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Gedenken: 100. Geburtstag von Avital Ben-Chorin

Am Samstag, 25. Februar, hätte Eisenachs Ehrenbürgerin Avital Ben-Chorin ihren 100. Geburtstag gefeiert. Ihr zu Ehren wird es an diesem Tag um 14 Uhr eine Gedenkveranstaltung an der Familiengrabstätte auf dem auf dem jüdischen Teil des Eisenacher Friedhofs geben. Avital Ben-Chorin wurde in Jerusalem begraben, in der Wartburgstadt erinnert ein Gedenkstein an sie.

Avital Ben-Chorin war nicht nur eine hochgeschätzte Ehrenbürgerin. Sie war eine außergewöhnliche Frau, deren Kraft ich nur bewundern kann: Eine Vermittlerin zwischen den Religionen, Generationen und Nationen. Sie fand trotz ihrer Vertreibung im Jahr 1936 und des Verlustes Ihrer Familie in der Shoa die Stärke, eine Freundin des neuen Eisenachs zu werden, das doch immer ein Stück ihrer alten Heimat geblieben war. Sie wurde zur Vermittlerin einer Versöhnungsbotschaft, die das Erlittene nicht negierte und dennoch in die Zukunft blickte. Unzählige Eisenacherinnen und Eisenacher haben dieser Botschafterin bei ihren Besuchen in der Wartburgstadt gern und aufmerksam zugehört. Wir werden ihr Andenken bewahren, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf, die die Gedenkrede in Erinnerung an Avital Ben-Chorin halten wird.

Etwa zeitgleich mit dem Gedenken, um 13.30 Uhr, starten auf dem Markt anlässlich des Internationalen Weltgästeführertages vier kostenlose Stadtführungen. Thema des diesjährigen Weltgästeführertages ist „Anekdoten und Geschichten“, welches die Eisenacher Gästeführer*innen zum Anlass nehmen, über Persönlichkeiten zu sprechen, die sonst nicht im Fokus der regulären Stadtführungen stehen.

In der Sonderausstellung des Lutherhauses liegt das Gedichtbüchlein von Avital Ben-Chorin, das sie als Mädchen in Eisenach begann und bei ihrer Auswanderung im Jahr 1936 mit nach Palästina nahm. Wie es nach Eisenach zurückkam, warum es heute im Museum liegt und welches Erbe ihre Tochter Ariela Kimchi der Stadt – und damit uns allen – übertrug, wird Stadtführerin Alexandra Husemeyer im Rahmen des Weltgästeführertages im Lutherhaus erzählen.

Die zentrale Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an Avital Ben-Chorin wird am 4. Juli 2023 im Beisein ihrer Tochter Ariela Kimchi stattfinden, zu welchem auch das Gedichtbüchlein gedruckt erscheinen wird.

Avital Ben-Chorin wird als Erika Fackenheim am 25. Februar 1923 in Eisenach und einziges Kind von Alfred und Herta Fackenheim, geb. Oppenheim, geboren. Ihre Eltern und andere Familienangehörige werden 1944 in Auschwitz ermordet. Sie lebt und arbeitet in Jerusalem, ist israelische Hebräischlehrerin, Übersetzerin, literarische Sekretärin und Publizistin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Schalom Ben-Chorin wird sie zur Pionierin des deutsch-israelischen Jugendaustauschs und Mitgründerin der ersten jüdischen Reformgemeinde in Israel und des israelischen Zweiges der „Women’s International League for Peace and Freedom“ (WILPF).

1956 besucht Avital Ben-Chorin zum ersten Mal seit ihrer Alija (Einwanderung von jüdischen Menschen ins Land Israel) 1936 Deutschland, um ihren Ehemann zu dessen Vorträgen zu begleiten, hält später selbst Vorträge und engagiert sich in der Aktion Sühnezeichen. Von 1963 bis 1973 organisiert sie mit ihrem Ehemann erste Reisen von israelischen Jugendgruppen nach Deutschland. Sie ist für zahlreiche Besuchergruppen aus Deutschland und deutschen Volontär*innen in Israel Gesprächspartnerin für Einführungen in das Judentum und für einen Gedankenaustausch über die israelisch-deutschen.

Im Jahr 2012 erhält sie die Ehrenbürgerwürde der Stadt Eisenach und 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie stirbt am 6. Oktober 2017 in Haifa in Israel. Ein Teil ihres Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Eisenach.

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