Bawey: Es gibt keine Islamisierung des Abendlandes

Seit jeher ist Weihnachten das Fest der Liebe und des Mitgefühls. In jedem Jahr spenden Menschen in allen Ländern der Erde Unsummen an Benachteiligte, Arme  und Bedürftige. Auch in der Wartburgregion ist es eine gute Sitte, mit dem einem oder anderen finanziellen Beitrag Menschen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht.

Doch neben jener Nächstenliebe ist es auch ein aktuelles Phänomen, das oftmals vom Gegenteil zeugt. Unter dem Stichwort „PEGIDA“ – „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ – schließen sich im Moment in der ganzen Bundesrepublik Demonstranten aus nahezu allen Schichten der Gesellschaft zusammen, um gegen Einwanderungspolitik und zum „Schutz der deutschen Identität“ zu demonstrieren. Allein in Dresden sind es nahezu jeden Montag über 10 000 Menschen, welche an den Märschen durch die Altstadt teilnehmen.

Doch nicht nur in Dresden stehen Menschen für ihre Meinung, oder zumindest ihre augenscheinliche Meinung, auf. Auch in der Wartburgregion ist die Bewegung durch facebook, Fernsehen und andere Medien unlängst angekommen. Und auch hier debattiert man, nicht nur am Stammtisch, über die Zuwanderungsbestimmungen der Bundesrepublik und die „drohende Islamisierung“ der Wartburgstadt.

Bedeutend distanzierter sieht Ben Bawey die Situation. Der studierte Islamwissenschaftler, welcher sein Abitur am Ernst-Abbe-Gymnasium ablegte, arbeitet aktuell in der arabischen Metropole Dubai und weiß, was es bedeutet, wenn in einer Stadt mehr „Ausländer“ als Einheimische wohnen. Gerade einmal 5% der Einwohner Dubais sind ursprünglich aus der 2-Millionenstadt. Die restlichen sind indischer, britischer, parkistanischer, französischer oder deutscher Nationalität.

Das ist zu den hiesigen Verhältnissen gar kein Vergleich. Hier sprechen wir über einen Ausländeranteil, die Schweiz und Österreich mitgezählt, von knapp zwei Prozent. Das ist verschwindend gering

erklärte Bawey im Gespräch mit EisenachOnline.de.

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Dabei beobachtet der gebürtige Behringer auch die PEGIDA-Bewegung aus der Ferne:

Für mich als Außenstehenden ist es zunächst nur schwer nachzuvollziehen, was die Menschen immer wieder genau zu einer solchen Kundgebung veranlasst. Dabei halte ich besonders die Namenswahl dieser Organisation schon für bedenklich, sind doch sowohl „Patrioten“ als auch das „Abendland“ im historischen Kontext durchaus belastet. Dennoch bin ich der Auffassung, dass eine Bewegung, welche eine solche Größe erreicht hat, von der Politik durchaus ernst genommen werden. Ignorieren ist der falsche Weg.

Mit dieser Auffassung spricht sich Bawey klar für eine stärkere Kommunikation zwischen Politikern und Volk aus. Er verweist, dass viele Volksvertreter Wahlversprechen einzuhalten und Wahlen zu gewinnen haben und sich daher immer wieder zu schwammigen Aussagen verleiten lassen. Wenn hier jedoch die Autorität besser erklären würde, wieso gewisse Maßnahmen, ganz besonders bei der Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen, durchgeführt werden, so käme es an vielen Ecken gar nicht erst zu den aktuellen Diskussionen.

Denn auch die angebliche „Islamisierung des Abendlandes“ fürchtet Bawey, der jahrelang schon in der arabischen Welt unterwegs ist, nicht.

Der Islam selber stellt kein Problem dar. Auch seine Gläubigen sind, so wie Christen, Juden oder Buddhisten auch, einfache Menschen. Problematisch sind verzerrte Bilder durch Medien, die oftmals von muslimisch motivierten Terroranschlägen sprechen oder mit Angst über Frauen unter Vollverschleierung berichten. Ferner ist es auch der fehlende Kontakt zu Andersdenkenden, welcher ganz besonders auf dem Land fehlt. Denn es sind nur verhältnismäßig wenige Muslime, die in Eisenach und Umgebung heimisch sind. Viele Menschen haben nur wenig Kontakt zu Andersgläubigen – und auch die Geschichte lehrt, dass uns das Fremde immer zunächst Angst macht.

Berufen tut er sich dabei auf die erfolgreiche Koexistenz verschiedener Religionen und Weltansichten in Großstädten und vielen anderen Ländern. Denn auch diese wurden und werden nie „überfremdet“. Selbst Dubai mit seinem Ausländeranteil von 95% ist im Herzen noch arabisch. So wie die Wartburgregion immer thüringisch bleiben wird.

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