Tolerant, authentisch, feurig

Auf ein Wort: Shpetim Alaj, Präsident des ThSV Eisenach

Die Handball-Bundesligen und damit auch der ThSV Eisenach sind in ihre Meisterschaftsserien gestartet. Auch in den Thüringenligen und in der Mitteldeutschen Oberliga der männlichen Jugend B sind Teams des ThSV Eisenach mit Beginn des Septembers am Start.

Wir sprachen mit Shpetim Alaj, Präsident des ThSV Eisenach
Dem ThSV Eisenach ist der sofortige Wiederaufstieg in die 2. Handballbundesliga der Männer gelungen. Am vergangenen Wochenende folgte der Startschuss zu insgesamt 34 Spieltagen. Die Aufstiegsmannschaft wurde personell runderneuert, zahlreiche Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien stehen im Kader. Welche Hoffnungen trägt der Präsident in seiner Brust?
Wir sind alle sehr froh, dass der sofortige Wiederaufstieg gelungen ist. Der Dank geht an alle Spieler, Trainer und Betreuer, die einen guten Job gemacht haben. Unser Dank gilt ebenso unseren Fans, die uns stets stimmgewaltig unterstützt haben. Damit wir nicht noch einmal – wie 2018 – in die 3. Liga absteigen, mussten wir unser Team verstärken. Woher die Spieler kommen, ist nicht ausschlaggebend. Wir als Vereinsführung mischen uns da nicht ein, haben Vertrauen in unseren Trainer Sead Hasanefendic und unseren Manager Rene Witte, die, im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten, neue Spieler verpflichtet haben. Für uns ist wichtig, dass die Spieler mit Stolz das Trikot des ThSV Eisenach tragen, gut zu unserer Mentalität passen. Wichtig ist ebenso, und das habe ich während meiner ersten Ansprache vor unserem neuen Team ganz deutlich gemacht, die Amtssprache ist Deutsch! Die der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind, müssen diese erlernen! Alle Spieler müssen die Eisenacher Tugenden verinnerlichen: Kampf, Leidenschaft, Ehrgeiz und kompromissloses Engagement für die Mannschaft. Erste Einblicke stimmen mich optimistisch, dass alle gut zueinander passen. Ganz oben auf der Agenda steht, die Werner-Aßmann-Halle muss wieder zu einer nicht einzunehmenden Festung werden und unsere treuen Zuschauer müssen Spaß beim Handball mit dem ThSV Eisenach haben.

Es ist immer wieder zu hören, der ThSV Eisenach ist nicht auf Rosen gebettet, muss eine hohe Summe an negativem Eigenkapital abbauen. Was heißt das konkret?
Unsere angespannte finanzielle Situation ist kein Geheimnis. In den letzten Jahren wurde ein Schuldenberg aufgebaut. Die Lücke im vergangenen Geschäftsjahr konnten wir unter größten Anstrengungen schließen. Wir müssen weiter mit größter Intensität daran arbeiten, das negative Eigenkapital abzubauen. Hierzu haben wir mit dem neuen Geschäftsführer der Marketing GmbH ein Konzept erarbeitet. Wir sind unseren vielen Sponsoren und Partnern, die ihr Engagement erhöht haben, sehr, sehr dankbar! Wir hoffen, dass andere Sponsoren nachziehen. Wir hoffen zugleich, dass wir neue Sponsoren und Partner finden, damit Eisenach weiterhin auf der Karte der Handballbundesliga eingezeichnet bleibt.

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Sie sind Anfang der 90er Jahre als Flüchtling aus dem Kosovo nach Deutschland, nach Eisenach gekommen, haben eine erfolgreiche Firma aufgebaut, haben zugleich beim ThSV Eisenach alle Stufen erglommen, vom Helfer im Förderkreis über den Finanzwart bis zum Präsidenten, ihre beiden Söhne spielen im Verein. Was bedeutet für Sie der ThSV Eisenach?
Im Jahr 1994 habe ich erstmals Kontakt mit dem ThSV Eisenach bekommen. Mich hat der familiäre Zusammenhalt beeindruckt, im Förderkreis und im Verein. Ich wollte auch zu dieser Gemeinschaft gehören und habe mich im Förderkreis um Günter Oppel und Horst Ehrhardt eingebracht. Viele Stunden standen wir draußen am Bratwurstgrill und im Getränkewagen. Auch, um aus dem Erlös den eigenen Nachwuchs zu unterstützen. Nach ein paar Jahren wurde ich gefragt, ob ich mich im Vorstand engagieren könnte. Natürlich habe ich diese ehrenvolle und ehrenamtliche Aufgabe gern angenommen, war 7 ½ Jahre als Schatzmeister und Vereinsgeschäftsführer unterwegs. Diese Aufgabe habe ich mit Stolz und Hingabe ausgefüllt. Nach meiner Selbständigkeit im Jahr 2002 führte mich einer meiner ersten Schritte zum damaligen ThSV-Manager Thomas Dröge, um Sponsor zu werden. Mit Stolz! Ich freue mich, dass ich den ThSV Eisenach in den vielen Jahren unterstützen konnte. Das hat mich glücklich gemacht. Für meine ganze Familie war das wichtig, für unsere gesellschaftliche Entwicklung in Eisenach und beim ThSV. Dieses Engagement war und ist für uns ein wichtiger Anker. Wir konnten viele tolle Menschen kennenlernen.

Die neue Zeit schreitet mit Riesenschritten voran. Was soll dennoch beim ThSV Eisenach bewahrt werden?
Bei allen wichtigen und richtigen Erneuerungen, die notwendig sind, dürfen der menschliche Zusammenhalt und unsere Tradition nicht auf der Strecke bleiben!

Welche Rolle soll der ThSV Eisenach im gesellschaftlichen Leben der Stadt spielen, in einer Zeit, in der sich die Gesellschaft zerrissen zeigt, was auch in der Zusammensetzung des Eisenacher Stadtrates seinen Ausdruck findet?
Wir als Verein mischen uns nicht in politische Angelegenheiten der Stadt ein, respektieren und akzeptieren die Entscheidungen der Wähler. Das muss jeder Bürger mit sich selbst ausmachen. Wir bleiben allerdings unserem Slogan treu: Tolerant, authentisch, feurig. Für jeden demokratischen und toleranten Mitmenschen steht unsere Tür offen. Was wir nicht tolerieren, das sind Hass, Hetze und Diskriminierung. Da zeigen wir als ThSV Eisenach klar Kante!

Der ThSV Eisenach ist ja nicht nur die 1. Männermannschaft, der ThSV Eisenach ist ein Verein mit Unterbau. Wie steht es im Nachwuchsbereich, der in den letzten Jahren ja ausgesprochen stiefmütterlich behandelt wurde? Viel eigener Nachwuchs findet sich im Aushängeschild des Vereins, der 1. Mannschaft, nicht wieder?
Bekanntlich steht und fällt nahezu alles mit den finanziellen Möglichkeiten. Wenn wir weiterhin aktiv und qualitativ bei der Sponsorengewinnung arbeiten, hoffe ich, dass wir in den nächsten Jahren unseren Unterbau, den Nachwuchsbereich, verbessern können. Das wird Schritt für Schritt gehen. Der Anfang in diesem Jahr, wir rüsten alle unsere Jugendmannschaften neu aus, verbessern damit zugleich auch das Erscheinungsbild des ThSV Eisenach nach außen. Wir sind eng mit unserem Trainerstab im Nachwuchsbereich verkoppelt, um die Belange der Spieler und Trainer zu realisieren. Im Hinblick auf die Zukunft hoffe ich natürlich, dass eigene Talente den Sprung in unsere erste Mannschaft schaffen. Wir müssen junge Talente, die wir haben, geduldig für unsere erste Mannschaft aufbauen. Unsere Talente selbst mit ihren Familien müssen aber auch Geduld aufbringen.

Interview: Th. Levknecht

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