150. Geburtstag von Gustav Ehrhardt

Auf den Tag, vor 150 Jahren, am 12. Januar 1868 wurde in Zella St. Blasii – dem heutigen Zella-Mehlis – Gustav Ehrhardt als Sohn des mittellosen Mechanikers Heinrich Ehrhardt geboren. Vater Heinrich Ehrhardt arbeitete sich von da an mit unbändigem Fleiß und Ehrgeiz zum Ingenieur hoch, und galt mit seinen 128 eigenen Patenten als anerkannten Techniker, der bald zum Großindustriellen der deutschen Rüstungsindustrie aufstieg.

Nach der Gründung der Fahrzeugfabrik Eisenach AG setzte Heinrich Ehrhardt seinen von ihm zu seinem Nachfolger auserkorenen Sohn Gustav in Eisenach als Fabrikdirektor ein. Nach seinem achtjährigen Amerikaaufenthalt hatte Gustav Ehrhardt aber ganz andere Interessen, als Kanonen zu bauen.

Er hatte nicht nur in Pittsburgh an der Western-University studiert, sondern war in den USA zu einem begeisterten Automobilisten geworden und war überzeugt vom neuen Verkehrsmittel der Zukunft. Mit umtriebiger Lobbyarbeit und dem ihm eigenen Organisationstalent schaffte es Gustav Ehrhardt, die ab 1898 in Eisenach gebauten Wartburg-Motorwagen in Deutschland zu etablieren. Früh erkannte er, wie nötig es war die Rahmenbedingungen für das Automobil in Deutschland zu verändern und die massiven Widerstände von verschreckter Landbevölkerung, verärgerten Kutschern und konservativem Adel aufzubrechen. Er suchte sich Verbündete und ging massiv in die Werbung. Da kam ihm seine amerikanische Sozialisierung zugute, auch verstand er sich immer als Manager, Organisator und Ideengeber. Umtriebig war er nicht nur in kürzester Zeit in allen deutschen Automobilvereinigungen Mitglied, sondern er wurde sehr schnell zu einem etablierten deutschen Automobilfunktionär.

Er leistete Pionierarbeit und betätigte sich von Anbeginn erfolgreich als Motorsportler und fuhr beachtliche Erfolge ein. Ab 1902 übernahm er in Personalunion auch die Position des Chefkonstrukteurs der Fahrzeugfabrik Eisenach.

Aber als anerkannter Motorfahrzeughersteller blieb ihm ein nachhaltiger Erfolg verwehrt. Gustav Ehrhardt lebte für die Erfüllung seiner Passion und verlor darüber manchmal das Tagesgeschäft aus den Augen. Er stand in Eisenach immer in finanzieller Abhängigkeit seines übermächtigen Vaters, der die Tätigkeit der Fahrzeugfabrik Eisenach dominierte und ohnehin andere wirtschaftliche Interessen verfolgte.

Nach seinem Weggang aus Eisenach war Gustav Ehrhardt noch bis 1922 als Automobilfabrikant in der väterlichen Fabrik in Zella-Mehlis tätig, bis diese mit dem Zusammenbruch des Ehrhardt´schen Firmenkonsortiums mit unterging.

Danach war er ein gebrochener Mann, der sich als Autohändler durchschlug bis er 1933 einen „Antrag auf Erlangung des Armenrechts“ stellen musste und zog 1936 nach Pforzheim zu seiner Tochter. Dort beendet in der Bombennacht des 23. Februar 1945 ein Volltreffer das Leben von Gustav Ehrhardt, der dabei zusammen  mit seiner Frau, seiner Tochter und seiner Enkeltochter starb.

Für Eisenach bleibt sein dauerhafter Verdienst, das Gustav Ehrhardt es war, der aus der ursprünglichen Rüstungsfabrik eine Automobilfabrik gemacht hat.

Matthias Doht

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