig, sagte einmal Frank Zappa.

Doch dies ist alter Hut und abgegrast, denn Jazz blüht allerortes, auch im hohen Alter frisch wie eh und je! Auch hier in Eisenach hat er sich fest eingenistet und kann auf eine lange Tradition, qualitativ hochwertige Konzerte und eine durchaus stattliche Anzahl großer und kleiner Bands und heimischer Musiker blicken. Also: Gestank adé – es lebe der Jazz!

Aber Jazzrock? Mittlerweile ein eher seltener Gast. Wieso eigentlich – vielleicht altersschwach? Wohl kaum; man stöbere nur ein wenig durch die alten und jüngeren Platten und entdecke diese unbändige Energie und den wohltuenden Übermut die in dieser Musik wohnen.

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Doch wer greift nun in die Trickkiste und bringt den Jazzrock endlich auch auf die Bühne? Diese Frage beantworten vier enthusiastische Musiker, die am Samstag ab 20:00 Uhr in der Kleinkunstkneipe Schorschʻl beweisen wollen, dass diese Form der Musik stets auf’s Neue in ihren Bann zu ziehen weiß.

Sie haben sich unter dem magischen Namen „Diamond Dust“ zusammengetan und verstehen ihre Musik als eine Verneigung vor den hohen Herren des Jazzrock der Mittsiebziger Jahre. Carsten Degenhardt an der Leadgitarre – geistiger Vater der Band – verkopft und beherzt genug, um die faszinierenden Klangwelten an der Gitarre zu erforschen und Konrad Kohlhas an den Drums, der mit lateinamerikanischen Leckerbissen die Band erblühen lässt, sind dem Publikum des Schorschʻls bekannt. Spielten sie schon in anderen Formationen dort und heizten das Publikum bereits zum 25. Geburtstag der Kleinkunstkneipe an. Am Bass ist Fabian Misch zu hören, den in seiner Coolness kein noch so vertrackter Takt aus dem Groove bringen kann. Der Student aus dem Leipziger Musikuniversum will seinen Ruf, den er in der brodelnden Leipziger Jazzszene bereits genießt, nun auch in Eisenach ausbauen. Und der Mann an den Tasten Ralf „Zappa“ Iben, gewissermaßen mit dem Rhodes verheiratet, gastierte vor nicht allzu langer Zeit mit der Gruppe „Pasch“ im Schlachthof. Zudem tourt er mit verschiedensten Musikern durch ganz Deutschland und erweckt den Eindruck, als hätte er die heißen Platten vor Jahren selbst mit eingespielt. Während die Vier vereinzelt in der Rhythm-Section der Erfurter Nerly-Bigband, und einigen JazzCombos den feineren Teil der Musikwelt pflegen, bricht sich nun die jahrelange Sehnsucht Bahn, zusammen die übermütigen, cleveren und schillernden Kompositionen der besagten Ära wieder aufblühen zu lassen. Zu einem energetischen Ohrenschmaus vereint das Quartett dabei ausgefuchste Spielfreude am Rhodes, spacige Sounds am Synthie und den feurigen Gesang der Gitarre, gewürzt mit einem breiten groovy Grinsen am Bass und temperamentvoller Präzision am Schlagzeug.

Vor allem die Musik der Band um Jeff Beck hat es den Vieren angetan. Zu ehren gilt es aus dem engen und weiten Familienkreis aber auch weitere Künstler: Jan Hammer, Billy Cobham, Wilbur Bascomb seien hier als Beispiel genannt.

Kneipenbesitzer Thomas Wolf, selbst begeisterter Jazzrockfan, bekommt leuchtende Augen, wenn er von den Vieren schwärmt, deren mitreißendes Spiel er vor wenigen Tagen bei einer Probe schon einmal erleben konnte. „Das würde ich mir als leidenschaflicher Musikfan auch anderswo nicht entgehen lassen – nun darf ich’s sogar bei mir genießen!“ bestätigt er voll Vorfreude. So hoffen die Jungs von „Diamond Dust“, die schon mehrmals in Erfurt die Szene begeisterten, sich nun auch in Eisenach einen Namen zu machen und den seltenen Gast „Jazzrock“ hier wieder als feste Größe zu installieren.

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