Leserbrief: Danke Achim Baier!

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Kult-Lehrer feierte gerade seinen 96. Geburtstag
Wortmeldung eines ehemaligen Schülers

Ein humanistisch geprägtes Gymnasium im real existierenden Sozialismus. Das war das Ernst-Abbe-Gymnasium Eisenach in den 70er Jahren. Lehrer wie Anton (Toni) Ott (Latein), Paul (Paule) Engel (Mathematik) und Joachim (Achim) Baier (Deutsch und Latein) waren vordergründig die Humanisten jener Zeit. Achim Baier feierte diese Woche in Eisenach seinen 96. Geburtstag. Auch im Namen meiner Klassenkameraden von damals möchte ich mich in die Schar der Gratulanten einreihen! Ebenso meine Mutter (1938 geboren), die er als Junglehrer am Martin-Luther-Gymnasium unterrichtete. Danke Achim Baier für eine tolle Zeit!

Diese wenigen Jahre im Ernst-Abbe-Gymnasium waren prägend für mein ganzes Leben. Pauker des Ernst-Abbe-Gymnasiums, das war Achim Baier nicht. Er war Lehrer und vor allem Mensch. Jederzeit für ein offenes Gespräch bereit, scheute die Diskussion auch nicht zu brisanten Themen des DDR-Alltags. Das schätzten wir, die Klasse A/S, besonders an Achim. Das nahegelogene Hospiz, heute „Glockenhof“, wo es seinerzeit Flaschenbier an blanken Holztischen gab, galt bei der Schulleitung „als konterrevolutionärer Treffpunkt“. Hier, wo Achim Baiers Sohn und dessen Kumpels (u.a. Hans-Peter Thau, Max Schneider) in für die damalige Zeit „schrillen Klamotten“ anzutreffen waren, fanden auch wir Einlass, diskutierten die geistige Enge der DDR. Auf Wanderungen mit Achim Baier sprachen wir auch mit ihm darüber. Inoffiziell. Versteht sich. Ja, Achim Baier machte seinen Kompromiss mit dem DDR-System, blieb sich dennoch treu. Dadurch kamen Generationen von Schülern des Ernst-Abbe-Gymnasiums in den Genuss eines Lehrer Jochim Baier. Unvergessen, als nach einer Klassenwanderung der „harte Kern“ bei ihm in die Wohnung einrückte.

Achim, lad` uns wieder zur Fete ein, war der fortwährende Wunsch an ihn.

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Vor einigen Jahren sprachen wir über eine solche Fete.

Thomas, denke aber bitte dran, ich werde nicht 100 Jahre, sagte er seinerzeit zu mir.

Ich bekenne, ich habe unsere Klasse bisher nicht zusammen bekommen. Vielleicht starten einige Mitschüler von damals wie Stefan Ritter, Kerstin Kühn, Wolfgang Siebert, Christian Enke, Andreas Marx, Rainer Paulus und ich doch einen neuerlichen Versuch, alle zusammenzutrommeln…!

Thomas Levknecht, Eisenach (1958 geboren und stets in Eisenach wohnhaft)

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