Die Arbeit mit den Jungs bereitet mir viel Freude und trägt erste Früchte

Nachgefragt bei Uwe Seidel, „Cheftrainer“ im ThSV-Nachwuchs

Uwe Seidel, am 28.05.1969 in Potsdam geboren, blickt auf eine eigene erfolgreiche Handballkarriere zurück, Von 1982 bis 1991 besuchte er die Sportschule in Frankfurt/Oder, rückte ins Männerteam des ASK Vorwärts Frankfurt/Oder auf, mit dem er legendäre Einsätze im Europapokal absolvierte. Von 1991 bis 1993 trug er das Trikot von TuSEM Essen. Während seiner Zeit beim HSV Suhl (1993 bis 1995) verfehlten die Südthüringer um ein einziges Tor den Aufstieg in die 1. Handballbundesliga. Von 1995 bis 1997 wirbelte der Linksaußen mit dem SC Magdeburg erfolgreich auf nationalem und internationalem Parkett. Für den ThSV Eisenach war der Blondschopf von 1997 bis 1999 unter Trainer Rainer Osmann in der 1. Handballbundesliga am Ball. Uwe Seidel war einer der wenigen Handballer, die für die Nationalmannschaft der ehemaligen DDR und für die Nationalmannschaft des wiedervereinigten Deutschlands auflief. Er markierte den ersten Treffer für das neue gesamtdeutsche Team. Uwe Seidel bestritt insgesamt 20 Länderspiele, 64 Jugend-Länderspiele. In Leipzig studierte er Sportwissenschaften. In der Nähe von Heilbronn hat er die Zusatzqualifikation Sporttherapeut erfolgreich erworben. Im St-Georg-Klinikum in Eisenach arbeitet er seit 1999 Jahren als Sporttherapeut. I Uwe Seidel, auch mit 50 noch rank und schlank, steht seit dem Sommer des Vorjahres wieder nahezu täglich in der Handballhalle. Der ThSV-Nachwuchs profitiert davon. In den nächsten Tagen stehen für die ThSV-B-Jugendlichen weitere Entscheidungen auf der Ebene des Thüringer Handballverbandes (Bestenermittlung) und des Mitteldeutschen Handballverbandes (Pokalebene) an. Am Sonntag, 23.02.2020 geht es im MHV-Pokal ins Erzgebirge, zu den Altersgefährten der NSG EHV/Nickelhütte Aue.

Wir sprachen mit Uwe Seidel:
Sie sind seit dem Sommer „Cheftrainer“- Nachwuchs, Schwerpunkt B- und A-Jugend. Wie sieht das in der Realität aus?
Ich arbeite mit einer Trainingsgruppe aus 20 Talenten im A- und B-Jugend-Alter. Diese gemeinsame Trainingsgruppe ist auch dadurch begründet, dass wir nur 5 „echte“ A-Jugendliche haben. Mit Philip Hufnagel hat uns der sechste „echte“ A-Jugendliche kürzlich verlassen. Wir absolvieren fünf Trainingseinheiten in der Woche. Eine leitet Alexander Nöthe mit durchdachtem Athletiktraining, Vier werden von mir geleitet, vorrangig bestehend aus spielerischem und taktischem Handballtraining. Der mir im Vorjahr zur Unterstützung zugesagte Co-Trainer ist noch nicht eingetroffen. Die Arbeit mit den Jungs bereitet mir viel Spaß und trägt ihre Früchte. Die Resultate auf Ebene des Mitteldeutschen Handballverbandes der B-Jugend waren vorrangig positiv. Der Jahrgang 03/04 agiert taktisch reifer. Die A-Jugendlichen orientieren sich verstärkt in Sachen beruflicher Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt in der Ausbildung der B 1-Jugendlichen und das Heranführen der B 2 an die B 1. Dabei wird er von Jan Gesell ganz intensiv unterstützt.

Welche Schwerpunkte setzen Sie bei der Arbeit mit den jungen Talenten?
Wir arbeiten immer noch an der technischen Grundausbildung, an der Verbesserung der Athletik, Kraft- und Schnelligkeit, an der grundtaktischen und mannschaftstaktischen Ausbildung. Das Zweikampfverhalten bildet einen Trainingsschwerpunkt. Alles mit dem Ziel, die jungen Sportler weiterhin für den Handball beim ThSV Eisenach zu begeistern und an unseren Verein zu binden.

Wie sehen Sie deren Leistungsentwicklung?
Ich werde nicht müde zu betonen, ich habe im Sommer des Vorjahres eine sehr gute Mannschaft übernommen. Ich versuche diese weiter zu entwickeln, natürlich nach meinem Stil. Ich sehe eine positive spielerische Entwicklung, eine gute Verteilung der Verantwortlichkeiten auf mehreren Schultern. Ich sehe nach wie vor athletische Defizite, insbesondere im Vergleich mit den Talenten aus den mitteldeutschen Leistungszentren Leipzig und Magdeburg. Ich freue mich auf viele Aufgaben, die bisher noch unerledigt sind. Dazu gehören das Üben in der Kleingruppe und individuelle Trainingseinheiten.

Gibt es Talente, die zuletzt einen besonderen Leistungssprung vollzogen haben? Tizian Reum erhielt eine Einladung vom DHB?
Tizian Reum fährt regelmäßig zum DHB-Training der Altersklasse U 17 nach Gießen. Es gibt etliche Spieler, die einen Leistungssprung vollzogen haben. Ole Gastrock-Mey gehört dazu. Alle Talente des Jahrganges 04 profitieren von der stärkeren körperlichen Auseinandersetzung im Trainingsteam.

Der ThSV Eisenach erhielt erstmals wieder das Jugendzertifikat der HBL. Anerkennung und Ansporn zugleich?
Das Jugendzertifikat sagt aus, dass die Vereins-Verantwortlichen, das Trainer- und Betreuerteam in der Lage sind, Spieler für die Handballbundesligen auszubilden, hierfür auch die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen. Im Einklang sind zu bringen, die sportliche Ausbildung, aber ebenso auch die Förderung der Persönlichkeit sowie die Qualität der schulischen Ausbildung einschließlich Berufsorientierung.

Im Pokal des MHV- B-Jugend rangiert Ihr Team auf dem 3. Platz. Die A-, B II – und C-Jugend führen verlustpunktfrei die Tabellen ihrer jeweiligen Landesliga-Staffeln an. Wie stufen Sie das ein?
Die Platzierungen in den Landesligen sind angesichts der Qualität des Thüringer Nachwuchshandballs nicht überzubewerten. Unsere Leistungssteigerung wird durch Platz 3 auf Ebene des Mitteldeutschen Handballverbandes dokumentiert. Aber auch das muss in der richtigen Relation gesehen werden. Der SC Magdeburg ging mit dem jüngeren Jahrgang an den Start, findet sich dadurch im Tabellenkeller wieder.

Der Abstand zu den Sportclubs in Leipzig und Magdeburg mit ihren Leistungszentren bleibt weiter bestehen…?
Ja. Die Sportschulenstruktur bildet die Grundlage. Junge Spieler werden in Verantwortung gebracht und ausgebildet. Die Kaderauswahl bürgt schon für Qualität. In Leipzig kommen auf einen Internatsplatz 40 Bewerber.

Nachwuchs-Spitzenteams aus Thüringen erhalten außerhalb des Freistaates rasch ihre Grenzen aufgezeigt. Woran liegt das? Wie ist dem beizukommen? Kürzlich wurde schon als positiv gemeldet, dass eine THV-Auswahl einheitlich gekleidet gekommen ist….?
Die Nachwuchsarbeit muss in Vereinen wie dem ThSV Eisenach wirtschaftlich entkoppelt werden, muss auf eigene Beine gestellt werden, um Rahmenbedingungen für eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit zu schaffen. Dazu gehören Hauptamtlichkeit im Trainerbereich und eine echte Internatsstruktur. Dann kommen auch auf eine freie Nachwuchsstelle mehrere Bewerber, kann nach dem Sichten ausgewählt werden. Auf Landesebene sind Stützpunkte zu schaffen, in denen Talente anderer Vereine gern mitarbeiten, deren Grundausbildung gewürdigt wird, die Jungs gefordert und gefördert werden. Schön wäre einer in Eisenach. Wir müssen „Vereinsklüngelei“ und „Kirchturmdenken“ aufbrechen, um junge Talente zu Spitzenleistungen zu bringen.

Welche Aufgaben stehen bevor?
Durch Terminüberschneidungen kann leider nicht alles geordnet erfolgen. In den nächsten Tagen sind wir mit unserer B-Jugend im Pokal des MHV und in der Bestenermittlung des THV gefordert. Personell ist derzeit alles an Deck, also 15 Spieler, davon drei Torhüter.

Uwe Seidel, vielen Dank für das Interview. Viel Erfolg bei den anstehenden Aufgaben!

Th. Levknecht

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