Dieter Raber holte wieder seine Gitarre heraus

Sie schrieben Eisenacher Fußballgeschichte!
Einstige erfolgreiche Eisenacher DDR-Liga-Fußballballer beim alljährlichen Wiedersehenstreffen an einem Tisch

„Weißt du noch“, so begannen viele Sätze beim diesjährigen Treffen der einstigen DDR-Liga-Fußballer von Motor Eisenach der Jahre 1954 bis 1974 im „Wartburgblick“. An einem Tisch saß zwanzigjährige erfolgreiche Eisenacher Fußballgeschichte. Heutige Generationen können davon nur träumen. Da war der eisenharte Stopper und Vorstopper Frank Würtemberger, der die gegnerischen Stürmer auch mit viel Einsatz abservierte, später in Waltershausen. Torwartlegende Dieter Garwe, später in Ruhla, gehörte ebenso dazu wie der stets unauffällig aber ausgesprochen mannschaftsdienlich seine Aufgaben erfüllende Gerhard Koch, der kopfballstarke Detlef Römhild, die Außenverteidiger Dieter Hotze und Bernd „Mäxer“ Koch, Freistoßspezialist Uli Maul und der kleine Mittelfeld-Wirbelwind Gernot „Sonne“ Brisgen, später viele Jahre bei Motor Mitte und FE Eisenach. Als Torhüter und später als Trainer war Detlef Schwendler mit dem Eisenacher Fußball verbandelt.

Ich wurde 4 Mal entlassen und ebenso viele Mal wieder geholt, erinnert sich Detlef Schwendler, dessen Vater Martin nicht nur in Eisenach überaus erfolgreich als Trainer amtierte.

Dieter Raber vital wie immer
Dabei mit einer Kiste, gefüllt mit Mannschaftsfotos von einst und Artikeln aus der einstigen AWE-Betriebszeitung „Der Motor“ und viele Episoden auf Lager habend, eine lebende Legende des Eisenacher Fußballs: Dieter Raber. Bis fast zum 40. Lebensjahr spielte er bei Motor Eisenach in der DDR-Liga, kickte danach noch viele Jahre bei den Petkus-Fußballern in Wutha-Farnroda. Als wenn er im „Wartburgblick“ nur kurz Station machen würde, um dann gleich zum Training ins Wartburgstadion aufzubrechen, stilecht im Trikot von Motor Eisenach, mit kurzer Hose, leichtfüßig und ruhelos im Raum unterwegs, auf den Ball wartend. Na klar, Dieter Raber hatte auch seine Gitarre dabei. Nach Auswärtsspielen stimmte er auf der Rückfahrt im kleinen „Robur“-Bus vor 50 Jahren Schlager der Zeit an. Alle sangen mit. Auch beim jüngsten Wiedersehenstreffen. Dass Dieter Raber in den nächsten Tagen, am 9.Juni 2018, das Alter von 80 Jahren erreicht, das wollte keiner glauben!

Highlights: die Pokalspiele gegen Jena und Chemie Leipzig
Mannschaftsbilder von einst, auch aus dem Nachwuchs, machten die Runde. Dieter Raber hatte aus seinem Fundus einiges mitgebracht, auch Artikel aus der ehemaligen AWE-Betriebszeitung „Der Motor“. Die Eröffnung des Wartburgstadion mit einer Doppelveranstaltung, Fuß- und Handball, vor 15.000 Zuschauern wurde in Erinnerung gerufen. Das legendäre Pokalspiel gegen den SC Motor Jena, mit Peter und Roland Ducke, die Spiele gegen Dynamo Dresden und Lok Leipzig wurden in den Gesprächen aufgefrischt. Am 14.12.1958 konnte in einem Testspiel vor 4.000 Zuschauern der SC Turbine Erfurt mit 2:0 bezwungen (Torschützen Kunze und Raber). Vor der Saison 1961/62 kam es von Seiten des DDR-Fußballverbandes zur Rücknahme des sechs Jahre zuvor gefassten Beschlusses der Anpassung der Fußballsaison an das Kalenderjahr. Strukturänderungen, von einer bis zu fünf Staffeln in der DDR-Liga, der zweithöchste Spielklasse, stellten stets neue Anforderungen. Auch Qualifikationsrunden mit einem wochenlangen Tauziehen am „grünen Tisch“ weist die Chronik auf. Die Bedeutung von Gustav Salzmann für den Eisenacher Fußball wurde herausgestrichen. Schmerzhafte Spielerwechsel galt es zu verkraften. Die Pokalspiele gegen Chemie Leipzig (Saison 1968/69) lebten in den Gesprächen auf. In der Saison 1974/75 feierte im Heimspiel gegen Aktivist Menteroda der 17-jährige Torwart Norbert Leischner seinen Einstand. Steffen Brademann spielte bei seinem Debüt eine überragende Saison, Mit 16 Treffern kam der Stürmer zusammen mit dem Leinefelder Wolfgang Rothensee hinter dem Weimarer Torjäger Wolfgang Dummer (23 Tore) auf Platz 2 der Torschützenliste. Im Jahr 1977 beendete Dieter Raber nach insgesamt 17 Jahren (zwischendurch bei Lok Stendal) seine Laufbahn bei Motor Eisenach. Er schloss sich Petkus Wutha an, gehörte dort im Alter von 48 Jahren noch zur 1. Mannschaft, absolvierte sein 1000. Punkt- und Pokalspiel. Die Fachzeitschrift „FuWo“ würdigte Dieter Raber in der Rubrik §Das Herz unseres Sports“.

Die Helden von einst treffen sich einmal im Jahr. Sie wünschen sich, Dieter Raber möge noch lange seine Klampfe auspacken und die Hits von damals anstimmen…!

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