Ehrenbürger, Stifter und Mäzen – Julius von Eichel-Streiber

Julius von Eichel-Streiber gehörte zu den großen Wohltätern der Wartburgstadt. Die beachtliche Zahl seiner Schenkungen, zu denen auch das heutige Landestheater gehört, trugen im 19. Jahrhundert maßgeblich zur kulturellen und sozialen Entwicklung Eisenachs bei. Am heutigen 21. April diesen Jahres würde er seinen 200. Geburtstag feiern.

Die Verbindung zwischen der Familie von Eichel bzw. von Eichel-Streiber und der Stadt Eisenach reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seine Vorfahren gründeten einen Spinnerei- und Webereibetrieb, der sich zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für Eisenach entwickelte und später unter dem Namen »Eisenacher Kammgarnspinnerei AG« bekannt wurde. Es war das erste industriell produzierende Unternehmen der Stadt. Um 1860 fanden hier rund 300 Menschen Arbeit. Schon damals war die Familie von Eichel bzw. von Eichel-Streiber bestrebt den sozialen Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Sie gründeten eine Fabrikkrankenkasse und ein Mädchenheim für unverheiratete Lohnarbeiterinnen.

Besonders der 1820 geborene Julius von Eichel-Streiber war um das soziale und kulturelle Wohl der Stadt bemüht. Für sein Engagement erhielt er im Oktober 1878 die Auszeichnung zum Eisenacher Ehrenbürger. Den Anlass für diese Ehrung gab die Schenkung des Theaters, zu dessen Eröffnung am 1. Januar 1879 auch die feierliche Verleihung des Ehrenbürgerrechts stattfand.

Beachtlich ist vor allem die Anzahl seiner Stiftungen. Im Gedenken an seine Mutter Karoline stiftete er die als »Karolinenlyceum« bekannte höhere Mädchenschule, er rief die »Eichel-Streibersche Hospitalstiftung« ins Leben, für den Stift St. Justus ließ er ein Pflegeheim errichten, im Gedenken an seine erste Ehefrau gründete er mit der »Ida-Stiftung« eine Fortbildungsschule für Mädchen und Frauen, er machte sich um die Erhaltung der Eisenacher Garnison sowie einen Kasernenneubau für diese verdient und ließ einen Kindergarten einrichten.

Gymnasiasten, Studenten, Waisenkinder und Kunstschaffende wurden von ihm mit Stipendien und Fonds gefördert. So trat er zum Beispiel als Mäzen für den Maler Friedrich Preller den Jüngeren auf. Finanziell beteiligte sich Julius von Eichel-Streiber zudem an der Ausmalung der Nikolaikirche und an der Wiederherstellung der Georgenkirche.

Bis ins hohe Alter nahm Julius von Eichel-Streiber an städtischen Angelegenheiten Anteil. Die Realisierung seines letzten Förderprojekts – die Setzung des Carl-Alexander-Denkmals im Kartausgarten – erlebte er nicht mehr. In seiner Villa in der Karolinenstraße starb er am 27. April 1905 mit 85 Jahren.

1945 wurde der gesamte Besitz der Familie, zu dem unter anderem die schlossähnliche Villa auf dem Pflugensberg und das Palais Bechtolsheim am Jakobsplan (auch »Kanzlerpalais« genannt) gehörten, entschädigungslos enteignet.