Gedenken: 100. Geburtstag von Avital Ben-Chorin

Am Samstag, 25. Februar, fand anlässlich des 100. Geburtstages von Avital Ben-Chorin eine Gedenkveranstaltung neben der Familiengrabstätte der Familie Fackenheim statt, an dem auch eine Gedenktafel an Avital Ben-Chorin erinnert.

Ich gebe zu, dass dieser Moment mich sehr bewegt, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf während des Gedenkens und weiter: Ich hatte das Glück – und dafür bin ich unendlich dankbar –, dass ich Avital Ben-Chorin persönlich kennenlernen durfte. Ich blicke dabei auf viele bewegende Momente zurück. Heute feiern wir ihren Geburtstag und denken an diese zierliche, warmherzige und dennoch starke, resolute Frau, die sich trotz ihres Schicksals mit all ihrer Kraft für Verständigung einsetzte und ihr Leben der Versöhnung widmete.

Thekla Bernecker-Degenhardt, die sich für ein besseres Verständnis der vielfältigen Welt des Judentums engagiert, besuchte in Vorbereitung auf die Gedenkveranstaltung das Eisenacher Stadtarchiv. Von dort brachte sie aus dem Nachlass von Avital Ben-Chorin zwei Kinderfotos aus den Jahren 1926 und 1932 mit und konnte den Anwesenden von deren Kindheit in Eisenach erzählen. Beim Durchschauen des Nachlasses entdeckte sie außerdem einen Text mit dem Titel „Else Lasker Schüler – Wie ich sie erlebte“ und las einen Auszug daraus vor, indem Avital Ben-Chorin ein zufälliges Treffen mit der Dichterin in Jerusalem beschrieb.

Zum Abschluss der Veranstaltung trug Thekla Bernecker-Degenhardt das Gedicht „Versöhnung“ von eben jener Dichterin vor, die Avital Ben-Chorin so inspirierte.

Musikalisch begleitet wurde das Andenken von Gesina Schiller-Hardt auf der Flöte.

Eine zentrale Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an Avital Ben-Chorin wird am 4. Juli 2023 im Beisein ihrer Tochter Ariela Kimchi stattfinden.

Avital Ben-Chorin wird als Erika Fackenheim am 25. Februar 1923 in Eisenach und einziges Kind von Alfred und Herta Fackenheim, geb. Oppenheim, geboren. Ihre Eltern und andere Familienangehörige werden 1944 in Auschwitz ermordet.

Sie lebt und arbeitet in Jerusalem, ist israelische Hebräischlehrerin, Übersetzerin, literarische Sekretärin und Publizistin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Schalom Ben-Chorin wird sie zur Pionierin des deutsch-israelischen Jugendaustauschs und Mitgründerin der ersten jüdischen Reformgemeinde in Israel und des israelischen Zweiges der „Women’s International League for Peace and Freedom“ (WILPF).

1956 besucht Avital Ben-Chorin zum ersten Mal seit ihrer Alija (Einwanderung von jüdischen Menschen ins Land Israel) 1936 Deutschland, um ihren Ehemann zu dessen Vorträgen zu begleiten, hält später selbst Vorträge und engagiert sich in der Aktion Sühnezeichen. Von 1963 bis 1973 organisiert sie mit ihrem Ehemann erste Reisen von israelischen Jugendgruppen nach Deutschland. Sie ist für zahlreiche Besuchergruppen aus Deutschland und deutschen Volontär*innen in Israel Gesprächspartnerin für Einführungen in das Judentum und für einen Gedankenaustausch über die israelisch-deutschen Beziehungen.

Im Jahr 2012 erhält sie die Ehrenbürgerwürde der Stadt Eisenach und 2013 das Bundesverdienstkreuz. Sie stirbt am 6. Oktober 2017 in Haifa in Israel. Ein Teil ihres Nachlasses befindet sich im Stadtarchiv Eisenach.

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