Christian Franz Paullini – Arzt, Dichter, Historiker, Fälscher (1643 – 1712)

Um einen geschickten Fälscher ging es im Vortrag von Prof. Dr. Hubert Horstmann aus Mosbach im neuen Domizil des Geschichtsvereins, der Aula der Jakobschule. «Christian Franz Paullini – Arzt, Dichter, Historiker und Fälscher» ist der Titel seines neuen Romans, in dem er die Biographie dieser schillernden Persönlichkeit des Barock auf unterhaltsame Art verarbeitet und so Geschichte einem großen Interessentenkreis zugänglich macht.

Christian Franz Paullini, der 1643 in Eisenach geboren wurde, war ein ungewöhnlich vielseitig begabter Mann. Fürstbischöflicher Leibarzt, kaiserlich gekrönter Poet, Übersetzer, Historiograph des Reichsklosters Corvey bei Höxter und Landmedicus waren seine Lebensstationen.

Im Jahre 1685 kehrte er nach Eisenach zurück, wo er den Posten eines «Herzoglichen Stadtphysicus» annahm. Hier hat er seine berühmte «Dreckapotheke» geschrieben – die umfassendste Sammlung von Kot- und Urinrezepten in der Medizingeschichte.
Im Jahr 1712 – also vor 300 Jahren – starb er in Eisenach. Seine Grabplatte mit lobenden Worten über sein Leben befindet sich an der Kreuzkirche auf dem alten Friedhof.
Ca. 130 Jahre nach seinem Tod, wurde nach und nach offenbar, dass mehrere historische Werke Paullinis zweifelsfrei auf Fälschungen beruhen und sein Name kam in Verruf.

Um Paullini gerecht zu werden, muss man ihn aus seiner Zeit heraus verstehen. Im ausgehenden Barock war die Übertreibung nicht nur in Architektur und Malerei sondern auch in der Literatur das vorherrschende Prinzip. Fälschungen waren im Barock nichts Ungewöhnliches. In einer Zeit des eifrigen Sammelns und des Beschaffens von Urkunden nach den Wirren des 30-jährigen Krieges suchten viele Adelsfamilien oder etwa Klöster nach ihren Wurzeln, ihrer Abstammung, um daraus evtl. Rechtsansprüche begründen zu können.

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