Begegnungstage zum 100. Geburtstag von Avital Ben-Chorin

Bildquelle: Werbeagentur Frank Bode | www.werbe-bo.de

Die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Avital Ben-Chorin beginnen am Montag, 3. Juli mit einer öffentlichen Bildungsveranstaltung der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, dem „Tacheles mit Simson“ Projekt. Die Erfahrtour zum Jüdischen Leben vermittelt Wissen und wirbt für Offenheit und Toleranz. In verschiedenen medialen Angeboten und Gesprächen werden Vorurteile abgebaut und ein Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus gesetzt.

Die Feierlichkeiten werden am Nachmittag des 3. Juli fortgesetzt. Das inklusive Kunstprojekt „Erinnerungen an Avital“ wird vor dem ehemaligen Wohnhaus von Dr. Julius Fackenheim, ihrem Großvater, in der Schmelzerstraße 14 eröffnet. Dort befindet sich heute das Gemeinschaftliche Wohnen Schmelzerhof, eine Einrichtung der Diako Thüringen gem. GmbH. In Kooperation mit dem Gemeinschaftlichen Wohnen Schmelzerhof, dem Inklusions- und Teilhabeprojekt „FalXnetztreff“ und dem „Kunstverein Eisenach“ entstand die Idee, das Haus mit Fotodrucken der Ehrenbürgerin und Textpassagen aus ihrem Gedichtbuch zu schmücken.

Am Dienstag, 4. Juli, folgen Begegnungen mit Schüler*innen des Elisabeth-Gymnasiums, die ihr Projekt „Zweitzeugen“ vorstellen, wofür sie im Rahmen ihrer Projektwoche verschiedene Interviews führten, und der Goetheschule mit ihrem Projekt „Jüdisches Leben in Thüringen“.

Eisenach hat nun einen Avital Ben-Chorin-Platz
Im Rahmen der Begegnungstage wird die Esplanade, am 4. Juli, 14.30 Uhr, in „Avital Ben-Chorin-Platz“ umbenannt. An der Umbenennung nehmen der Stiefenkel, Noam Ben-Chorin, und die Tochter Avital Ben-Chorins, Ariela Kimchi, teil. Den Beschluss zu der Umbenennung der Esplanade hatte der Stadtrat in einer seiner Sitzungen mit großer Mehrheit gefasst.

Wir machen damit die traditionsreiche jüdische Vergangenheit im Stadtbild sichtbar und würdigen das verdienstvolle Wirken unserer Ehrenbürgerin, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

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Die Esplanade ist der geeignete Ort, da er zwischen dem Lebensmittelpunkt der Erika Fackenheim, dem Haus ihres Großvaters, Schmelzerstraße 14, und ihrer Schule, der damaligen Charlottenschule (heutigen Goetheschule) liegt.

Festveranstaltung „100. Geburtstag Avital Ben-Chorin“
Am 4. Juli findet am Abend, 18 Uhr eine öffentliche Festveranstaltung im Rokokosaal des Eisenacher Stadtschlosses, Markt 24, statt, welche Oberbürgermeisterin Katja Wolf eröffnen wird. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen.
Auch das Gedichtbuch von Avital Ben-Chorin wird vorgestellt. Das Originalbuch ist in der Sonderausstellung des Lutherhauses Eisenach zum kirchlichen ‚Entjudungsinstitut‘ zu sehen. Vom 4. bis einschließlich 7. Juli 2023 bietet das Lutherhaus Eisenach einen rabattierten Eintrittspreis für den Besuch der Sonderausstellung.

Das Gedichtbuch von Avital Ben-Chorin wird von der Eisenacher Kulturschaffenden Alexandra Husemeyer herausgegeben. Dieses Projekt wird durch Förderung der Stadt Eisenach, der Evangelischen Kirchgemeinde Eisenach, dem Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen und der Evangelischen Diakonissenhaus-Stiftung ermöglicht. Es erscheint in einer Auflage von 500 Stück und ist ab sofort im Museumsshop des Lutherhauses und in der Buchhandlung „Leselust“ am Eisenacher Markt erhältlich.

Lesungen und Bildungsangebote zum Gedichtbuch und Leben von Avital Ben-Chorin sind ab sofort buchbar bei: Alexandra Husemeyer, a.husemeyer@gmx.de.

Wer war Avital Ben-Chorin?
Avital Ben-Chorin wird als Erika Fackenheim am 25. Februar 1923 in Eisenach und einziges Kind von Alfred und Herta Fackenheim, geb. Oppenheim, geboren. Ihre Eltern und andere Familienangehörige werden 1944 in Auschwitz ermordet.
Sie lebt und arbeitet in Jerusalem, ist israelische Hebräischlehrerin, Übersetzerin, literarische Sekretärin und Publizistin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Schalom Ben-Chorin wird sie zur Pionierin des deutsch-israelischen Jugendaustauschs und Mitgründerin der ersten jüdischen Reformgemeinde in Israel und des israelischen Zweiges der „Women’s International League for Peace and Freedom“ (WILPF).
1956 besucht Avital Ben-Chorin zum ersten Mal seit ihrer Alija (Einwanderung von jüdischen Menschen ins Land Israel) 1936 Deutschland, um ihren Ehemann zu dessen Vorträgen zu begleiten, hält später selbst Vorträge und engagiert sich in der Aktion Sühnezeichen. Von 1963 bis 1973 organisiert sie mit ihrem Ehemann erste Reisen von israelischen Jugendgruppen nach Deutschland. Sie ist für zahlreiche Besuchergruppen aus Deutschland und deutschen Volontär*innen in Israel Gesprächspartnerin für Einführungen in das Judentum und für einen Gedankenaustausch über die israelisch-deutschen Beziehungen.
Im Jahr 2012 erhält sie die Ehrenbürgerwürde der Stadt Eisenach und 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie stirbt am 6. Oktober 2017 in Haifa in Israel. Ein Teil ihres Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Eisenach.

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