Das waren stets heiße Duelle

Eisenachs Urgestein Rainer Osmann vor dem DHB-Pokalspiel des ThSV Eisenach am Mittwoch gegen die HSG Wetzlar

In der 2. DHB-Pokal-Hauptrunde empfängt der ThSV Eisenach am Mittwoch, 06.10.2021 um 20.00 Uhr zum thüringisch-hessischen Nachbarschaftsvergleich Erstbundesligist HSG Wetzlar. Tickets sind vorab online unter www.thsv-eisenach.de und in der ThSV-Geschäftsstelle sowie an der Abendkasse erhältlich. Es gilt die 3 G-Regel (genesen, geimpft, getestet). Von 17.30 bis 19.30 Uhr unterstützen die Johanniter den ThSV Eisenach mit einem Testzentrum im Wartburgstadion. Die Partie wird nicht auf sportdeutschlandtv gezeigt! Die Handballfans der Region sollten zum Liveerlebnis in die Werner-Aßmann-Halle kommen.
Die HSG Wetzlar, vormals HSG Dutenhofen/Münchholzhausen, und der ThSV Eisenach lieferten sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands rassige Duelle. In den 90eer Jahren saß Rainer Osmann auf der Trainerbank des ThSV Eisenach.

Rainer Osmann, Urgestein des Eisenacher Handballs, von 1964 bis 1985 aktiver Spieler und Kapitän, von 1985 bis 1990 Co-Trainer an der Seite von Hans-Joachim Ursinus, in ganz prekärer Situation im November 1992 aus dem Hessischen zurückgeholt und 1997 als Trainer mit dem ThSV Eisenach in die 1. Handballbundesliga aufgestiegen, bis November 2000 verantwortlicher Coach unter der Wartburg. Während dieser Zeit traf „Osse“ mit dem ThSV Eisenach mehrfach in Punkt- und Pokalspielen der 1. und 2. Bundesliga sowie im DHB-Pokal auf die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen, die sich später in HSG Wetzlar umbenannte.

Wir sprachen mit dem heute 71-jährigen und in Franken lebenden Rainer Osmann:
Was ist Ihnen aus diesen Duellen noch heute in Erinnerung?
Das waren Mitte der 90er Jahre heiße Duelle auf Augenhöhe vor stimmungsvollen Kulissen. In Dutenhofen herrschte ein familiäres Klima. In der Halle gab es von den Eltern der Spieler geschmierte Fettbrote mit Gurke, nach den Spielen entstand auf dem Parkett blitzschnell eine große Kneipe. Wir waren der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen seinerzeit einen Schritt voraus. In der Saison 1996/97 saßen uns die Mittelhessen im Nacken. Die SG Leutershausen, die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen und der ThSV Eisenach lieferten sich ein packendes Aufstiegsrennen. Rainer Dotzauer, der Geschäftsführer der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen, „Mister Handball“ der Region, bezeichnete den ThSV Eisenach seinerzeit als „sportliches Vorbild aus einer Kleinstadt Thüringens“. Am 22.01.1997 verloren wir im DHB-Pokal in Dutenhofen 19:20. Die Hessen qualifizierten sich dadurch für das Final Four in Hamburg. Wir wären da natürlich auch gern hingefahren. Unser Fokus richtete sich auf die Meisterschaft. Am 25.01.1997, also drei Tage nach dem Pokal-Krimi, bezwangen wir die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen um Punkte in heimischer Halle mit 20:19. Unser Titel Raduta übernahm ganz viel Verantwortung! Wir stiegen zum Ende der Saison 1996/97 in die 1. Handballbundesliga auf, empfingen 7 Jahre am Stück die weltbesten Handballer in der Werner-Aßmann-Halle.

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Wer waren seinerzeit bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen die tragenden Kräfte?
Vornweg natürlich Rainer Dotzauer als der Macher, der die Basis gelegt hat. Da sind die Klimpke-Brüder, Torhüter Axel Geerken und Rückraumspieler Dino Radoncic zu nennen. Später kamen Markus Baur und Volker Michel als Spieler, Velimir Petkovic als Trainer hinzu. Der leider viel zu früh verstorbene Betreuer Horst Theiss war über Jahrzehnte ein ganz wichtiger Teil der Mannschaft.

Und bei Ihrer Mannschaft?
Nach schwacher Startphase in der Saison 1996/97 hat sich meine Mannschaft zu einem unglaublichen Team entwickelt, welches nur Erfolg und den Aufstieg wollte!!! Da möchte ich keinen herausheben. Die Namen der Helden von 1997 und der folgenden Jahre sind bekannt. Wir hatten damals Spieler, die unbedingt für den ThSV Eisenach in der 1. Bundesliga spielen wollten; inklusive des Betreuerstabes.

Die Handballer aus der kleinen mittelhessischen Gemeinde folgten aber ein Jahr später….
Die Mannschaft um Rainer Dotzauer und Trainer Enyi Okpara stieg ein Jahr später, also 1998, in die 1. Handballbundesliga auf – und gehört seitdem konstant dem deutschen Oberhaus an. Man hob nie ab, blieb stets auf dem Boden, erreichte mit bescheidenen Mitteln ein Maximum. Gelungen ist der Umzug von der 1.700 Zuschauer fassenden Sporthalle in Dutenhofen über ein Ausweichquartier Gießen in die 2005 eröffnete Rittal Arena Wetzlar mit einer Kapazität von knapp 4.500 Zuschauern. Die HSG Wetzlar spielt seit 1998 mit solider Arbeit auf allen Feldern eine gute Rolle in Deutschlands höchster Spielklasse. In Eisenach hat es nach den 7 Jahren von 1997 bis 2004 nur noch zu zwei einjährigen Stippvisiten gereicht. Heute können wir uns die HSG Wetzlar als Vorbild nehmen.

Wie sehen Sie die Chancen am Mittwochabend?
Als Zweitligist hat man im Heimspiel immer eine Chance. Als Außenseiter hat man nichts zu verlieren. Die Eisenacher Spieler werden danach lechzen, gegen einen Erstligisten in einem Pflichtspiel aufzulaufen. Ich wünsche meinem ThSV Eisenach viel Erfolg!

Th. Levknecht

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