Ein Meister sagt adiós

Gerade einmal fünf Plätze ließen sich im gesamten Landestheater ausmachen, welche am vergangenen Samstagabend noch frei waren. Alle restlichen der 500 Polstersitze waren besetzt. Zumindest zeitweise, denn während des Applauses hielt es wohl keinen der Theatergäste auf seinem Sitzplatz.

Der Grund dabei war so schön wie schade zugleich: Eisenachs Generalmusikdirektor (GMD) Carlos Dominguez-Nieto, von seinen Fans liebevoll Don Carlos genannt, spielte sein letztes Sinfoniekonzert in der Wartburgstadt.
Vor sechs Jahren war der gebürtige Spanier, der seit seinem siebten Lebensjahr Musikunterricht nahm, ans Landestheater in Eisenach gekommen und lenkte von da an die Geschicke der Landeskapelle in Eisenach.

Und das machte der eigentliche Madrilene durchaus mit einem großen Talent. So auch am Sonnabend, als Don Carlos wie gewohnt mit majestätisch-tänzerischen Bewegungen sein Orchester souverän durch das achte Sinfoniekonzert dieser Spielzeit dirigierte. Doch einfach hatte es der GMD nicht unbedingt, immerhin schrieb die Landeskapelle ausgerechnet an jenem Abend eine neue Rekordzahl in ihre Geschichte: Mit 19 musikalischen Aushilfen war das Orchester besetzt, was aber der Qualität des Konzerts keinen Abbruch tat.

Denn schon bei Zoltán Kodálys Tänzen aus Galánta überzeugte die Landeskapelle das geschulte Ohr mit Tongewalt, die aber auch zurückhaltend werde konnte – eben dann, wenn es angebracht war. Auch Mozarts Sinfonie Nummer 25 in g-Moll hatten die Musiker mit allen vier Teilen überzeugend zu Gehör zu bringen vermocht und damit in dem hoch erhitzten Schauspielhaus für einen donnernden Beifall kurz vor der Pause gesorgt.

Doch der eigentliche musikalische Leckerbissen des Abends war Johannes Brahms´ Konzert für Violine in D-Dur, welches der Komponist vermutlich am Klavier entworfen hatte. Mit seiner Violine trumpfte hier der Solist Julian Dedu auf und verwandelte das Landestheater in eine musikalische Arena, wie es sie selten in Eisenach gab.

Bravo, Bravo erschallten sodann während des Schlussapplauses auch die Rufe der begeisterten Zuhörer. Doch galten sie nicht nur dem Konzert, sondern vor allem dem von vielen verehrten Generalmusikdirektor, welcher nun Gerüchten zufolge nach München gehen wird und dort seine musikalische Reise fortführt.

Anzeige
Anzeige